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WASSER/110: Mexiko - Levi's, C&A und Nike verschmutzen Flüsse, Greenpeace veröffentlicht Bericht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Dezember 2012

Mexiko: Levi's, C&A und Nike verschmutzen Flüsse - Greenpeace veröffentlicht Bericht

von Emilio Godoy



Mexiko-Stadt, 13. Dezember (IPS) - Die Textilindustrie in Mexiko verschmutzt Flüsse mit giftigen Chemikalien. Untersuchungen von 'Greenpeace' haben in Abwasserproben unter anderem Benzol und Nonylphenol nachgewiesen. In ihrem Bericht 'Giftige Garne: Ausgezogen. Die Rolle der Textilindustrie bei der Verschmutzung der Flüsse Mexikos' wirft die Umweltorganisation den Textilfabriken 'Lavamex' und 'Kaltex' vor, den San Pedro und San Juan schwer zu belasten. Die beiden Ströme fließen durch die zentralen Bundesstaaten Aguascalientes und Querétaro.

"So gut wie die gesamte Kleidung, die in den großen Fabriken Mexikos genäht wird, enthält gefährliche Chemikalien", sagt Pierre Terras, Koordinator der Kampagne gegen Giftstoffe von Greenpeace-Mexiko, gegenüber IPS. "Wie gefährlich sie für die Kunden sind, können wir noch nicht genau abschätzen, aber wenn sie mit Wasser in Berührung kommen, dann werden sie aktiv und giftig."


Niedriglöhne in Maquila-Betrieben

Lavamex und Kaltex stellen nicht nur Kleidung für nationale Märkte her, sondern arbeiten für große transnationale Textilkonzerne wie 'Levi Strauss', 'Nike' und 'C&A'. Ein Großteil der ausländischen Konzerne kam 1994 ins Land und lässt in sogenannten Maquila- Fertigungsbetrieben produzieren. Angezogen wurden sie durch die niedrigen mexikanischen Löhne, die die Herstellungskosten der Kleidung um einiges günstiger machen als die Produktion in den USA oder in Kanada. Möglich gemacht hat die Öffnung der Märkte das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) zwischen den drei Ländern aus dem gleichen Jahr.

Die Maquilas haben einen gesonderten Status in Mexiko: Sie unterliegen Steuervergünstigungen und zahlen nur geringe Abgaben für Wasser und Elektrizität. Neben Textilien produzieren sie teilweise auch Elektrogeräte und montieren Autos.

In den mexikanischen Maquila-Freihandelszonen sind mehr als 500.000 Menschen damit beschäftigt, Hemden, Blusen und Jeans zu nähen, die dann vor allem in die USA exportiert werden. Mexiko ist nach Zahlen der Vereinigung der Maquila-Exportbetriebe viertgrößter Lieferant für in den USA verkaufte Kleidung. Seit Oktober 2011 hat Mexiko laut Handelsministerium Textilien im Wert von 4,7 Milliarden US-Dollar in die USA exportiert.

Im Mai nahm Greenpeace Proben des Abwassers von zwei Fabriken von Lavamex und Kaltex. Diese wurden anschließend in einem Labor der Universität von Exeter in Großbritannien untersucht. Dabei wurden Reste von mehreren Chemikalien festgestellt, darunter Nonylphenol, Benzol und Phthalsäureester. Diese werden in Waschmitteln, Lacken und Plastik eingesetzt.

Die mexikanischen Richtlinien für chemische Abwässer sind schwach ausgeprägt. Sie beziehen sich lediglich auf acht Indikatoren, für die bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden dürfen, um die Wasserqualität nicht zu beeinträchtigen. Auch für die Konzentration von neun Metallen gibt es Richtwerte. Doch beispielsweise ist verfärbtes Wasser, das aus vielen Textilfabriken in Flüsse abgeleitet wird, nicht vernünftig reguliert.

Während Kaltex gegenüber IPS keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben wollte, erklärte Lavamex in einer Mail, man sei verantwortungsbewusst und arbeite mit der Regierung, den Kunden und Monitoring-Organisationen zusammen, um sicherzustellen, dass die Standards eingehalten oder sogar übertroffen würden.


Wassertribunal klagt mexikanische Regierung an

Rund 60 Fälle von Wasserverschmutzung in Mexiko sind im vergangenen Jahr vor dem Lateinamerikanischen Wassertribunal verhandelt worden. Das Tribunal wurde 2001 von zivilgesellschaftlichen Organisationen gegründet. In diesem Monat erklärte es die Stadtverwaltung von Mexiko-Stadt sowie die Regierung des Landes für schuldig, internationale Verträge zum Wasserschutz gebrochen zu haben. Darüber hinaus habe das Land darin versagt, effektive Mechanismen zu schaffen, um den Zugang zu einem Umweltrecht zu erleichtern.

Mit Bezug auf eine Publikation der nichtstaatlichen Nationalen Vereinigung von Umweltopfern erklärte das Tribunal, dass das Menschenrecht auf Wasser immer häufiger verletzt werde. Dies müsse aufgehalten werden. Doch dafür fehlen die politischen und legalen Instrumente.

Greenpeace fordert von den transnationalen Textilkonzernen, sich freiwilligen Selbstverpflichtungen für Umweltstandards in mexikanischen Maquilas zu unterwerfen. "Die großen Marken haben die Möglichkeit, die Bedingungen in der Produktionskette zu verbessern. Diese Möglichkeit müssen sie wahrnehmen", sagte Terras gegenüber IPS.

2011 startete Greenpeace die Kampagne 'Detox', der sich bisher sechs Modefirmen angeschlossen haben. Sie haben sich dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2020 die gefährlichen Stoffe in der Textilproduktion auf null zu reduzieren. In einer internationalen Kampagne versucht die Umweltorganisation seitdem vergeblich, auch Levi Strauss dazu zu bringen, sich anzuschließen. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.greenpeace.org/mexico/es/Campanas/Toxicos/
http://www.greenpeace.org/mexico/Global/mexico/Docs/2012/HILOS_TOXICOS_MEXICO.pdf
http://www.aim.org.mx/
http://tragua.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102069

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 13. Dezember 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2012