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KATASTROPHEN/017: TEPCOs Betrug - die Lehren aus Fukushima (Greenpeace)


Greenpeace - Presseerklärung, 26.05.2011, veröffentlicht von Lena Küpper

TEPCOs Betrug - die Lehren aus Fukushima

Greenpeace veröffentlicht Bericht über Super-GAU in Japan


Greenpeace präsentiert heute eine bislang unveröffentlichte Studie, die die Desinformationspolitik des Nuklearkonzerns TEPCO und der japanischen sowie internationalen Atombehörden als gefährlich und verantwortungslos entlarvt. Schon wenige Stunden nach dem japanischen Erdbeben vom 11. März hat TEPCO von den Kernschmelzen in Fukushima gewusst und die radioaktive Verseuchung seiner Angestellten, der umliegenden Region und des Meerwassers in Kauf genommen.

Auch die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) übernahm kritiklos die verharmlosenden Darstellungen. Die neuen Erkenntnisse haben nach Meinung der Umweltschützer auch Konsequenzen für die technische und ethische Bewertung der Atomkraft in Deutschland. Greenpeace übergibt deshalb die Studie heute der Ethikkommission, die am kommenden Samstag ihre Empfehlungen an die Bundesregierung geben wird.

"Niemand lügt ohne Grund", sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. "Die Ausflüchte und Verheimlichungen von TEPCO sowie die andauernden Beschwichtigungen und Verharmlosungen der internationalen Atombehörden haben nur ein Ziel: Man will die Menschen glauben machen, dass die Atomkraft auch nach dem katastrophalen Unfall in Fukushima beherrschbar ist. Doch das ist der größte Irrtum."

Die Studie macht deutlich, dass TEPCO bereits in den ersten Stunden nach dem Erdbeben von den Kernschmelzen gewusst und die japanische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft seitdem bewusst getäuscht hat. Innerhalb der ersten 24 Stunden des Unfalls hatte TEPCO direkten Zugang zu Daten, welche die rasch ansteigenden Temperaturen im Druckbehälter sowie eine Kernschmelze offensichtlich machten. Dem Report zufolge konnte der britische Nuklearingenieur Dr. John Large die Kernschmelzen in den Reaktoren 1-3 trotz der verheimlichten Daten schon wenige Tage nach der Explosion nachweisen. Die Entscheidung, Meerwasser auf die Reaktoren zu schütten, geschah in dem vollen Bewusstsein, dass der Druckbehälter bereits gebrochen war. Man nahm in Kauf, dass mehrere zehntausend Tonnen hoch radioaktives Wasser auslaufen und in die Umwelt gelangen konnten.

"Deutschland ist wie Japan nicht auf einen Super-GAU vorbereitet. Das macht die Hilflosigkeit im Umgang mit der Katastrophe in Japan deutlich", sagt Smital. "Die in Fukushima ergriffenen Maßnahmen zur Kühlung der Reaktoren wären in Deutschland unmöglich. Wir könnten nicht radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer pumpen. Der deutsche Katastrophenschutz wäre einer Evakuierung nicht gewachsen. Es gibt daraus nur drei logische Schlüsse für Herrn Töpfer und die Ethik- Kommission: Die gefährlichsten Reaktoren müssen sofort vom Netz, die Anlagen in Erdbebengebieten müssen ohne Tabus auf den Prüfstand und alle übrigen AKW müssen so schnell wie möglich abgeschaltet werden und zwar ohne Hintertürchen. Ein mittelfristiger Ausstieg 2022 wäre nicht zu verantworten und ist daher nicht akzeptabel."

