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WASSER/008: Gletscherschmelze - Östlicher Himalaja-Region geht bald das Wasser aus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Januar 2011

Klima: Gletscherschmelze - Östlicher Himalaja-Region geht bald das Wasser aus

Von Keya Acharya


Guwahati, Indien, 13. Januar (IPS) - Der Imja-Gletscher in Nepal zieht sich jedes Jahr um fast 70 Meter zurück. Auch in anderen Ländern in der östlichen Himalaja-Region sind die Folgen des Klimawandels deutlich sichtbar. Umweltexperten fordern die Staaten daher zum gemeinsamen Handeln auf, um die Wasserversorgung zu sichern.

Die Statistiken sind alarmierend. Selbst in Bhutan, wo die Klimakrise bisher kaum spürbar war, sind 25 der 677 Gletscher potenziell gefährdet. Wie G. Karma Chhopel von der Nationalen Umweltkommission erklärte, gehen jährlich 20 bis 30 Meter Eis verloren.

"Es ist wichtiger, Daten über die Auswirkungen des Klimawandels zu sammeln, als sich über den Bau chinesischer Staudämmen zu sorgen", sagte Jayanta Bandyopadhyay vom Zentrum für Entwicklung und Umweltpolitik des Indischen Management-Instituts in Kalkutta.

Himanshu Thakkar vom südasiatischen Umweltschutznetzwerk SANDRP warnte allerdings auch davor, dass neue Dämme die durch die Klimaveränderungen verursachte Wasserknappheit weiter beschleunigen. Der Experte hält es für notwendig, dass Indien und China sich über die gemeinsame Nutzung der Wasserquellen einigen.

Nach Ansicht von Bandyopadhyay reicht ein solches Abkommen aber nicht aus. Er plädierte dafür, dass die Länder eigene Klimamodelle für die Region entwerfen. "Ansonsten wird es sehr schwierig sein, Anpassungsstrategien zu entwickeln", erklärte er im Gespräch mit IPS. Von einer Lösung des Problems hänge die gesamte Entwicklung Asiens ab.


Drittgrößte Eismenge außerhalb von Nord- und Südpol

Die Gebirgskette des östlichen Himalaja erstreckt sich über rund 1.500 Kilometer von Nepal, Bhutan, dem Norden Burmas bis zum Südosten von Tibet und Nordostindien. Die Region gilt als Wasserspeicher Asiens und verfügt nach den beiden Polen über die drittgrößte Eisfläche der Welt. Dort befinden sich auch die riesigen Flussbecken von Indus, Ganges und Brahmaputra, die wiederum größere Flüsse in Zentral-, Süd- und Südostasien wie den Jangtse, Mekong, Saluen, Xingjian und Irrawaddy speisen.

Die Gebirgsgletscher versorgen mehr als 1,3 Milliarden Menschen in Bangladesch, Bhutan, China, Indien und Nepal mit Süßwasser. Die chinesischen Dämme am oberen Lauf des Mekong gefährden den Wassernachschub in den Ufergebieten der südostasiatischen Länder Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam.

Indien zeigt sich besorgt, als China im vergangenen November den Oberlauf des Brahmaputra bei Zangmu, etwa 300 Kilometer von der tibetischen Hauptstadt Lhasa entfernt, staute. Nach Ansicht von Bandyopadhyay sind die Sorgen allerdings vor allem politisch begründet. Die Volksrepublik habe nämlich lediglich Zugriff auf 20 Prozent der gesamten Wassermenge, erläuterte er. Und dies mache sich nur in den trockenen Wintermonaten bemerkbar, wenn die Pegel in den Flussbecken zurückgingen.

Als weitaus dringlicher sieht der Experte Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels in der Region. "Dort leben 1,3 Milliarden Menschen. Dies sollte die Regierung Indiens zum Handeln antreiben", sagte Bandyopadhyay kürzlich auf einer Tagung im Indischen Institut für Technologie in der ostindischen Stadt Guwahati. Er beklagte den Mangel an Statistiken über die Gletscherschmelze und die Klimaschwankungen im östlichen Himalaja. Es gebe nicht einmal grundlegende Informationen über die Temperaturentwicklung und die Häufigkeit von Regen.


Größerer Temperaturanstieg in Höhenlagen

Nach Angaben des Glaziologen Shresth Tayal vom Institut für Energieressourcen (TERI) in Neu-Delhi hat das Internationale Zentrum für integrierte Gebirgsentwicklung (ICIMOD) in Nepal ermittelt, dass die Erderwärmung in höheren Lagen viel intensiver ist als im Tiefland.

Der Östliche Rathong-Gletscher in dem nordostindischen Bundesstaat Sikkim hat sich von etwa 7.100 Quadratkilometern im Jahr 1966 auf 0,46 Quadratkilometer in 2009 verkleinert. Wie eine TERI-Untersuchung belegt, summiert sich der Verlust in 43 Jahren auf mehr als 93,5 Prozent.

Das Indische Institut für Tropische Meteorologie in Pune im südwestlichen Staat Maharashtra verfügt laut dem Wissenschaftler R. Krishnan über die fortschrittlichste Ausrüstung, mit deren Hilfe regionale Modelle erarbeitet werden könnten. "Wir sind darauf vorbereitet, Daten weiterzugeben und mit anderen in der interdisziplinären Forschung zusammenzuarbeiten", sagte er.

Um die Himalaja-Staaten zu gemeinsamen Umweltaktionen zu bewegen, hat Bhutan eine Reihe von hochrangigen Konsultationen mit Bangladesch, Indien und Nepal initiiert. Auf einem Gipfel auf Ministerebene soll im kommenden Oktober ein Abkommen zum Klimaschutz vorbereitet werden. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.nec.gov.bt/
http://www.iimcal.ac.in/centers/cdep/default.asp
http://www.sandrp.in/
http://www.iitg.ac.in/index
http://www.teriin.org/index.php
http://www.icimod.org/
http://www.tropmet.res.in/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54095

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2011