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WASSER/100: Venezuela - Quecksilber im Caura-Flussbecken, Vorwürfe gegen Brasiliens Goldsucher (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. September 2012

Venezuela: Quecksilber im Caura-Flussbecken - Vorwürfe gegen Brasiliens Goldsucher



Caracas, 19. September (IPS) - Die Anwesenheit brasilianischer Goldsucher ('Garimpeiros') im venezolanischen Grenzgebiet entwickelt sich zu einer immer größeren Gefahr. So warnen Umwelt- und Indigenenorganisationen vor einer Verseuchung des fünf Millionen Hektar großen Caura-Flussgebietes im südostvenezolanischen Bundesstaat Bolívar.

Wissenschaftler der La-Salle-Stiftung für Naturwissenschaften und der Universität des Ostens hatten das Haar von 1.174 indigenen Yekuana und Sanema untersucht. Das Ergebnis: Bei 92 Prozent der Testpersonen wurde eine Quecksilberbelastung über dem Normalwert festgestellt. Angenommen wird, dass die Betroffenen das Schwermetall über die Nahrung aufgenommen haben. Sie ernähren sich von Fisch aus dem Caura und seinen Nebenflüssen.

Der Caura entspringt im Nationalpark Jaua-Sarisariñama in der Nähe der Grenze zu Brasilien. Auch dort sollen Garimpeiros nach Gold suchen. Um den feinen Goldstaub aus dem Schlamm zu lösen, verwenden sie Quecksilber. Nach Angaben der Ureinwohnerorganisation 'Kuyujani' gelangen auf diese Weise jedes Jahr Tonnen des giftigen Schwermetalls in die lokale Umwelt.

Die Präsenz der brasilianischen Goldschürfer hat sich auch im Süden Venezuelas zu einem ernsten Problem entwickelt. Neben der Verseuchung von Mensch und Natur sollen die Garimpeiros zudem gewaltsam gegen lokale Ureinwohner vorgehen. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, im Juli ein Massaker an 80 venezolanischen Yanomami angerichtet zu haben. Die mutmaßlichen Opfer stammten aus Irotatheri, einem Dorf im venezolanischen Amazonas. Der Bundesstaat erstreckt sich über eine Fläche von 175.750 Quadratkilometern und ist die Heimat von 15 verschiedenen Ethnien.


Problem hinlänglich bekannt

"Seit 2009 informieren wir die unterschiedlichen staatlichen Organe, dass es in unserer Gegend Garimpeiros gibt, die Mitglieder der Gemeinden Momoi und Hokomawe bedrohen und angreifen und Frauen vergewaltigen", heißt es in einer öffentlichen Erklärung von 13 Indigenen-Organisationen.

Bisher, so ihre Kritik, habe der Staat aber kaum reagiert. Er habe sich nicht darum bemüht, die Garimpeiros vom venezolanischen Staatsgebiet zu verweisen. Auch fehle es an einem Plan, wie die Goldsucher davon abgehalten werden könnten, immer wieder aufs Neue auf venezolanisches Gebiet vorzudringen. Die Indigenen-Vereinigung fordert, dass die Regierung "bilaterale Gespräche mit Brasilien" aufnimmt und gemeinsame Maßnahmen abstimmt, um die Gefahr für das Leben und die Gesundheit der Indigenen abzuwehren. (Ende/IPS/kb/2012)


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http://www.fundacionlasalle.org.ve/
http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=esp&idnews=4369&olt=595
http://www.ipsnews.de/news/news.php?key1=2012-09-05 15:14:43&key2=1

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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2012