Publikationen zum Thema
11.05.2011 PDF 83 KB
Übersetzung des Large Reports R3197-A1
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/Uebersetzung_Large_R3197-A1.pdf 26.05.2011 PDF 762 KB
Large-Report: Incidents, developing situation and possible eventual outcome at the Fukushima Daiichi nuclear power plants
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/Large_Report_R3196-A1_10_April_2011-3.pdf
26.05.2011 PDF 129 KB
Press release: Tepco's deceit - The lessons from Fukushima
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/pe_110526_pk_Large_Report_final_englisch.pdf
26.05.2011 PDF 213 KB
Lagebericht zur nuklearen / radiologischen Situation in Fukushima Daiichi (Update)
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/update_Large_052011_____DE_FINAL.pdf
26.05.2011 PDF 231 KB
Update on nuclear and radiological situation at Fukushima Daiichi, Mai 2011
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/update_Large_052011_____EN_02.pdf
26.05.2011 PDF 106 KB
Fukushima Daiichi accident interim status report (Summary)
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/Summary_Large_Report_03.pdf


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Quelle:
Presseerklärung, 26.05.2011
Herausgeber: Greenpeace e.V., Pressestelle
Große Elbstraße 39, 22767 Hamburg
Tel. 040/306 18-0, Fax 040/30618-160
E-Mail: presse@greenpeace.de
Internet: www.greenpeace.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2011

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Pressemitteilung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
27.05.2011
PM 67/2011/LFGS Artenschutz
Kategorie: Artenschutz
Biber - unverzichtbar für Artenvielfalt

Biber sind unsere wichtigsten Verbündeten, um den fortschreitenden Verlust bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verhindern. Keine zweite Tierart schafft anderen Pflanzen und Tierarten soviel Lebensraum. Vom Biber angelegte Feuchtgebiete sind viel artenreicher und kostengünsti-ger als jedes vom Menschen angelegte Biotop. In Zeiten der Klima-erwärmung ist der Wasserrückhalt durch den Biber unverzichtbar.

Neue Untersuchungen in Mittelfranken zeigen den enormen Nutzen des Bibers für die Erhaltung der Biodiversität.

Seit 1999 untersucht der Diplom-Biologe Ulrich Meßlinger im Auftrag der Regierung von Mittelfranken und des Bund Naturschutz (BN) Lebensraumveränderungen durch den Biber in Westmittelfranken. Auf zehn Probeflächen in den Landkreisen Ansbach (sechs Gebiete) und Weißenburg- Gunzenhausen (vier Gebiete) werden dabei die landschaftliche Entwicklung sowie Reaktionen der Pflanzen- und Tierwelt (Vögel, Amphibien, Libellen, Pflanzenarten) auf die Bibertätigkeit untersucht. Die Untersuchungen werden vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale gefördert.

Fauna und Flora profitieren deutlich und schnell von der Auenrevitalisierung, die durch die Tätigkeiten des Nagers in Gang gebracht wird. Für insgesamt 73 wertgebende Tier- und Pflanzenarten wurden positive Effekte der Biberaktivität nachgewiesen (32 Pflanzen-, 24 Vogel-, zehn Libellen-, vier Amphibien- und Reptilienarten sowie drei Arten aus sonstigen Tiergruppen). Die jüngste Untersuchung 2010 zeigt, dass diese positiven Effekte des Bibers dauerhaft wirken - solange, wie die Bibertätigkeit anhält.

Zahlreiche besonders anspruchsvolle Tierarten wie Wasserralle, Eisvogel, Laubfrosch, Elritze, Grüne Keiljungfer, Schwarze Heidelibelle und Kleine Pechlibelle nutzen ganz gezielt durch die Biberaktivität neu entstandene bzw. renaturierte Habitate. Von besonderer Bedeutung sind dabei neu aufgestaute, strukturreiche Flachgewässer, die Auflichtung dichter Ufergehölze, das durch Biber erheblich gesteigerte Totholzangebot und zahlreiche vegetationsfreie Stellen an Dämmen, Transportgräben und Ausstiegen der Biber.

Für die Nahrungsketten und für die typischen Lebensräume besonders wichtige Arten (Grasfrosch, Grünfrösche, diverse Heide- und Kleinlibellen; Röhrichtbrüter) entwickeln in von Bibern umgestalteten Bereichen große Populationen. Bei allen untersuchten Gruppen war ein schneller Anstieg der Artenvielfalt und der Bestandsdichte festzustellen.

Die stärksten Effekte ergaben sich dort, wo Biber zur Sicherstellung eines ausreichenden Wasserstandes Fließgewässer aufstauen müssen. Dies trifft besonders in Tälchen zu, die von kleinen Fließgewässern geringer Wassertiefe durchflossen werden. In einem Fall gaben Biber ihr Revier auf, weil nicht mehr genügend Winternahrung zur Verfügung stand. Das Fehlen der vielfältigen Biberaktivitäten hatte sofort deutliche Bestandsrückgänge gefährdeter Arten zur Folge!

