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PROTEST/026: Slowakei - Proteste gegen geplante Uranmine, Verseuchung von Wasserquellen befürchtet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Februar 2013

Slowakei: Proteste gegen geplante Uranmine - Verseuchung von Wasserquellen befürchtet

von Pavol Stracancsky



Kosice, Slowakei, 26. Februar (IPS) - In der Slowakei protestieren Umweltaktivisten gegen Pläne der Regierung, im Gebiet von Kuriskova-Jahodna nahe der zweitgrößten Stadt Kosice Uran abzubauen. Der Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen das Projekt hatte Bratislava zunächst dazu bewogen, zu dem Vorhaben auf Distanz zu gehen.

Im vergangenen Dezember wurde jedoch bekannt, dass das slowakische Wirtschaftsministerium eine Grundsatzvereinbarung mit dem kanadischen Unternehmen 'European Uranium Resources' unterzeichnet hat. Weder die Behörden in Kosice noch das Umweltministerium und die Öffentlichkeit waren darüber informiert worden.

Umweltschützer befürchten, dass das Wirtschaftsministerium nun für das Projekt werben wird. Juraj Rizman, der Leiter von 'Greenpeace' in der Slowakei, hält das Memorandum "für den Teil eines größeren Prozesses, um positive PR für dieses äußerst umstrittene Projekt und die Firma dahinter zu machen."

Die Opposition gegen das Minenprojekt ist groß, seit 2005 erstmals angekündigt wurde, dass in dem Gebiet vorbereitende Untersuchungen stattfinden würden. Slowakische Aktivisten und Regionalbehörden im gesamten Land organisierten daraufhin eine Petition gegen den Uranabbau in dem osteuropäischen Staat, die von mehr als 100.000 Menschen unterzeichnet wurde. Kein anderes Projekt im Lande hat bisher soviel Rückendeckung erhalten.


Touristengebiet droht Zerstörung

Der Uranbergbau gilt als Gefahr für den lokalen Tourismus und die Gesundheit der Anrainer. In nur 15 Kilometern Entfernung liegt Kosice, wo mehr als 250.000 Menschen leben. In dem geplanten Bergbaugebiet befinden sich zudem drei wichtige Wasserquellen, von denen eine die Stadt Kosice versorgt. Umweltorganisationen warnen ferner vor Schäden in Form von radioaktivem Gas und Staub, toxischen Abfällen und der Verseuchung des Grundwassers, die weit über die Förderregion hinausgehen würden.

Die ökologischen Folgen des Uranbergbaus in anderen Teilen der Welt sind gut dokumentiert. Eines der größten Bergwerke, die Ranger-Mine im australischen Kakadu-Nationalpark, sorgt immer wieder für Umweltprobleme. Außerdem breitet sich die Verseuchung des Grundwassers in dem als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Gebiet immer weiter aus.

Die giftigen Hinterlassenschaften des Uranabbaus lassen sich auch in der Tschechischen Republik beobachten. Studien belegen, dass zwischen 1991 und 2006 etwa 76 Prozent der arbeitsbedingten Krebserkrankungen mit den Abbau und der Verarbeitung von Uran in Zusammenhang standen.

Im gleichen Zeitraum wurden nach dem Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion landesweit Uranminen geschlossen. Danach wurde ein Rückgang der durch radioaktive Substanzen ausgelösten Lungenkrebserkrankungen um 81 Prozent verzeichnet.


Firma weist Warnungen vor Umweltrisiken zurück

Vertreter von 'Ludovika Energy', dem slowakischen Tochterunternehmen von European Uranium Resources, weisen die Bedenken von Umweltgruppen jedoch zurück. Unternehmenssprecher Maros Havran zufolge wird eine Kampagne geführt, die auf "manipulierten Tatsachen und offensichtlichen Lügen" basiere und die Bevölkerung beeinflussen solle. Die Firma plane keine industriellen Aktivitäten in dem Gebiet von Jahodna, versicherte er. Da der Abbau unter Tage erfolge, werde sich oberirdisch nur wenig ändern.

"Wenn das Projekt gemäß den slowakischen und EU-Gesetzen umgesetzt wird und die entsprechenden Umwelt- und Gesundheitsstandards für Uranabbau und -verarbeitung eingehalten werden, gibt es keine Risiken", erklärte er. Die "exzellenten hydro-geologischen Bedingungen" würden die Wasserläufe und Rohstoffe in dem Gebiet vor Schaden bewahren.

Die Vorkommen könnten der Slowakei "über Jahrzehnte eine sichere Energiequelle" garantieren, so der Firmensprecher. Außerdem würde das Projekt mehr als 800 Menschen Arbeit bieten und dem Fiskus 120 Millionen US-Dollar an Einnahmen bescheren.

Energiesicherheitsexperten ziehen das erste Versprechen jedoch in Zweifel. Die Slowakei habe keine Anlagen zur Verarbeitung von Uran. Daher müsste auch weiterhin verarbeitetes Uran aus Russland eingeführt werden.


Regierung hebt Bedeutung der Uranreserven hervor

Das Wirtschaftsministerium verteidigte unterdessen die Unterzeichnung der Absichtserklärung. Ministeriumssprecher Stanislav Jurikovic erklärte gegenüber den slowakischen Medien, geologische Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Uranvorkommen nahe Kosice zu den bedeutendsten der Welt zählten. "Das Ministerium hat deshalb die Verantwortung, die größtmöglichen Anstrengungen zu unternehmen, um die Kontrolle über diese strategisch wichtigen Vorkommen von Uranerz zu erlangen."

Umweltschützer in Kosice, die sich in der Bewegung 'STOP Uranium Kosice' zusammengeschlossen haben, wollen ihre Proteste fortsetzen. Sie forderten die lokalen Behörden auf, das Vorhaben, wie bereits zugesagt, abzulehnen. Nach geltendem Recht können diese Behörden ihr Veto gegen jede Form von Bergbau in der Region einlegen.

Greenpeace rechnet allerdings damit, dass European Uranium Resources die Vorbereitungszeit für weitere Umweltverträglichkeitsstudien dazu nutzen wird, in den nächsten drei Jahren massiv bei Politikern und in der Öffentlichkeit für die geplante Mine zu werben. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.greenpeace.org/slovakia/sk/
http://www.ipsnews.net/2013/02/stopping-uranium-to-fight-off-nuclear/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2013