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PROTEST/023: Bolivien - Guaraní-Indigene verteidigen ihr Wasser gegen Ölbohrungen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Januar 2013

Bolivien: Guaraní-Indigene verteidigen ihr Wasser gegen Ölbohrungen

von Natalia Seas Yelma


Bild: © Natalia Seas Yelma/IPS

Ein Hund zwischen ölverschmierten Felsbrocken nahe der Ortschaft Sanandita im Aguaragüe-Park
Bild: © Natalia Seas Yelma/IPS

Caigua, Bolivien, 24. Januar (IPS) - Guaraní-Indigene im südbolivianischen Bundesstaat Tarija wollen weder an den Gewinnen aus der Ölförderung in ihrer Region beteiligt, noch für Umweltschäden entschädigt werden. Ihnen geht es allein um den Schutz ihrer Gewässer.

Die 250 Familien der Ortschaft Caigua hindern seit dem 19. Oktober Arbeiter daran, den Nationalpark Aguaragüe zu betreten, in dem das Unternehmen YPFB Chaco nach Öl bohren will. Tomás Araray, Vorsitzender des Rates der Häuptlinge der Guaraní-Indigenen von Tarija, sagte gegenüber IPS, dass die Blockade solange fortgesetzt werde, bis klar sei, dass Probebohrungen und Förderarbeiten die Wasserressourcen nicht verschmutzen. "In die Ölförderung werden Millionen investiert. Es darf nicht sein, dass diese Gelder letztlich dazu führen, dass unser Wasser nicht mehr trinkbar ist", betonte er.

Die Guaraní fürchten vor allem um das Wasser eines Stausees in unmittelbarer Nähe der geplanten Ölförderung. Der See dient als Quelle für die Bewässerung von 700 Hektar Land, das von 15 indigenen Gemeinschaften landwirtschaftlich genutzt wird. Die Sorge ist begründet, denn schon jetzt lecken 20 Bohrlöcher im Nationalpark.


Zwei Vorstellungen von Entwicklung

Der Konflikt offenbart zwei sehr unterschiedliche Vorstellungen von Entwicklung: Während die Indigenen, die das Land bereits seit Jahrhunderten bewohnen, die Natur bewahren möchten, dringt die Nationalregierung auf die Ausbeutung der dort reichlich vorhandenen Ölfelder. Das Ölministerium beschuldigt die Indigenen dementsprechend, "die Entwicklung zu behindern". Die Ureinwohner ihrerseits erklären, dass es ihnen einzig und allein um den Schutz der lebenswichtigen Ressource Wasser geht.

Offen zutage trat der Konflikt, als YPFB Chaco begann, erste Bäume abzuholzen, um eine Straße für den Transport der Förderanlagen anzulegen. Drei Monate später sind die Indigenen immer noch auf ihren Beobachtungsposten. Sobald sie Menschen oder Maschinen sehen, blockieren sie mit Baumstämmen sämtliche Zugangswege.

Tomás Araray räumt zwar ein, dass es mit dem Ölunternehmen ein Abkommen gibt, das der Firma die Ölexploration in der Region erlaubt. Allerdings sei YPFB seinen vertraglich eingegangenen Pflichten nicht nachgekommen, die bisherigen Bohrlöcher ordentlich zu verschließen. "YPFB hat zudem mit einer indigenen Gemeinschaft eine Vereinbarung getroffen, in der sich die Firma bereit erklärte, den durch die Öllecks verursachten Schäden zu beheben. Doch das ist ebenso wenig geschehen."

Die Landwirtschaft ist für die Indigenen überlebenswichtig. 60 Prozent der Nahrungsmittel, die in der 30.000-Einwohner-Gemeinde Villa Montes konsumiert werden, werden in der Region angebaut.

Auch der Präsident von YPFB, Carlos Villegas, wirft den Indigenen vor, die Entwicklung der Region zu behindern und verteidigt die Umweltpolitik der Firma. "Wir haben ein Programm entwickelt, um mögliche Umweltschäden unserer Aktivitäten zu beheben. Außerdem haben wir uns gerade in einem Abkommen mit dem Nationalen Dienst für Schutzgebiete dazu verpflichtet, die bestehenden Probleme anzugehen. Wir sind und werden auch in Zukunft sehr umsichtig sein, um die Umwelt zu schützen."


Ölfirma plant rechtliche Schritte gegen Indigene

Gegen die Indigenen, die die Bauarbeiten blockieren, plant YPFB nun rechtliche Schritte. Doch die Ureinwohner haben genug Erfahrungen gemacht, um nicht nachzugeben. Mehrere Gebiete im Nationalpark Aguaragüe sind bereits verseucht und Teile der Natur durch die Ölbohrungen zerstört.

Die Guaraní haben ihren Unmut über die Ölförderung und Politik der Regierung mit einem 100 Kilometer langen Protestmarsch zum Ausdruck gebracht. Der Regierung werfen sie vor, ihr Versprechen gebrochen zu haben, die unter- und überirdischen Wasserressourcen zu schützen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass das Wasser im Nationalpark verseucht wird, denn wir haben keine andere Möglichkeit, an Wasser zu kommen", sagte der Häuptling der Yaku-Igua-Indigenen, Jorge Mendoza, gegenüber IPS. (Ende/IPS/jt/2013)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2013