Diese Beobachtungen belegen, dass Biber ein unverzichtbarer Bestandteil der bayerischen Natur sind. Biber haben seit rund 15. Mio. Jahren ganz Europa besiedelt und die Gewässerlandschaften vom Polarkreis bis zum Mittelmeer entscheidend geprägt und mitgestaltet. Allein in Bayern wird der ursprüngliche Biberbestand auf bis zu 100.000 Tiere geschätzt. Jeder Bach, jeder Fluss und jede Auenlandschaft waren "Biberland". Alle anderen Wasserbewohner waren eng an die typischen Bibergewässer angepasst oder sogar auf diese angewiesen. Kein Wunder, dass sie jetzt so schnell und positiv auf die Rückkehr des Baumeisters reagieren !

Das Bauen von Biberdämmen erbringt nicht nur aus naturschutzfachlicher, sondern auch aus wasserwirtschaftlicher Sicht wertvolle Revitalisierungsleistungen: Zurückverlegen aufgesattelter Gewässern ins ursprüngliche Bett, Sedimentation großer Geschiebemengen und Förderung der Ausbreitung ufertypischer Gehölze sowie die Neuschaffung von Stillgewässern, Flachwasserzonen und Kleinbächen führen zu erheblicher Abflussverzögerung, schaffen zusätzlichen Rückhalteraum bei Hochwässern und verbessern die Selbstreinigungskraft und Wasserqualität der Fließgewässer.

Nur Biber schaffen es, die Vielfalt der notwendigen Gewässerstrukturen zu schaffen und auch dauerhaft zu unterhalten. Sie sind als Baumeister und Hausmeister zugleich jederzeit am Gewässer präsent und schaffen laufend neue Strukturen, die so differenziert auch durch aufwändigste menschliche Biotoppflege nicht möglich und sicher unbezahlbar wären. Die Artenfülle an Gewässern kann sich deshalb nur dort entfalten, wo Biber als seit Millionen von Jahren wirksamer Schlüsselfaktor ihre ganzen Fähigkeiten einsetzen dürfen.

Andere Untersuchungen bestätigen diese mittelfränkischen Untersuchungen: Prof. Volker Zahner, Hochschule Weihenstephan, hat 2007 in einer Studie die Verdoppelung der Fischartenzahl von 9 auf 18 im Mühlbach bei Freising nach Einwandern des Bibers festgestellt. Untersuchungen des Landesfischereiverbandes (LFV) Bayern im Jahr 2008 führten zu dem beeindruckenden Ergebnis, dass sich in einem Bachabschnitt ohne Biber 20 Bachforellen / km, mit Biber aber 120 Bachforellen / km befinden. Die Kanadierin Glynnis Hood wies 2006 nach, dass in einem Trockensommer die Dämme und Kanäle der Biber 60% mehr Wasser in der Fläche zurückhalten, als in einem Vergleichsjahr, bevor Biber eingewandert sind. Diese Effekte kommen in diesem trockenen Frühjahr auch in Mittelfranken zu tragen und sind deutlich z.B. im Dietfurter Ried zu sehen. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen des Bibers ist damit in Bayern um den Faktor 100 größer als die einzelnen Schäden bei Land-, Forst- oder Teichwirten.

Forderungen des Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN):

· Schaffung von ungenutzten Pufferstreifen an allen Fließgewässern, da 90% der Konflikte mit Bibern in einem zehn Meter breiten Streifen entlang des Ufers entstehen. Uferstreifen in öffentlichem Besitz (Wasserwirtschaftsämter, Kommunen) sind auch aus Gründen des Gewässerschutzes umgehend aus jeglicher Nutzung zu nehmen. Biberkonflikte an Ufern sind meist Indikator für weit gravierendere Konflikte zwischen intensiver Landwirtschaft und Gewässerschutz.

· Umfassende Renaturierung von Talauen. Der Biber wirkt hier als kostenloser Landschaftsgestalter und Motor für die Artenvielfalt!

