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WASSER/105: Sanitäre Grundversorgung als Nachhaltigkeitsziel - Experten werben für Unterstützung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. November 2012

Entwicklung: Sanitäre Grundversorgung als Nachhaltigkeitsziel - Experten werben für Unterstützung

von Thalif Deen


Der Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen ist ein grundlegendes aber vielen Menschen vorenthaltenes Menschenrecht - Bild: © Manipadma Jena/IPS

Der Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen ist ein grundlegendes aber vielen Menschen vorenthaltenes Menschenrecht
Bild: © Manipadma Jena/IPS

New York, 16. November (IPS) - Wenn die Vereinten Nationen am 19. November den Welttoilettentag begehen, stellt sich auch die Frage nach den Möglichkeiten, das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung durchzusetzen. Experten empfehlen, es in den Rang eines der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu erheben, die an die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) anschließen sollen.

Drei Jahre vor Ablauf der Frist für die Umsetzung der MDGs nehmen die UN das im Juni auf der Rio+20-Konferenz beschlossene Folgeprojekt in Angriff. Die SDGs gelten als die logischen Nachfolgeziele der acht MDGs, die der New Yorker UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 zur Bekämpfung der Armut bis 2015 hervorgebracht hatte. Sie müssen noch formuliert und sollen bis 2030 umgesetzt werden.

Die MDGs sehen bis 2015 die Halbierung von Hunger und Armut, Grundschulbildung für alle, die Stärkung der Rolle der Frau, die Senkung der Kindersterblichkeit sowie die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern, die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria, die ökologische Nachhaltigkeit und den Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft vor.


2,5 Milliarden Menschen ohne Toiletten

Der Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung wird in dem MDG für ökologische Nachhaltigkeit als Unterpunkt abgehandelt. Demnach soll die Zahl der Menschen, die ohne diese elementaren Leistungen auskommen müssen, bis 2015 halbiert sein. Derzeit sind 800 Millionen Menschen nicht an das öffentliche Wassersystem angeschlossen, 2,5 Milliarden haben keine Toiletten. Während die meisten Entwicklungsländer in den letzten zwölf Jahren einen begrenzten Erfolg bei der Versorgung mit sauberem Wasser verbuchen konnten, sind die Sanitärziele nach wie vor unerreichbar.

Nach Ablauf der Frist für die Umsetzung der MDGs in knapp drei Jahren wird jeder zehnte Erdenbürger ohne Zugang zu sauberem Wasser sein, und fast 40 Prozent der Weltbevölkerung bleiben sanitär unterversorgt, wie Hannah Ellis, Kampagnenleiterin der Hilfsorganisation 'WaterAid' in London, erklärt. "Setzt sich der Trend wie bisher fort, wird sich das Ziel, den Anteil der Bevölkerung ohne Sanitärversorgung zu halbieren mit 150 Jahren Verspätung frühestens im Jahr 2165 realisieren lassen."

Das sich der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen positiv auf viele Bereiche des menschlichen Lebens wie Gesundheit, Bildung und Lebensbedingungen auswirke, komme er als SDG-Ziel durchaus in Frage, betont Ellis.

Die Vorschläge, wie die SDGs aussehen können, sind vielfältig. Es geht um Klimarechte, Biodiversität, den Schutz der Ozeane, nachhaltige Städte und Veränderungen des Konsumverhaltens aber auch um MDG-ähnliche Ziele und Forderungen, Themen wie Frieden und Privatwirtschaft hinzu zu nehmen.

Der Zugang zu sauberem Wasser und Toiletten sei ein entscheidender Faktor für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes und müsse absolute Priorität haben, meint Nick Burn, Programmchef der Organisation 'Water for People'. Burn zufolge muss das Ziel der sanitären Grundversorgung nachhaltig umgesetzt werden. Schadensanfällige Latrinen bereitzustellen, die niemand reparieren könne, seien Beispiele dafür, wie Entwicklung nicht gemeint sei.

In einem gemeinsamen Aufruf haben sich die Regierung Finnlands, das Weltkinderhilfswerk UNICEF, die UN-Frauenorganisation, die Hilfsorganisation 'WaterAid' und die UN-Sonderberichterstatterin zum Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung, Catarina de Albuquerque, für ein Ende der Wasser- und sanitären Ungleichheiten in der Post-2015-Entwicklungsagenda ausgesprochen.

Immerhin haben die MDGs die Aufmerksamkeit auf eine Reihe vernachlässigter Themen wie die gesundheitlichen Probleme gelenkt, die durch den Mangel an Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen entstehen. Die internationale Gemeinschaft habe von diesem Prozess gelernt und müsse nun ihre Ziele noch höher stecken, heißt es in der Mitteilung.


Ziele für den Wandel

Im Vorfeld der Beratungen über die Post-2015-Entwicklungsagenda "sind wir der Meinung, dass die Welt die MDGs erreichen, auf diesen aufbauen aber auch noch ehrgeizigere Ziele anvisieren muss", so das Papier. "Die Ziele müssen zum Wandel anspornen - zum Wandel, von dem jeder einzelne profitiert".

Es gelte eine Welt zu schaffen, die sich verpflichtet fühle, das unnötige Leiden von Milliarden von Menschen zu beenden, die ohne Sanitäranlagen und sauberes Trinkwasser auskommen müssten. Wichtig seien klare Ziele wie die Abschaffung von Diskriminierung und Ungleichheiten beim Zugang zu Wasser, Toiletten und Hygiene. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:

http://www.waterforpeople.org/
http://www.wateraid.org/uk/
http://www.ipsnews.net/2012/10/wrangling-begins-over-new-sustainable-development-blueprint/
http://www.ipsnews.net/2012/11/thinking-outside-the-stall-on-world-toilet-day/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 16. November 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2012