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GEFAHR/077: Sudan - Der erste Klimakrieg? (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 100/1.09
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

strömungen
Sudan: Der erste Klimakrieg?

Von Nick Meendermann, Eberswalde


Obwohl die Republik Sudan über reiche Bodenschätze wie z.B. Öl, Erze und Gold verfügt, gehört sie zu den ärmsten und zugleich am höchsten verschuldeten Ländern der Welt. Das Auswärtige Amt beschreibt die Ernährungslage "vielerorts" als "besorgniserregend".

Seit 1955 herrscht dort, mit Ausnahme zwischen den Jahren 1972 und 1983, Krieg. Mindestens drei Millionen Menschen kamen dabei ums Leben. Nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens 2005 sind die Kämpfe im südlichen Sudan beigelegt. Dafür entbrannte 2003 Krieg im westsudanesischen Darfur. Die Gesellschaft für bedrohte Völker schätzt die Zahl der Toten dort auf bis zu 400.000 und spricht von erneutem Völkermord seitens der Regierung. Rund zwei Mio. Menschen seien gewaltsam aus ihren Dörfern vertrieben worden und drei Mio. benötigten humanitäre Hilfe. Nach Schätzungen der UN vom 1. Oktober 2008 handelt es sich sogar um fast 2,7 Mio. Binnenflüchtlinge.

Laut UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, haben Klimaveränderungen, einschließlich dramatischer Verschiebungen der Niederschläge, zum Konflikt in Darfur (Sudan) beigetragen. Gemäß UNDP, dem UN-Entwicklungsprogramm, sagen Klimamodelle einen Temperaturanstieg für den sudanesischen Bundesstaat Nordkordofan um 1,5 °C zwischen 2030 und 2060 voraus. Gleichzeitig soll die Regenmenge um fünf Prozent abnehmen. Dies hätte einen Rückgang der Getreideernten um ca. 70 Prozent zur Folge. Angesichts der Tatsache, dass etwa 75 Prozent der erwerbstätigen Sudanesen in der Landwirtschaft beschäftigt sind, hätte diese Entwicklung fatale Auswirkungen.

Weniger Niederschläge würden auch zu einer weiteren Ausdehnung der Wüsten führen (Desertifikation). Der vermehrt ausbleibende Regen, die Überweidung der Grasflächen, die Abholzung der Wälder und die daraus resultierende verstärkte Erosion durch den Wind haben in den letzten 40 Jahren dazu geführt, dass sich die Wüsten in manchen Regionen des Landes um 100 Kilometer ausgebreitet haben.

Derzeitig kann das Klima jedoch nicht als alleiniger Kriegsgrund im Sudan gesehen werden. Die Ursachen für vergangene und gegenwärtige Konflikte sind vielfältig. Neben ökologischen, politischen, religiösen, ethnischen und auch ökonomischen Faktoren spielen historische Fehden, Streitigkeiten um Land und Bodenschätze sowie großräumige Bevölkerungsverschiebungen eine Rolle.


Nick Meendermann macht ein Praktikum bei ROBIN WOOD und studiert Landschaftsnutzung und Naturschutz in Eberswalde


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Vergleich Deutschland/Sudan Fläche: 360 00 km² / 2,5 Mio. km² (größter Staat Afrikas)
Bevölkerung 2008: 82 Mio. / 38,5 Mio.
Hauptstadt: Berlin (3,4 Mio. Einwohner) / Khartum (8 Mio.)
Pro-Kopf-Einkommen 2006: 33500 US$/Jahr/ 1900 US$/Jahr
Lebenserwartung 2006: 79 / 58
Karte: wikipedia.deQuellen: auswaertiges-amt.de worldbank.org

Klimamodelle prognostizieren für den Sudan steigende Temperaturen und weniger Regen (Foto: Robson/pixelio)


Quellen und weitere Informationen:
auswaertiges-amt.de (Stand: Februar/Juli 2008)
gfbv.de (Stand: März 2007)
sudan-embassy.de (Zugriff: 22.10.08)
unsudanig.org (Darfur Humanitarian Profile No. 33)
postconflict.unep.ch (Sudan Post-Conflict Environmental Assessment, Bericht Juni 2007)
unep.org (Jahresbericht 2007)
undp.org (Human Development Report 2007/2008)


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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 100/1.09, S. 43
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2009