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LANDWIRTSCHAFT/097: Nepal - Neue Agrarmethoden helfen Bauern bei Anpassung an Klimawandel (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. November 2015

Nepal: Neue Agrarmethoden helfen Bauern bei Anpassung an Klimawandel

von Shahani Singh


Bild: von Alemaugil (eigenes Werk) [gemeinfrei], via Wikimedia Commons

Landschaft im nepalesischen Distrikt Kavrepalanchok
Bild: von Alemaugil (eigenes Werk) [gemeinfrei], via Wikimedia Commons

KAVREPALANCHOK, NEPAL (IPS) - Die Bäuerin Bimala Bajagain aus dem nepalesischen Distrikt Kavrepalanchok hat nicht nur mit den Folgen des verheerenden Erdbebens im April, sondern auch mit dem Klimawandel zu kämpfen. Klimabewusste Landwirtschaftstechniken machen es ihr aber möglich, ihre Ernteerträge im Vergleich zu früher sogar noch deutlich zu steigern.

"Mit der anfänglichen finanziellen Hilfe der Regierung und mit Unterstützung unabhängiger Organisationen haben wir uns eine provisorische Unterkunft bauen können", sagt die Mutter von drei Kindern, während sie auf eine einfache Hütte aus Wellblech neben ihrem Kuhstall zeigt. "Im Sommer war es darin aber unerträglich heiß. Für den Winter müssen wir jetzt dringend umbauen, weil es sonst zu kalt wird."

Die 35-Jährige will Sperrholz als Isolierungsmaterial zu verwenden. Die Anschaffung kann sie mit Hilfe eines Darlehens einer lokalen Kooperative finanzieren, und die Raten wird sie aus ihrem Einkommen als Gemüseverkäuferin abbezahlen. Inständig hofft sie darauf, dass es ausreichend regnen wird. "Im Sommer hat es nur unregelmäßig geregnet. An einem Tag gab es sintflutartige Niederschläge, während es den Rest der Zeit trocken blieb."


Mulchen und Regenwassersammeln

Während der Dürre hätten ihre Setzlinge durch Mulchen mehr Feuchtigkeit aufnehmen können, berichtet Bajagain. "Man braucht nur ein Loch zu graben, organischen Dünger hineinzugeben, auszusäen und alles mit einer Schutzschicht aus Heu zu bedecken." Die Ergebnisse sind mehr als zufriedenstellend.

Im Februar hatte sie Flaschenkürbisse ausgesät und kann nach sechs Monaten immer noch Früchte pflücken. "Im vergangenen Jahr hatte ich dagegen Pech. Der Dünger ist schnell ausgetrocknet, und ich konnte nur vier Monate lang ernten." Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Einkommen der Bäuerin nahezu verdoppelt, da sie auf natürliche Weise Wasser speichern konnte.

Auf die staatliche Wiederaufbauhilfe kann sich Bajagain nicht verlassen. Auch acht Monate nach dem Beben haben die Behörden die Finanzhilfen der Geber noch nicht an die Bevölkerung weitergegeben. Mit den zusätzlichen Einnahmen durch die höhere Kartoffel-, Tomaten-, Gurken- und Kürbisernte kann die Farmerin aber neben der Ausbildung ihrer Kinder auch den Umbau der Hütte aus eigener Tasche bezahlen.

Angesichts der Klimaentwicklung in Nepal kann sich Bajagain allerdings nicht ruhig zurücklehnen. "An der Gesamtregenmenge in Kavrepalanchok wird sich nichts ändern", sagt Laxmi Dutta Bhatta vom Internationalen Zentrum für Integrierte Gebirgsentwicklung (ICIMOD) in der Hauptstadt Kathmandu. "Dafür fallen die Niederschläge stärker aus und verursachen Überschwemmungen. Wir brauchen aber regelmäßigen Regen in einer Menge, die von den Böden aufgenommen werden kann und die Grundwasseradern auffüllt."

Wie Bajagain versuchen sich auch die Bauern im Nachbardorf Patlekhet durch klimabewusstes Handeln an die Veränderungen anzupassen. "Bassins aus Plastik haben mir die Bewässerung meines Gartens sehr erleichtert", sagt Saraswati Dhital, der Unterstützung von dem unabhängigen lokalen Umweltzentrum CEAPRED erhielt. Übriggebliebenes Waschwasser und während der Wolkenbrüche aufgefangenes Regenwasser wird in ein kleines, mit Plastikplanen ausgekleidetes Becken geleitet und dient der Bewässerung von Dhitals Rüben, Kardamom, Zitronen und Koriander. Die Setzlinge beginnen bereits zu sprießen.

Jede Familie in Patlekhet besitzt inzwischen ein solches Bewässerungsbassin. Größere Gemeinschaftsbecken befinden sich weiter bergaufwärts. Die Bewässerungsvorrichtung im eigenen Garten erspart Dhital viel Zeit, weil er kein sauberes Wasser mehr vom nächsten Berg holen muss.


Höhere Verdienstchancen als durch Arbeit in Golfstaaten

"Der richtige Umgang mit Abwässern ist unsere größte Aufgabe", erklärt CEAPRED-Programmdirektor Keshav Dutta Joshi. "Nach unseren Erkenntnissen kann eine Familie, die Gemüse mit Hilfe von Abwässern anbaut und Vieh züchtet, mehr verdienen als ein Arbeitsmigrant in den Golfstaaten."

CEAPRED will sich wissenschaftliche Grundlagen für den Entwurf und die Umsetzung eines Programms für die gesamte mittlere Gebirgsregion in Nepal erarbeiten. Die Bauern sollen dadurch lernen, wie viel Wasser sie speichern können. Zudem wird ihnen ausgerechnet, wie viel Geld sie investieren müssen und wie viel sie mit der Landwirtschaft verdienen können. "Bevor wir anfangen können, müssen wir allerdings in mindestens drei aufeinanderfolgenden Jahren Daten gesammelt haben", sagt Joshi.

Wissenschaftler von der Technischen Kochi-Universität in Japan beobachteten etwa 1.000 Bauern in der mittleren Bergregion Nepals. Sie kamen zu dem Schluss, dass durch Techniken zur Speicherung von Wasser Gemüseernten und Einkünfte um mehr als 30 Prozent gesteigert werden können. Die mit Plastik verkleideten Bewässerungsbecken können Kleinbauern demnach ebenso wie das Mulchen dabei helfen, einen Weg aus der Armut zu finden. (Ende/IPS/ck/20.11.2015)


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IPS-Tagesdienst vom 20. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. November 2015

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