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KLIMA/146: Uruguay - Stadtmüll schädigt Klima, Weltbank unterstützt Initiative gegen Methangas (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Januar 2012

Uruguay: Stadtmüll schädigt Klima - Weltbank unterstützt Initiative gegen Methangas

von Inés Acosta

Abfall wird auf der Deponie Felipe Cardoso in Montevideo abgeladen - Bild: © Inés Acosta/IPS

Abfall wird auf der Deponie Felipe Cardoso in Montevideo abgeladen
Bild: © Inés Acosta/IPS

Montevideo, 19. Januar (IPS) - Auf einer Mülldeponie in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo setzen die Abfälle der rund 1,3 Millionen Einwohner große Mengen Methan frei. Im Frühjahr soll nun eine moderne Verbrennungsanlage in Betrieb gehen, die das Klimagas noch vor Entweichen in die Erdatmosphäre auffängt. Die Hälfte der durch die verringerte Freisetzung der Emissionen generierten Emissionszertifikate wird die Weltbank kaufen.

Die Anlage soll bis März fertiggestellt werden, wie Jorge Alsina von der Abteilung für Umweltentwicklung in der Stadtverwaltung von Montevideo bekannt gab. Ein Jahr lang wird die verantwortliche Firma 'Aborgama S.A.' testen, ob die Anlage die an sie gestellten Erwartungen erfüllt.

Täglich werden etwa 2.200 Tonnen Festabfälle auf der Mülldeponie Felipe Cardoso im Südosten der Stadt abgeladen, gepresst und vergraben. Dadurch muss das Gelände für die Mülllagerung immer weiter vergrößert werden. Ende der neunziger Jahre wurden am Rande der Deponie zwei Anlagen zur Müllentsorgung wegen Überfüllung geschlossen. Der Unrat türmt sich inzwischen 40 Meter hoch auf. Diese Abfälle setzen Methangas frei.

"Das Methangas wird künftig in Schächten gespeichert und über Rohre in die neue Anlage geleitet, in der es dann gereinigt und verbrannt wird", erläuterte Manuel Luengo von der Weltbank. Bei der Verbrennung entsteht zwar Kohlendioxid (CO2), doch ist es weniger klimaschädlich als das Methan, das Experten zufolge 25 Mal mehr zum Treibhauseffekt beiträgt als das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugte CO2.

Der Leiter der Abteilung für Umweltentwicklung der Stadt Montevideo, Juan Canessa, erklärte, dass der feste Abfall nach der Stromerzeugung in Montevideo der zweitgrößte Verursacher klimaschädigender Emissionen ist. Deswegen hätten die Stadt und die Weltbank ein gemeinsames Projekt zur Verringerung der Klimagasemissionen vereinbart, ergänzte Luengo.

Vertragsgemäß wird die Weltbank 377.500 Emissionszertifikate erwerben. Dies entspricht der Hälfte des Wertes, der durch die Reduktion der Klimagase im Zeitraum 2012 bis 2017 angestrebt wird. Geht die Rechnung auf, wird die Weltbank auch die übrigen Zertifikate kaufen. Luengo wies allerdings darauf hin, dass die bisherigen Projekte zur Reduzierung der Deponiegasemissionen hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.


Energie aus Methangas

Das aufgefangene Methan kann auch in Energie umgewandelt werden. Nach Angaben von Canessa hat sich ein entsprechendes Abkommen aber noch nicht konkretisiert. Alles Weitere hänge nun davon ab, wie viel Gas sich tatsächlich speichern lasse.

Die Stadtverwaltung von Montevideo treibt noch ein anderes Projekt voran, das die Abfallverwertung verbessern soll. Noch im Januar soll mit dem Bau einer Anlage zur Entsorgung von Flüssigabfällen begonnen werden. Außerdem sind zwei weitere Werke geplant, in denen jeweils gefährlicher Industriemüll und Hausabfälle vernichtet werden sollen.

Die Behörden von Montevideo sind zugleich besorgt über den Zustand der Deponie Felipe Cardoso. Alsina schätzt, dass der Platz für den Müll nur noch bis 2018 reichen wird. Canessa wiederum ist zuversichtlich, dass sich die Abfallberge durch Mülltrennung verkleinern lassen.

Auf der Deponie ist bereits ein 60-köpfiges Arbeitsteam damit beschäftigt, täglich zwischen zehn und 14 Lkw-Ladungen Müll zu sortieren. Die Müllberge werden von Hand durchsucht, weil es keine geeigneten Maschinen gibt, wie der Vorsitzende der Kooperative Felipe Cardoso (Cofeca), Richard Rodriguez, berichtet. "Wir kämpfen gegen die Verschmutzung." (Ende/IPS/ck/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2012