Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


URBAN/027: Architekt mit ungewöhnlicher Perspektive (idw)


Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 03.07.2015

Architekt mit ungewöhnlicher Perspektive


Wie prägen Landschaften die Entwicklung von Großstädten? Wie wird die Architektur der Gebäude und Plätze durch Wasserläufe beeinflusst? Welche traditionellen Bauformen überstehen Erdbeben am besten? Den Zusammenhang zwischen natürlichen Gegebenheiten und Stadtplanung untersucht Prof. Pratyush Shankar an der Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn. Der Architekt und Wissenschaftler aus Indien wird mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung gefördert.

"Durch das verheerende Erdbeben in Nepal ist die Frage von Stadtplanung in Südasien und besonders im Himalayagebiet wieder in unser Bewusstsein gerückt. Nun steht die Frage im Vordergrund, wie die Städte im Kathmandu-Tal wieder aufgebaut werden sollen", sagt Prof. Dr. Julia A.B. Hegewald von der Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn. Die Wissenschaftlerin ist Gastgeberin von Prof. Pratyush Shankar von der CEPT University in Ahmedabad, der zur Stadtentwicklung und Siedlungsgeschichte auf dem indischen Subkontinent und im Himalayagebiet forscht.

"Prof. Shankar hat für die wissenschaftliche Untersuchung der Stadtarchitektur und der Siedlungsgeschichte in Südasien neue Ansätze entwickelt und unser Verständnis von Architektur erweitert", sagt Prof. Hegewald. Der Wissenschaftler aus Indien hat zahlreiche Publikationen zum Thema veröffentlicht und arbeitet während seines Aufenthaltes an der Universität Bonn an einem weiteren Buch zur Stadtentwicklung in Indien, das voraussichtlich Ende 2016 erscheinen soll.


Foto: © Pratyush Shankar

Leh in Ladakh im indischen Himalaya: Die Stadt zeigt ein Siedlungsmuster, wie es typisch für die Bedingungen im Gebirge ist.
Foto: © Pratyush Shankar

Verknüpfung von Stadt und umliegender Landschaft

Der indische Architekt nähert sich Städtebaufragen aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Er betrachtet sie unter dem Gesichtspunkt der umgebenden Landschaft und natürlicher Gegebenheiten. "Viele Disziplinen wie zum Beispiel Architektur oder Landschaftsökologie sind sehr stark auf ihre eigenen Blickwinkel fokussiert. Durch eine ganzheitliche Betrachtung der Städte und ihres Umlandes kommen wir aber zu vollkommen neuen Einsichten", sagt Prof. Shankar.

Prof. Hegewald und Prof. Shankar untersuchen zusammen, wie traditionelles architektonisches Wissen in Südasien dazu beitragen kann, Gebäude in Bezug auf Erdbeben sicherer zu machen. "Von den Zerstörungen des Erdbebens im Kathmandu-Tal sind moderne Gebäude viel stärker betroffen als ältere", sagt Prof. Shankar. In der traditionellen Bauweise werde ein hoher Anteil elastisches Holz verwendet, das die Gebäude gegenüber Beben viel widerstandsfähiger mache als zum Beispiel Beton. Die moderne Architektur müsse sich auf solch traditionelles Wissen zurückbesinnen, um Städte gegen Naturbedrohungen zu wappnen.

Ausstellungsprojekt zusammen mit Studierenden

Die Ergebnisse der gemeinsamen Forschung möchten Prof. Hegewald und Prof. Shankar in einer Ausstellung zur Kunst und Architektur im Himalaya präsentieren, die sie gemeinsam mit Studierenden erarbeiten. Die Themen werden von der Kultur des Himalayas bis zur Bedrohung durch Erdbeben reichen. "Zwischen der Forschung von Prof. Hegewald und mir gibt es zahlreiche Überschneidungen", sagt Prof. Shankar. "Die Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte der Universität Bonn ist für mich ein idealer Platz für eine Kooperation."

Pratyush Shankar, geboren am 27. Dezember 1972, studierte an der Universität Vadodara in Indien Architektur und erwarb an der CEPT Universität in Ahmedabad einen Abschluss in Umweltplanung. Er arbeitete als Berater, gründete sein eigenes Architekturbüro, lehrt und forscht an der CEPT Universität. Er war Vorsitzender des Architekturprogramms an der CEPT und war als Dekan in der akademischen Selbstverwaltung aktiv. Seit 2008 ist er Professor. Er wurde mit vielen Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news634197
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution123

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn,
Johannes Seiler, 03.07.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang