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WASSER/022: D. R. Kongo - In Kinshasa bleiben die Wasserhähne trocken, Wassernot in der Hauptstadt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Juni 2011

D. R. Kongo: In Kinshasa bleiben die Wasserhähne meistens trocken - Wassernot in der Hauptstadt

Von Anselme Nkinsi


Kinshasa, 29. Juni (IPS) - In Kinshasa wird die Trinkwasserversorgung immer prekärer. Der chronische Wassermangel, unter dem die Bevölkerung der Armenviertel der kongolesischen Hauptstadt seit langem leidet, macht sich nun auch in den besseren Wohngegenden bemerkbar. Der städtische Wasserversorger REGIDESO lässt sich mit den überfälligen Reparaturen an dem teilweise noch aus der Kolonialzeit stammenden Leitungsnetz und dem längst versprochenen Ausbau der Wasserversorgung Zeit.

Überließ man früher das Wasserholen den Frauen und Kindern und schickte sie mit Eimern und Kanistern zu den öffentlichen Zapfhähnen, so machen sich inzwischen auch Männer im Bürodress mit zerbeulten 20-Liter-Kanistern auf den Weg zur Arbeit, um die Wasserleitungen in ihren Verwaltungsgebäuden anzuzapfen. "Viele meiner Freunde sind täglich mit dem Dienstwagen unterwegs und suchen nach einer funktionierenden Leitung, um abends einen gefüllten Wasserkanister nach Hause bringen zu können", berichtet Félicien Kabamba Tino von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität von Kinshasa.

"Unsere Leitung blieb eine Woche lang leer. Dann, nachts um drei Uhr, gab es endlich Wasser, doch nur für ein paar Stunden", klagt Judith Kapenda aus dem Bezirk Kintambo. Sie hat vier Kinder zu versorgen.

Der tägliche Wasserbedarf der Stadtbevölkerung wird auf 700.000 Kubikmeter geschätzt, doch REGIDESO liefert nur 425.000 Kubikmeter. Dabei unterhält die Behörde im Stadtgebiet und in der näheren Umgebung sechs Wasserspeicher. Die Menschen können sich den ständigen Wassernotstand in Kinshasa nicht erklären, zumal die Stadt am Unterlauf des Kongo, Afrikas wasserreichstem Strom, liegt.

"Ich lebe in Bumbu, einem Stadtteil im Westen von Kinshasa", berichtet Fidèle Ipama. "Trotz eines Wasserreservoirs im benachbarten Selembao gibt es in unserem Viertel kein Trinkwasser."


Weltbankprojekt tritt auf der Stelle

Das von der Weltbank unterstützte Trinkwasserprojekt PEMU, das vor etlichen Jahren auf den Weg gebracht wurde, um die Wasserversorgung urbaner Regionen zu verbessern, macht trotz massiver Finanzhilfe bislang kaum nennenswerte Fortschritte. Vorgesehen waren drei Ziele: höhere Rentabilität der Versorgungsunternehmen, unabhängiges, modernes Management und technische Aufrüstung von Anlagen und Leitungsnetzen.

Jahre später haben große Teile Kinshasas weiterhin noch keinen Anschluss an die Wasserleitung. Auf eines ist jedoch Verlass. REGIDESO kassiert von ihren Kunden trotz zahlloser Ausfälle regelmäßig hohe Rechnungen. "Wasser gibt es nur nachts. Wenn wir nicht rechtzeitig aufwachen und den Hahn aufdrehen, muss sich meine Familie anderweitig versorgen und umgerechnet einen US-Dollar für 20 Liter Trinkwasser bezahlen", kritisiert Joseph Lubamba. Er hat REGIDESCO in den vergangenen zehn Monaten mit umgerechnet 90 Dollar für einen Service bezahlt, den er nur selten nutzen kann.

"Die Trinkwasserversorgung der Stadt ist sehr problematisch", räumt auch Franck Kimbembe, Chef des Wasserwerks von West-Kinshasa ein. Schuld daran seien auch die vielen Großbaustellen in der Stadt, deretwegen selbst Hauptleitungen verlegt oder zeitweise gesperrt werden müssten. "Wenn dabei auch noch elektrische Leitungen gekappt werden und der Strom ausfällt, geht auch bei uns gar nichts mehr" erklärt er.

Unterdessen vertröstet REGIDESO-Pressesprecher Jean-Pierre Ntombolo die Hauptstädter auf bessere Zeiten. "Wenn erst einmal alle Infrastrukturprojekte abgeschlossen sind, wird sich in Kinshasa auch die Trinkwasserlage verbessern", verspricht der städtische Beamte. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2011