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KLIMA/123: Deutschland muss hart verhandeln gegen klimapolitisches Fiasko in Durban (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 5. Dezember 2011

NABU: Deutschland muss hart verhandeln gegen klimapolitisches Fiasko in Durban

Tschimpke mahnt Röttgen und Kanzlerin: Wer nicht kämpft, hat schon verloren


Durban/Berlin - "Deutschland muss jetzt endlich einen klaren Standpunkt beziehen und so klug wie hart verhandeln, sonst endet die Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban mit einem Fiasko", appelliert NABU-Präsident Olaf Tschimpke dringend an Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der am Montag in Durban eintraf. "Die beiden zentralen Ziele der deutschen Klimapolitik stehen auf dem Spiel: die Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal zwei Grad und international verbindliche Klimaschutzabkommen, statt das Prinzip des Wilden Westens, jeder macht was und wie er will", warnt Tschimpke.

Um dieses Fiasko zu verhindern, muss es nicht nur eine nahtlose Fortsetzung des Kyoto-Protokolls geben, sondern gleichzeitig ein konkretes Mandat, bis 2015 ein globales Klimaschutzabkommen zu verhandeln, das alle Staaten einschließt. "Und in beiden Abkommen müssen deutlich höhere CO2-Reduktionsziele stehen, als bislang auf dem Tisch sind", fordert der NABU-Präsident.

Der NABU kritisiert, dass sich die EU bislang noch nicht klar dazu bekannt hat, dass ein "Kyoto II"-Abkommen nur bis 2018 gelten darf. "Die Wissenschaft sagt uns, dass wir die Klimawende deutlich vor 2020 erreichen müssen, das heißt, ab dann müssen die globalen CO2-Emissionen sinken. Damit ist der Zeitplan klar: Kyoto II sollte nur bis 2018 gelten, weil spätestens dann ein globaler Klimaschutzvertrag in Kraft treten muss", erklärt Tschimpke. Zudem müssten Schlupflöcher im Kyoto Protokoll geschlossen werden, indem etwa die Freisetzung von Treibhausgasen bei der Trockenlegung von Mooren und Feuchtgebieten sowie in der intensiven Landwirtschaft eingerechnet werden. "Mit so einem Kyoto II-Abkommen kann die EU wahre globale Führungsstärke zeigen und auch von den anderen Ländern entscheidende Beiträge verlangen", erklärt der NABU-Präsident.

Allein die Fortschreibung des Kyoto-Protokolls kann die Klimakatastrophe nicht abwenden, zumal Kanada, Japan und Russland eine zweite Verpflichtungsperiode ablehnen. Dadurch decken die Kyoto-Staaten nur noch einen Bruchteil der globalen Treibhausgas-Emissionen ab. "Um alle Staaten für ein großes Klima-Abkommen neben dem Kyoto-Protokoll zu gewinnen, gilt es, klug neue Allianzen zu schmieden, insbesondere mit den vom Klimawandel bedrohten Inselstaaten sowie Schwellenländern wie China und Brasilien. Und wir müssen notfalls in Kauf nehmen, dass die USA sich international isolieren", betont der NABU-Präsident.

"Es besteht die Gefahr, dass die deutsche Klimapolitik nach Durban mit leeren Händen dasteht. Um das 2 Grad Ziel zu halten und internationale Verpflichtungen zu erreichen, muss Umweltminister Röttgen hart verhandeln und bis zur letzten Nacht kämpfen", fordert NABU-Präsident Tschimpke.


Die detaillierten NABU-Forderungen an die UN-Klimakonferenz und tagesaktuelle Kommentierung der Verhandlungen in Durban finden Sie im Internet unter: www.NABU.de/weltklimakonferenz


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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 157/2011, 05.12.2011
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2011