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WASSER/136: Tansania - Für Sansibar bedeutet die Ankunft des Meeres weniger Wasser (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Juni 2013

Tansania: Für Sansibar bedeutet die Ankunft des Meeres weniger Wasser

von Erick Kabendera



Sansibar, Tansania, 13. Juni (IPS) - Das Wasser in Khadija Komboanis Brunnen auf der tansanischen Insel Sansibar ist salzig. Das liegt daran, dass der Meeresspiegel des Indischen Ozeans, der das Eiland umgibt, immer weiter steigt.

Bis vor kurzem hatte die 36-jährige Mutter von zwölf Kindern aus der Ortschaft Nungwi in Unguja im äußersten Norden Sansibars den Großteil des Tages damit zugebracht, Süßwasser von der nächsten Frischwasserstation zu holen.

"Das Wasser hier war sehr salzig. Man konnte wenig damit anfangen", berichtet sie. "Nur mit viel Seife ließ es sich zum Waschen und Geschirrspülen verwenden. Doch zum Trinken und Kochen ist es sowieso nutzlos. Darum mussten wir weite Wege zurücklegen, um uns mit dem Wasser aus den Frischwasserbrunnen zu versorgen."

Nach Angaben des Sansibar-Wasserministeriums hat der Anstieg des Meeresspiegels dazu geführt, dass sich Süß- und Salzwasser immer häufiger vermischen und die Brunnen versalzen. Auf Sansibar gibt es keine Flüsse. Grundwasser ist und bliebt die wichtigste aber niederschlagsabhängige Wasserbezugsquelle. Doch auch der Regen lässt im Zuge des Klimawandels nach.

Inzwischen gehören die langen Wege zur Beschaffung von Trinkwasser der Vergangenheit an. Komboani und viele andere Sansibarer profitieren von einem Projekt, das den Familien das Wasser in die Dörfer bringt.


Wasserspeicher

Im Oktober 2012 baute das Afrikanische Anpassungsprogramm (AAP) des UN- Entwicklungsprogramms (UNDP) eine acht Kilometer lange Leitung von Kilimani im Inneren der Insel bis nach Nungwi an der Küste. Ein riesiger Wassertank hält nun die Wasserversorgung in Gang.

Die AAP, ein in 21 afrikanischen Ländern umgesetztes Programm zur Anpassung an den Klimawandel, unterstützt Tansania bei der Entwicklung sinnvoller Klimastrategien und Anpassungsprogramme.

Inzwischen haben die 15.000 Bewohner von Nungwi 24 Stunden am Tag Zugang zu sauberem Wasser, das entweder aus dem Kran kommt oder aus einem Tank gezapft wird. Komboani berichtet, dass sie das Mehr an Zeit, das sie dem Wasserprojekt verdankt, nun in ein eigenes Geschäft steckt. Sie verkauft Snacks, an denen sie pro Tag etwa fünf US-Dollar verdient.

Die Ankunft des Wassers hat gleich mehrere Probleme auf einmal gelöst. "Immer wenn ich so lange weggeblieben bin, um Wasser zu holen, hat mir mein Mann eine Eifersuchtsszene gemacht", erzählt die Unternehmerin. "Ich bin heilfroh, dass in unserem Heim nun wieder Frieden herrscht."


Wassersklavinnen

Zudem hat der Zugang zu sauberem Trinkwasser viele Mädchen und Frauen vor zweifelhaften Heiraten bewahrt, wie die Kommissarin des Sansibar- Bezirks Nord A, Tatu Mganga, berichtet. "Wir mussten etliche Male einschreiten, nachdem wir gehört hatten, dass Frauen verheiratet werden sollten, nur damit sie ihre neuen Männer mit Wasser versorgen", berichtet sie. "Wir habe schon einige Mädchen aus einer solchen Gefangenschaft gerettet."

Doch mit solchen Schauergeschichten ist es vorbei. "Fast alle hier haben Zugang zu sauberem Trinkwasser", freut sich Mganga. "Das hat sich auch positiv auf die Hygiene in den Familien ausgewirkt."

Wie Sheha Mjanja, Umweltbeauftragter im Büro des Vizepräsidenten von Sansibar, berichtet, haben zahlreiche Studien gezeigt, wie anfällig die Insel vor der ostafrikanischen Küste für die negativen Folgen des Klimawandels ist. "Der Klimawandel in Nungwi gehört zu unseren größten Herausforderungen", sagt er. "Das vorrückende Wasser verschlingt in kürzester Zeit sehr viel Land. Wir haben Angst, dass sich die Situation weiter zuspitzen wird."

Die Älteren beobachten seit langem, wie sich die Insel im Zuge des Klimawandels verändert. So meint der 58-jährige Masoud Haji, dass der Meeresspiegel mit den Jahren sehr stark gestiegen ist. "Im Dezember gab es keinen Regen, wir er in meiner Jugend üblich war", sagt er. "Früher waren unsere Dörfer weit von der Küste entfernt, heute lebt jeder nahe am Ozean." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.undp-aap.org/
http://www.ipsnews.net/2013/06/zanzibars-encroaching-ocean-means-less-water/

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IPS-Tagesdienst vom 13. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2013