· Integration von Biberüberschwemmungsgebieten in Konzepte für die dezentrale Hochwasserrückhaltung, insbesondere in den Oberläufen der Gewässer.

· Bessere Überprüfung der Ausnahmeregelung für die Entnahme von Bibern und Biberdämmen, die speziell im Landkreis Ansbach oft zu großzügig gehandhabt wird.

· Bessere Unterstützung der 200 ehrenamtlichen, lokalen Biberberater. Unverzichtbar ist es, den wirtschafteten Menschen in Problemfällen zu helfen, aber ebenso die positiven Effekte des Bibers darzustellen. Notwendig ist ein dichteres Netz qualifizierter Ansprechpartner, denen eine einheitliche Aufwandsentschädigung und Fahrtkostenersatz zu gewähren ist.

· Zurücknahme der unsinnigen und maßlosen Forderungen des mittelfränkischen Bayerischen Bauernverbandes nach einer pauschalen "Bestandsreduktion", die sogar Natura 2000-Gebiet einbezieht, deren Schutzweck explizit auch der Schutz des Bibers ist. Viel effektiver und naturverträglicher ist die punktuelle Problemlösung, wenn nötig auch durch Einzeltötung, durch das Bibermanagement.

· Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Landnutzen, Behördenvertretern und Naturschützern in Mittelfranken. Einbezug des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken und der Direktion für Ländliche Entwicklung für flächenhafte Problemlösungen. Erstellung von Landnutzungskonzepten der Gemeinden für ihre Talauen unter Integration der Leistungen des Bibers.

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·

gez. Dr. Kai Frobel gez. Erhard Bendig

Referent für Arten- und Biotopschutz 1. Vorsitzender Kreisgruppe

Weißenburg-Gunzenhausen

Hintergrundinformation Biber

Biber (Castor fiber)
Schutzstatus:

Der Biber ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG) aufgeführt und zählt daher gem. 7 Abs. 2 Nr. 13 Buchst. b) aa) und 7 Abs. 2 Nr. 14 Buchst.) BNatSchG sowohl zu den besonders als auch zu den streng geschützten Arten.

"Rote Liste" Dtl.: gefährdet (3), "Rote Liste" Bayern: seit der Neuauflage 2003 nicht mehr in der Roten Liste enthalten. Forderungen, der Biber sei aus der Roten Liste gefährdeter Arten zu nehmen, sind daher seit acht Jahren hinfällig!

Verbreitung / aktueller Bestand:

· In Bayern besiedelt der Biber mittlerweile alle Naturräume und fast alle Landkreise.

· Der Bestand liegt bei ca. 3.500 Biberrevieren mit ca. 14.000 Exemplaren.

· Vergleich: Biberbestand in Lettland (etwas kleiner als Bayern): 100.000 Exemplare

· Die Zunahme erfolgt nur an den Rändern der Verbreitung (z.B. Voralpenraum, Oberfranken) durch abwandernde Jungtiere und in jüngst besiedelten Landkreisen durch Auffüllung der Lücken.

· In den Landkreisen, wo der Biber bereits seit 30-40 Jahren vorkommt, stagniert der Bestand und wird sich auch nicht erhöhen, da alle möglichen Reviere besiedelt sind und ein tödliches Reviersystem des Bibers (Verbeißen von Jungtieren) ein Anwachsen verhindert.

Verbreitung / früherer Bestand:

· Früher flächendeckend an allen Gewässern. Geschätzter Bestand Bayern unter natürlichen Verhältnissen ca. 100.000 Exemplare.

· In Bayern fiel der letzte Biber 1867 der Jagd zum Opfer. Der Biber ist eine der wenigen Tierarten, bei denen nicht die Zerstörung und Zersplitterung der Lebensräume zur Ausrottung geführt hat, sondern die direkte menschliche Nachstellung (Pelz, Fastenspeise, Bibersekret als begehrtes Arzneimittel).

