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KLIMA/396: Peru - Lob für substanziellen Klimaaktionsplan (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Juni 2015

Peru: Lob für substanziellen Klimaaktionsplan

von Chris Wright


BONN (IPS) - Peru hat als erstes südamerikanisches Land auf der Bonner Klimakonferenz seinen Klimaaktionsplan zur Verringerung seiner Treibhausgasemissionen vorgestellt. Experten zufolge hat der Andenstaat ganze Arbeit geleistet und den übrigen Ländern der Region den Weg vorgezeichnet, wie sie aktiv die nationale und globale Klimapolitik mitgestalten können.

Mexiko wiederum präsentierte auf dem Treffen in der zweiten Juniwoche als erster lateinamerikanischer Staat seine freiwilligen Minderungsziele (INDC). Erwartet wird, dass der Schritt andere Länder zu weitreichenden INDC-Zusagen veranlassen wird.

Die INDCs waren auf der 19. Vertragsstaatenkonferenz (COP 19) der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) 2013 in Warschau beschlossen worden. Dort wurde den Ländern eine Frist bis Oktober 2015 eingeräumt, um ihre Reduktionsziele mitzuteilen. Diese sollen Ende des Jahres auf der COP 21 in Paris analysiert werden.

Der peruanische Klimaaktionsplan ist das Produkt zwölfjähriger Bemühungen, ein Set quantifizierbarer regionaler und nationaler Strategien gegen den Klimawandel und seine Folgen zu entwickeln. Er soll den Andenstaat befähigen, seine CO2-Emissionen bis 2030 um stolze 31 Prozent zu drosseln. Mexiko, das seine INDCs im März präsentiert hatte, strebt eine 25-prozentige Senkung seines CO2-Ausstoßes unter das Niveau von 2013 an.

Peru hat mit seinem sorgfältig ausgearbeiteten Fahrplan zur Umsetzung der eigenen Zielvorgaben auf der Konferenz sehr viel Lob geerntet. So erklärte Tania Guillén vom Lateinamerikanischen Klimaaktionsnetzwerk, das Land habe "echte Führungsqualitäten" unter Beweis gestellt.

Guillén, auch Mitglied der Lateinamerika-Stelle der internationalen Bürgerallianz 'Sustainability Watch' oder SUSWATCH, bezeichnete den Aktionsplan als "Wegweiser für die anderen lateinamerikanischen Länder, die noch an der Ausarbeitung ihrer eigenen CO2-Minderungsziele arbeiten".

Peru will das nationale 31-Prozent-Ziel mit Hilfe von 58 klar umrissenen Schutz- und Anpassungsmaßnahmen in den Bereichen Energie, Transport, Landwirtschaft und Abfallmanagement erreichen. Zwei dieser Projekte sehen den Umstieg von Kohle auf Gas vor. Jede Option wurde sorgfältig geprüft, das CO2-Einsparungspotenzial berechnet.


Gute Finanzierungsaussichten

Der Aktionsplan erhöht die Chancen Perus, die Industriestaaten für eine Finanzierung seiner Klimaprojekte zu gewinnen. Er zeigt ferner auf, wie sich mit weiteren 18 Projekten ein 42-prozentiger CO2-Emissionsrückgang bis 2030 erreichen ließe.

Marcela Jaramillo von der Organisation E3G empfiehlt den anderen lateinamerikanischen Ländern, sich von Peru inspirieren zu lassen. Es sei wichtig, dass die INDCs in konkrete Investitionspläne eingebettet würden, um nationale und internationale Investitionen anzuziehen.

Wie sie weiter betonte, kommt dem zivilgesellschaftlichen Engagement eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des peruanischen Aktionsplans zu. Doch fürchten viele Nichtregierungsorganisationen (NGOs), dass sich der Andenstaat mit seinem klimapolitischen Vorstoß übernehmen werde. So gebe es etliche ehrgeizige Projekte, die nie zufriedenstellend umgesetzt worden seien.

Im letzten Jahr hatten NGOs auf der COP 20 in Lima kritisiert, dass das Gesetz 30.230 "den Umweltschutz vom Wirtschaftswachstum abkoppelt". Sie brachten damals ihre Sorge zum Ausdruck, dass die dieselben Organismen, die für den Umweltschutz in Peru zuständig seien, mit der Regulierung und Kontrolle der Wirtschaftsaktivitäten betraut werden könnten, als handele es sich dabei um die Entwicklung des Energie- und Infrastruktursektors. Weiter kritisieren sie, dass der peruanische Aktionsplan auf Projektionen beruhe, die überholt seien.

Nach Jahren politischer Instabilität während der 1980er Jahre hat sich Peru von einer der am wenigsten zu einer der 20 am meisten liberalisierten Volkswirtschaften der Welt entwickelt, heißt es in dem Jahresbericht 2014 über den Stand der weltweiten Wirtschaftsfreiheit des in Kanada ansässigen Frazer-Instituts. Dies schlug sich in einem relativ konstanten Wachstum von 5,5 Prozent pro Jahr bis 2013 nieder. Doch in den letzten zwölf Monaten hat sich das Wirtschaftswachstum des südamerikanischen Landes verlangsamt. Die Projektionen der CO2-Emissionen, die Peru präsentiert hat, basieren allerdings auf der 5,5-Prozent-Wachstumsrate.

Nach dem BAU(Business-As-Usual)-Szenario, einem von zwei Szenarien, die das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung entwickelt hat, um Aussagen über die Zukunft der erneuerbaren Energien zu machen, wird der jährliche CO2-Ausstoß Perus auf 216 Millionen Tonnen ansteigen. Bis 2025 könnten es dann 243 Millionen und bis 2030 269 Millionen Tonnen jährlich werden.

Wie Bitia Chavez von der peruanischen Organisation 'Generacion+1', erklärte, ist es wichtig, dass sich die peruanische Gesellschaft sämtlicher Klimagefahren bewusst wird und ökologisch verantwortlich handelt.

Allerdings werden die Peruaner nicht allein über die INDC-Zusagen, sondern auch über eine Vielzahl von Klimaanpassungsmaßnahmen entscheiden müssen, die Lima entwickelt hat, um die Anfälligkeit der mehrheitlich ländlichen Bevölkerung für die negativen Folgen der Erderwärmung zu verringern. Auch dafür wurden unterschiedliche Indikatoren ausgearbeitet, um die Zielsetzungen zu erreichen.

Sie beinhalten besondere Adaptionsbereiche, -ziele und -indikatoren. Angesichts der Tatsache, dass etliche Entwicklungsländer der Meinung sind, dass das Pariser Abkommen ein globales Adaptionsziel beinhalten sollte, könnten die quantifizierbaren Adaptionsziele im peruanischen INDC anderen Ländern die Richtung weisen.


Regionaler Weckruf

Nach Ansicht der argentinischen Klimaaktivistin Tais Gadea Lara sollte der peruanische Aktionsplan den Nachbarländern als Weckruf dienen, "die noch nicht verstanden haben, welche Möglichkeiten der aktiven Teilnahme ehrgeizige INDCs bieten". Im Fall Argentinien lasse sich eine Diskrepanz zwischen dem starken Auftreten des Landes bei den internationalen Klimaverhandlungen und zwischen einer nationalen Bewegungslosigkeit feststellen. "Ich hoffe, dass Argentinien, Peru, Brasilien und andere Länder der Region mit ehrgeizigen und quantifizierbaren Klimaaktionsplänen die Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel übernehmen." (Ende/IPS/kb/15.06.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/06/peru-a-shining-example-for-south-americas-climate-action-plans/

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IPS-Tagesdienst vom 15. Juni 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2015

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