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KLIMA/339: USA und China könnten gemeinsam die globale Klima-Bilanz verbessern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Oktober 2014

Klima: USA und China könnten gemeinsam die globale Bilanz verbessern

von Stephen Leahy


Bild: © Wayne Wilkinson/cc by 2.0

Das Saint Mary-Zementwerk in Dixon im US-Bundesstaat Illinois
Bild: © Wayne Wilkinson/cc by 2.0

Bonn, 29. Oktober (IPS) - China und die USA verursachen zusammen 35 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Würden sie ihre Energieeffizienzstandards verbessern, könnten sie wesentlich dazu beitragen, die Erderwärmung bei unter zwei Grad Celsius zu halten.

Auch wenn der Energieverbrauch Chinas im Laufe der vergangenen 20 Jahre drastisch zugenommen hat, verbrauchen US-Amerikaner im Durchschnitt vier Mal so viel Strom wie Chinesen. Doch in punkto Zementproduktion ist das Gegenteil der Fall, wie eine Analyse des 'Climate Action Tracker' (CAT) verdeutlicht.

CAT ist ein Projekt von 'Ecofys', 'Climate Analytics' und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), das sich mit CO2-Reduktionsmöglichkeiten befasst. Die neue Analyse untersucht die Energieverbrauchs- und -einsparpotenziale bei der Stromproduktion, in der Industrie, in Gebäuden und im Transportwesen beider Länder.

"Wenn China und die USA die besten Effizienzstrategien kombinieren würden, wären sie auf dem richtigen Weg, um die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten", betont der Klimawissenschaftler Bill Hare von 'Climate Analytics' mit Sitz in Berlin. Beide Staaten müssten die Verwendung von Kohle "drastisch einschränken".

Dass in den USA vier Mal so viel Energie verbraucht wird wie in China, hat unter anderem damit zu tun, dass ein US-Amerikaner durchschnittlich doppelt so viel Platz zum Leben hat wie ein Chinese. Gebäude in China sind zudem wesentlich sparsamer im Energieverbrauch. "Sie haben zwar nicht die beste Energieeffizienz, sind aber meist neuer, werden seltener gekühlt und weniger stark beheizt", erklärt Niklas Höhne von 'Ecofy'.


Globale Best-Practice-Initiativen berücksichtigen

Dennoch nimmt der Stromverbrauch im chinesischen Wohnungssektor immer weiter zu. Würden sich beide Länder auf die Standards der Europäischen Union zubewegen, ließen sich massive Energieeinsparungen erzielen. Dass der US-Energieverbrauch größer ist als der chinesische, erklärt die CAT-Analyse auch mit dem um das Zehnfache höher liegenden Fahrzeugbesitz. Außerdem geben die Fahrzeuge auf chinesischen Straßen aufgrund strikterer Regelungen weniger CO2 ab.

Würden sich beide Länder von globalen Best-Practice-Beispielen inspirieren lassen - etwa durch eine Anpassung an die EU-Emissionsvorgaben oder einen erhöhten Einsatz von Elektroautos wie in Norwegen -, ließe sich den Wissenschaftlern zufolge sehr viel erreichen.

Die globalen Schadstoffemissionen steigen unterdessen von Jahr zu Jahr. Wenn sie nicht in den nächsten zwei bis drei Jahren ihren Höhepunkt erreichen und dann zu sinken beginnen, rechnen die Forscher damit, dass es extrem schwierig und kostspielig sein wird, einen Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen um mehr als zwei Grad Celsius zu verhindern. Die bisherige Erhöhung um 0,85 Grad Celsius wird Berichten zufolge Schäden in Milliarden-Höhe und extreme Wetterphänomene verursachen, von denen Zehntausende Menschen betroffen sein werden.

Würden die USA und China die globalen 'Best Practices' im Energiesektor umsetzen, könnten die Emissionen in den USA bis 2020 um 18 Prozent im Vergleich zu 2005 und um fünf Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. In China wäre den Prognosen zufolge der Scheitelpunkt in den frühen 2020er Jahren erreicht. Auf diese Weise könnte die entscheidende Emissionslücke zwischen der gewollten und der tatsächlichen Reduzierung von Treibhausgasen, die bei etwa 25 Prozent liegt, geschlossen werden.


Bestnoten für die EU

Die EU steht bei den weltweiten Bemühungen um eine Reduzierung der CO2-Emissionen um mehr als 20 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 unangefochten an erster Stelle. Erst kürzlich wurde zugesichert, den Ausstoß bis 2030 um mindestens 40 Prozent zu verringern.

Laut einer CAT-Analyse vom vergangenen Juni müssten die USA und die anderen 'Annex-I-Länder' ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 35 bis 55 Prozent drosseln. Spätestens bis 2050 müssten sie sich von fossilen Brennstoffen verabschiedet haben. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/10/good-twins-or-evil-twins-u-s-china-could-tip-the-climate-balance/

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IPS-Tagesdienst vom 29. Oktober 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2014