· Wiedereinbürgerung von 120 Exemplaren zwischen 1966 und 1982 auf Initiative des BN und mit Genehmigung und Unterstützung des Landwirtschafts- und Umweltministeriums. Management:

· 1996 erstes modellhaftes Bibermanagement im Raum Ingolstadt, 1998 Ausdehnung auf ganz Bayern mit zwei Bibermanagern für je Nord- und Südbayern (getragen vom Bayerischen Naturschutzfonds, EU-Förderung und BN), die aktuell jährlich 155 besonders schwierige Konfliktfälle lösen, 65 Vorträge und Exkursionen durchführen, 45.000 km zurücklegen, örtliche Biberberater aus- und fortbilden, Biberkartierungen betreuen und das erfolgreiche bayerische Modell derzeit transferieren nach Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Tirol.

· über 200 ehrenamtlichen Biberberater auf der Ebene der Landkreise, die jährlich ca. 2.000 Ortstermine und Beratungsgespräche mit Vermittlung von Ausgleichszahlungen leisten und über 100 Biberführungen anbieten.

· Seit 1.8. 2008 Biberfonds des Freistaates für Schäden in der Land-, Forst- und Teichwirtschaft mit 250.000 EUR/Jahr. 2011 erhöht auf 350.000 EUR.

· Gemeldete Schäden 2009: 493.000 EUR (erstes Jahr der Auszahlungen), gemeldete Schäden 2010: 371.000 EUR, d.h. ein Rückgang von 122.000 EUR oder 25 %.

· In nicht anders lösbaren schweren Konfliktfällen Abfang und Tötung. 700 Biber pro Jahr (Stand 2009) werden im Rahmen des Managements gezielt an den Problempunkten getötet. Keine flächendeckende Bejagung, die nichts bringen würde, auch weil in etwa der Hälfte der bayerischen Biberreviere überhaupt keine Konflikte mit menschlichen Nutzungen auftreten!

Gefährdungen / Verlustursachen:

· Straßentod, Hochwasser (Jungtiere im Bau)

· Revierkämpfe

· Illegale Tötungen

Leistungen des Bibers:

· Artenvielfalt: Untersuchungen belegen, dass die Artenvielfalt bei Fischen, Amphibien, Libellen und Vögeln in Biberfeuchtgebieten sprunghaft ansteigt. Biber ist Motor der Artenvielfalt bei Auenrenaturierung.

· Kostenlose Biotopgestaltung: 1 ha Renaturierung mit Bagger kostet durchschnittlich 30.000 EUR. Bei sehr konservativer Abschätzung von 1 ha durch Biber renaturierter Fläche in jedem zehnten bayerischem Biberrevier entspricht dies bisher einem Gegenwert von bereits 10,5 Mio. EUR eingesparter Kosten.

· Wasserrückhaltung: im Freisinger Auwald haben Biber in einem einzigen Biberrevier durch ihre Stautätigkeit 8 Mio. l Wasser für die Grundwasserneubildung zurückgehalten; in Fulda nutzen die Wasserwerke der Stadt die Bibervorkommen für das Wiederauffüllen der Grundwasservorräte.

· Eine Kosten-Nutzen-Untersuchung der Biber in Hessen hat einen positiven Betrag von ca. 5.000 EUR je Biber (Schaffen von Lebensräumen, Gewässerreinigung, touristische Nutzung) ergeben. In Bayern leben mindestens 20% der Vorkommen (2.800 Biber) unter vergleichbaren Bedingungen. Das macht in der Summe allein für diese Biber eine Leistung von 14 Mio. EUR.

· Fraßschäden z.B. am Mais sind über Quadratmeter Fraßfläche mal Marktwert dagegen leicht darstellbar. Direkte und indirekte Positivwirkungen von prominenten Tierarten wie dem Biber sind dagegen schwer in menschliche Gewinn- und Verlustrechnungen zu pressen. Die unmittelbaren ökonomischen Leistungen des Bibers liegen in Bayern jedoch im Minimum bei 50 Mio. EUR/Jahr, also um den Faktor 100 über den "Schäden".

