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WASSER/020: Chile - Wasserkraftprojekt trifft "Herz Patagoniens" (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Mai 2011

Chile: Wasserkraftprojekt trifft "Herz Patagoniens"

Von Susana Segovia


Santiago, 23. Mai (IPS) - In Chile hat die Genehmigung für ein Megawasserkraftprojekt in der südlichen Region Patagonien die größten Massenproteste seit dem Ende der Diktatur von Augusto Pinochet 1990 ausgelöst. 80.000 Menschen gingen in Santiago gegen 'HidroAysén' auf die Straße, 50.000 in Valparaíso und Tausende in weiteren 26 Städten.

"Das ist nur der Anfang der Proteste", erklärte die Umweltschützerin und ehemalige Präsidentschaftskandidatin Sara Larraín im IPS-Gespräch. HidroAysén werde die Glaubwürdigkeit der Menschen in die chilenischen Institutionen und die Regierung von Staatspräsident Sebastián Piñera nachhaltig erschüttern. 61 Prozent aller Chilenen hatten sich in einer Umfrage vom April gegen das Energieprojekt ausgesprochen, das die Flutung von 5.900 Hektar Land vorsieht. Larraín zufolge sind es sogar 85 Prozent.

Der Bau der Staudämme war am 9. Mai von der Umweltkommission der südlichen Region Aysén beschlossen worden. Insgesamt fünf Kraftwerke sollen die Flüsse Baker und Pascua stauen und insgesamt 2.750 Megawatt Strom generieren. Finanziert werden soll der Komplex mit spanischem, italienischem und chilenischem Kapital.


Hochspannungsmasten für den Stromtransport

Um den Strom abzutransportieren, sind hunderte 70 Meter hohe Hochspannungsmasten in sechs Nationalparks, elf Reservationen, 26 schützenswerten Zonen, 16 Feuchtgebieten und 32 privaten Schutzgebieten vorgesehen. Dieser Teil des Projektes, der den Einschlag von 2.000 Quadratkilometer Wald erforderlich macht, muss erst noch in einem gesonderten Verfahren bewilligt werden.

Die Gesamtkosten werden mit sieben Milliarden US-Dollar angegeben. Staatspräsident Piñera unterstützt es mit der Begründung, dass die Energieproduktion in den nächsten Jahren verdoppelt werden muss, um das Wirtschaftswachstum von derzeit sechs Prozent aufrecht zu erhalten.

"Das Megavorhaben trifft das Herz des chilenischen Patagonienwaldes", kritisierte Sara Larraín, Leiterin des Programms Nachhaltiges Chile. Die Genehmigung des Staudammprojekts heiße nicht, dass der Kampf verloren sei, so die Umweltaktivistin. Man werde mit allen Kräften versuchen, die Zerstörung dieser einzigartigen Naturlandschaft zu verhindern. Wie sie weiter betonte, gibt es eine Reihe anderer Alternativen wie Wind- und Sonnenkraft, um den Strombedarf des Landes zu decken.

"Wir fordern mehr Mitsprache in der Frage, welche Entwicklungsprojekte uns Chilenen nützen", meinte Patricio Rodrigo vom Rat zum Schutz des chilenischen Patagoniens auf der Protestkundgebung in Santiago am 20. Mai. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.chilesustentable.net/
http://www.patagoniasinrepresas.cl/final/index.php
http://www.hidroaysen.cl/site/inicio.html
http://www.endesa.cl/Endesa_Chile/action.asp?id=00010&lang=es
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=98227

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. Mai 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2011