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KLIMA/194: Afrikanische Unterhändler wollen Kioto-Protokoll retten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. November 2012

Klima: Afrikanische Unterhändler wollen Kioto-Protokoll retten

von Wambi Michael


Christiana Figueres, UNFCCC-Exekutivsekretärin - Bild: © Wambi Michael/IPS

Christiana Figueres, UNFCCC-Exekutivsekretärin
Bild: © Wambi Michael/IPS

Doha, Katar, 28. November (IPS) - Die afrikanischen Staaten kämpfen auf dem Weltklimagipfel in Katar darum, das Kioto-Protokoll vor dem Tod zu bewahren. Die erste Verpflichtungsperiode des Abkommens zur Einsparung von Kohlendioxidemissionen endet am 31. Dezember. Noch ist keine zweite Verpflichtungsperiode beschlossen. Die afrikanischen Unterhändler werfen den Industrieländern vor, eine solche auch gar nicht zu wollen.

"Wir schauen nicht tatenlos zu, wie einige Industrienationen das Kioto-Protokoll hier in Doha zu Grabe tragen werden", versichert der ugandische Delegierte Chebet Maikut gegenüber IPS. Hier, in der Hauptstadt von Katar, verhandeln Vertreter von 194 Staaten vom 26. November bis 7. Dezember über eine zweite Kioto-Phase sowie über ein neues internationales Klimaabkommen, das auch die Länder umfasst, die das Kioto-Protokoll nicht unterzeichnet haben.

Daneben soll über verschiedene Instrumente der internationalen Klimapolitik verhandelt werden. Dazu gehört der Grüne Klimafonds. Sein Sitz in Südkorea ist bereits beschlossen - Bonn ging leer aus -, doch noch ist unklar, wie er finanziell bestückt werden soll.

Im Rahmen des Kioto-Protokolls haben sich die Industriestaaten darauf verständigt, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Ziel ist es, die Erderwärmung nicht um mehr als zwei Grad gegenüber vorindustriellen Verhältnissen steigen zu lassen. Dadurch sollen unumkehrbare klimatische Veränderungen verhindert werden, die das Leben vieler Menschen drastisch erschweren würden.


Enttäuschungen im Vorfeld der Verhandlungen

Kanada, die USA, Russland und Japan wehren sich gegen eine zweite Verpflichtungsperiode. Unter anderem fordern sie, die großen Schwellenländer Indien und China in das Protokoll mit aufzunehmen. Die afrikanischen Staaten fordern, dass die übrigen Länder auch im Alleingang eine zweite Phase einläuten. Der Europäischen Union wird dabei eine Vorreiterrolle zugesprochen. Doch die Hoffnung, dass die EU ihre Emissionseinsparziele von 20 Prozent bis 2020 auf 30 Prozent erhöht, wurde bereits im Vorfeld der Verhandlungen in Doha enttäuscht.

"Das Kioto-Protokoll ist das einzige existierende bindende Abkommen, das Industrieländer zur Einsparung von Emissionen verpflichtet", sagte Christiana Figueres, Exekutivsekretärin des Sekretariats für die UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), gegenüber IPS. "Das Protokoll ist wichtig, um das Vertrauen, das die Entwicklungsländer in die Industrieländer legen, auch rechtlich abzusichern."

Die afrikanischen Staaten wollen außerdem den Klimamechanismus CDM retten. Er ist eines der Instrumente des Kioto-Protokolls und erlaubt es Unternehmen aus Industriestaaten, Projekte zur Treibhausgasreduktion in Entwicklungsländern zu finanzieren. Die dadurch eingesparten Emissionen können sich die Firmen gutschreiben lassen und so müssen sie weniger Emissionen in ihrem eigenen Land reduzieren. Das soll den Transfer neuer klimafreundlicher Technologien in Entwicklungsländer fördern.

"Es nutzt Afrika kaum, sich für den Mechanismus einzusetzen", meinte hingegen Peter Storey von der nichtstaatlichen 'Climate Technology Initiative' in den USA. Weniger als zwei Prozent der Emissionszertifikate, die im Rahmen des CDM ausgegeben werden, werden in Afrika generiert. Der überwiegende Teil kommt aus China, Indien und Brasilien.


Wieder mehr kleine CDM-Projekte

Doch Conor Barry vom UN-Klimasekretariat zufolge nehmen die CDM-Projekte in Afrika immer weiter zu. Der Fokus der Projektförderung habe sich von umstrittenen großen Industrieprojekten, wie es sie vor allem in China, Indien und Brasilien gibt, zu kleinen Projekten verschoben, die vor allem in Afrika gefunden werden können. Darunter fallen auch Photovoltaikprojekte für Solarkocher und -lampen. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel über den CDM gelernt."

Laut Barry hat das UN-Klimasekretariat im April einen Fördertopf eingerichtet, um CDM-Projekte in bisher unterrepräsentierten Regionen zu stimulieren. Um registriert werden zu können, müssen die Projekte in den ärmsten Ländern der Welt (LDCs) pro Jahr Einsparungen von 7.500 Emissionszertifikaten erzielen, in Nicht-LDC-Ländern von 13.000 Zertifikaten. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://cdm.unfccc.int/
http://www.ipsnews.net/2012/11/african-negotiators-saving-Kioto-from-the-grave/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 28. November 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2012