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KLIMA/440: Sri Lanka - Anhaltende Dürre durch El Niño gefährdet Agrarsektor (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. November 2015

Sri Lanka: Anhaltende Dürre durch El Niño gefährdet Agrarsektor

von Amantha Perera


Bild: © Amantha Perera/IPS

Bauer neben seinem überschwemmten Reisfeld im Norden Sri Lankas
Bild: © Amantha Perera/IPS

COLOMBO (IPS) - Einige Viertel im Norden der sri-lankischen Hauptstadt Colombo sind in letzter Zeit morgens häufig in Nebel eingehüllt. Noch vor zehn Jahren hätte der Dunst in der knapp über dem Äquator liegenden Region Aufsehen erregt, doch mittlerweile haben sich die Bewohner daran gewöhnt. Wetterexperten bringen den morgendlichen Nebel mit dem fortschreitenden Klimawandel in Verbindung.

"Wenn das Wetterphänomen El Niño über dem Pazifik auftritt, kühlt der Indische Ozean ab. Das erleben wir auch momentan wieder", sagt L. Chandrapala, der Generaldirektor der sri-lankischen Behörde für Meteorologie.

El Niño wird weitreichendere Folgen haben als nur einige Tage mit malerischem Frühnebel entlang der neuen Straße zum Flughafen von Colombo. Experten warnen davor, dass es zum Jahresende mit großer Wahrscheinlichkeit zu extremen Wetterlagen kommen wird. "Die Wetterextreme werden bleiben, und wir müssen uns ihnen anpassen", sagt Chandrapala.


Viele Fluten und Dürren seit 2010

Seit 2010 hat der südasiatische Inselstaat nach offiziellen Angaben fünf größere Fluten und vier Dürren erlebt. Auch in diesem Jahr gibt es Anzeichen für ungewöhnliches Wetter in zwei verschiedenen Regionen. Während sich die westlichen Ebenen auf weiteren Regen einstellen, herrscht in den Provinzen im Norden, Osten und mittleren Norden anhaltende Dürre.

Seit drei Monaten koordiniert die nationale Katastrophenschutzbehörde DMC mit den regionalen Behörden Hilfen für mehr als 150.000 Menschen, die von der starken Trockenheit betroffen sind. DMC liefert Trinkwasser in die betroffenen Regionen. Immerhin: "Wir haben noch keine Warnungen erhalten, dass sich die Situation zu verschlimmern droht", sagt der stellvertretende Direktor von DMC, Pradeep Koddipilli.

Bislang ist DMC noch nicht aufgefordert worden, Nothilfepläne zum Ausgleich von Ernteverlusten oder anderer wirtschaftlicher Schäden aufzustellen. Doch sollte die Trockenheit weiter anhalten, wäre dies der Fall und damit die zweite große Dürre innerhalb von zwei Jahren.

2014 waren mehr als 1,8 Millionen Sri Lanker von einer anhaltenden Trockenperiode in 16 der 25 Distrikte des Landes betroffen. Die wichtige Reisernte fiel um etwa 17 Prozent geringer aus als im Jahr 2013. Die Regierung war gezwungen, zehn Millionen US-Dollar an Nothilfe bereitzustellen.

Die Erfahrungen in der jüngeren Vergangenheit lassen laut Chandrapala darauf schließen, dass der Regen in den letzten Monaten des Jahres zunehmen werde. Doch auch wenn es im vorhergesagten Umfang regnen sollte, könnte der Agrarsektor in eine prekäre Lage geraten. Denn in der diesjährigen Monsunsaison lag die Regenmenge unter dem Durchschnitt. Laut Chandrapala könnten es weniger als 75 Prozent der üblichen Menge gewesen sein.

Der Experte sprach sich für staatliche Strategien aus, die die häufigen Wetterextreme berücksichtigen sollen. Nicht nur die Landwirtschaft erleide Nachteile durch fehlende Pläne, sondern auch Menschen seien deshalb bereits ums Leben gekommen.


Tote durch Erdrutsche und Stürme

Im Oktober 2014 gab es 38 Tote in dem im Zentrum Sri Lankas gelegenen Dorf Meeriyabedda, wo nicht rechtzeitig vor Erdrutschen gewarnt worden war.

Im November 2011 waren 29 Menschen in der Südlichen Provinz getötet worden, als Orkanböen auf die Küste trafen. Im Juli 2013 starben mehr als 70 Bewohner derselben Region, als der Südwest-Monsun früher kam als angekündigt.

Koddipilli sieht die Frühwarnmechanismen in Sri Lanka inzwischen auf dem bisher besten Stand. DMC koordiniere mit seinen Regionalbüros regelmäßig die Vorbereitung von Katastrophenhilfe. "Wir sind in ständiger Wachsamkeit", sagte er.

Die Öffentlichkeit muss allerdings noch mehr für die Gefahren durch Wetterextreme sensibilisiert werden. Agrarexperten der Regierung bemängeln, dass Bauern noch nicht ausreichend darüber informiert seien, wie sie sich am besten den Klimaveränderungen anpassen könnten.

"Unsere Farmer wissen sehr wenig über den Umgang mit Wasser. Sie erwarten immer noch, dass ihnen die Regierung das benötigte Wasser liefert. Das ist aber unmöglich", erklärt S. Shanmuhanathan, der sich im Nördlichen Provinzrat mit Bewässerungsfragen befasst. "Wenn die Äcker planiert sind, kann das Wasser besser genutzt werden. Diese Arbeiten müssen vor dem Einsetzen des Regens erledigt sein. Unser Rat wird allerdings nur selten befolgt."

Chandarapala rechnet damit, dass das Umdenken Zeit braucht. "Es ist ein langsamer Prozess, doch angesichts von Phänomenen wie El Niño, die nicht ignoriert werden können, machen sich die Menschen zunehmend bewusst, was unternommen werden muss." (Ende/IPS/ck/12.11.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/11/el-nino-creates-topsy-turvy-weather-in-sri-lanka/

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IPS-Tagesdienst vom 12. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2015

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