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WASSER/094: Ressource Wasser - Nahrungsmittelverschwendung bedroht die dürstende Welt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. August 2012

Wasser: Nahrungsmittelverschwendung bedroht die dürstende Welt

von Thalif Deen



Stockholm, 28. August (IPS) - Einen verantwortungsvollen Umgang mit der endlichen Ressource Wasser fordern Experten auf der laufenden Weltwasserwoche in Stockholm. 'Das Wasser, das wir essen' - also das Wasser, das im Verlauf des gesamten Nahrungsmittelproduktionsprozesses verwendet wird, dürfe nicht vergeudet sein.

"Mehr als ein Viertel des weltweit verbrauchten Wassers wird für den Anbau von mehr als einer Milliarde Tonnen Nahrungsmittel verwendet, die keiner isst", erklärte Torgny Holmgren, Exekutivdirektor des Internationalen Wasserinstituts Stockholm (SIWI) auf der diesjährigen Weltwasserkonferenz vom 26. bis 31. August in der schwedischen Hauptstadt. "Wasser und Milliarden-Dollar-Investitionen in die Produktion, den Transport, die Verpackung und den Kauf von Nahrungsmitteln gehen einfach den Bach runter."

Diese Verschwendung von Nahrungsmitteln zu unterbinden, sei die intelligenteste und direkteste Methode, um den Druck auf die Ressourcen Wasser und Land zu verringern, empfahl der Experte. "Das ist eine Gelegenheit, die wir uns einfach nicht entgehen lassen dürfen."

Zu der Konferenz sind in diesem Jahr etwa 2.000 Experten aus dem Wasser- und Sanitärbereich aus 100 Ländern angereist, unter ihnen UN-Vertreter, Wissenschaftler, Wasseraktivisten, Unternehmensvertreter, Journalisten und Nichtregierungsorganisationen.

Um Nahrungsmittel zu produzieren, bedarf es viel Wasser. Wie viel - darüber gibt eine Ausstellung in der Lobby des Konferenzgebäudes Auskunft: Für einen Hamburger aus zwei Scheiben Brot, Rindfleisch, Tomatenstücken, Salatblättern, Zwiebeln und Käse müssen 2.389 Liter, für eine Tasse Kaffee 140 und für ein Hühnerei 135 Liter Wasser aufgewendet werden.


7.000 Liter Wasser für ein Steak

Einer Mahlzeit aus Reis, Rindfleisch und Gemüse sind gar 4.230 Liter Wasser geopfert worden. Und jeder Produktionsprozess, der am Ende dafür sorgt, dass dem Verbraucher ein saftiges Steak auf dem Teller liegt, verschlingt gar 7.000 Liter Wasser.

Nach Ansicht von Colin Chartres, Generaldirektor des Internationalen Wasser-Management-Instituts (IWMI), ist die Erde grundsätzlich in der Lage, neun Milliarden Menschen zu ernähren. "Doch müssen wir uns dringend damit beschäftigen, dass unsere Wasser- und Landressourcen knapper werden.", betonte er.

Der verschwenderische Umgang mit dem kostbaren Nass erhöht zudem den Druck auf andere Dienstleistungen der Natur, von denen die Menschheit abhängt. Das Überleben der gesamten Weltbevölkerung hänge von dem schonenden Umgang mit den Wasservorräten ab. Die Verschwendung müsse eingegrenzt, Wasser recycelt werden, so Chartres, Träger des diesjährigen Stockholmer Wasserpreises.

Jose Graziano da Silva, Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO, berief sich auf Untersuchungen, denen zufolge die Landwirtschaft größter Wasserkonsument ist. Das bedeute aber auch, dass die Landwirtschaft den Schlüssel für eine nachhaltige Wasserverwendung in den Händen halte. In Kleinbauern zu investieren, so Graziano da Silva, heiße Wasser und Ernährung zu sichern.

Alle Menschen zu ernähren wird nach Ansicht von Anders Jagerskog, dem führenden Redakteur des neuen SIWI-Berichts 'Feeding a Thirsty World: Challenges and Opportunities for a Water and Food Secure Future' (Die Welt ernähren: Herausforderungen und Chancen für eine wasser- und ernährungssichere Zukunft) die Herausforderung dieses Jahrhunderts sein.

"Über- und Unterernährung sowie Verschwendung nehmen immer weiter zu, und die Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion könnte durch einen Mangel an Wasser gefährdet werden", warnte er. "Wir werden ein neues Rezept brauchen, um die Welt in Zukunft satt zu bekommen. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:

http://www.worldwaterweek.org/
http://www.iwmi.cgiar.org/About_IWMI/Overview.aspx
http://www.siwi.org/documents/Resources/Reports/Feeding_a_thirsty_world_2012worldwaterweek_report_31.pdf
http://www.ipsnews.net/2012/08/eating-water-latest-and-rising-threat- to-a-thirsty-population/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2012