Autor: Dr. Kai Frobel

Download:

PM-067-11-Biber_Artenreichtum_Mittelfranken.pdf
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home | Presse + Medien | Pressemitteilungen | Detail Pressemitteilung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. 26.05.2011 PM 068-11/LFGS Landwirtschaft BN unterstützt Projekt "die Faire Milch" Vorteile: Artgerechte Fütterung mit viel Wiesenheu, ohne Gentechnik, fairer Preis für die Bauern

Das Projekt "die faire Milch" des Bundes deutscher Milchviehalter (BDM) ist für den Bund Naturschutz wegweisend für Partnerschaft von Naturschutz und Landwirtschaft im konventionellen Milchmarkt. Die Fütterung der Kühe erfolgt mit viel Wiesenfutter und wenig Mais und Getreide und sorgt dadurch für eine hohe Milchqualität mit verbessertem Omega 3 Fettsäureanteil. "Die Faire Milch" kaufen heißt aktiv Umwelt schützen", so Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin anlässlich der "Botschaftertour" der hessischen Milchbau-ern und Faire Milch Lieferanten, Otto Schöneweis, der auf seiner Deutschlandwandertour mit der lebensgroßen Plastikkuh "Faironika" in Nürnberg für das faire Miteinander von Erzeugern und Verbrauchern und den Erhalt unse-rer natürlichen Lebensgrundlagen warb.

"Denn die Produktionskriterien für die faire Milch sorgen dafür, dass die für den Klimaschutz und die Artenvielfalt wichtigen Wiesen vor der Umwandlung in Maisäcker geschützt werden", so Ruppaner, und weiter: "Außerdem landen keine gentechnisch veränderten Sojabohnen im Futtertrog, was auf der Verpackung an dem "ohne Gentechnik-Label" gemäß dem deutschen Gentechnikgesetz ersichtlich ist".

Für jeden Liter Milch, der als faire Milch vermarktet werden könne, erhält der landwirtschaftliche Betrieb 40 Cent und damit einen kostendeckenden Preis.

Nur mit kostendeckenden Preisen können bäuerliche Betriebe heute überleben. Deswegen haben die "fairen Milch-Bauern" den Vertrieb in die eigene Hand genommen und damit auch die eigenen Preishoheit behalten. Die faire Milch gibt es bisher als H-Milch im Handel (in Nürnberg bei REWE) und als Frischmilch in Großgebinden für die Gastronomie.

"Wir stehen als Bund Naturschutz solidarisch hinter den Bemühungen der Milchbauern, die den breiten gesellschaftlichen Konsens suchen, und die mit der Marke "die faire Milch" auch klimawirksame Produktionsbeschränkung und Qualitätskriterien für Verbraucherschutz und Umwelt bieten", so Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender.

Die Qualitätsmarke "faire Milch", welche über REWE und Tegut-Märkte in Süddeutschland vertrieben wird, konnte Ihren Absatz seit Einführung der Marke im Januar 2010 nahezu vervierfachen, eine Ausweitung der Produktpalette auf Frischmilch und Butter sind nach wie vor in der Planung. Weitere Milchviehbetriebe stehen schon auf der Warteliste der Milchverwertung Süd, dem Vermarktungsorgan der Milchbauern.

Das Qualitätskonzept der fairen Milch sieht unter anderem vor:

· kein gentechnisch verändertes Kraftfutter oder sonstiges gentechnisch verändertes Futter im Betrieb einzusetzen

· nur in Europa erzeugte Futtermittel zu verwenden (Verzicht auf Sojaschrot und Maiskleber)

· nur max. 1.500 kg Konzentratfutter pro Kuh einzusetzen

· den Silomaisanteil auf maximal 30 % in der Ration zu begrenzen

· mindestens 60 % der Futterfläche als Grünland zu nutzen

· alle Futterkomponenten zu dokumentieren und den Nachweis der Konzentratfuttermengen zu führen

· eine Hoftorbilanz zur Beurteilung der Nährstoffflüsse im Einzelbetrieb zu führen

· sich an Maßnahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms oder Vertragsnaturschutzprogramms zu beteiligen oder ein gleichwertiges Projekt für den Naturschutz umzusetzen.

Mehr Infos unter:

www.die-faire-milch.de

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN Landwirtschaftsreferentin

Tel. 0911-81878-20

Download:

PM-068-11-Faire-Milch-schuetzt-Kulturlandschaft_LW.pdf
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Pressemitteilung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
09.05.2011
PM 053/11
Kategorie: Wasser
Schweinemast contra Trinkwasserschutz

Geplante Schweinemastanlage bei Rannungen

In Rannungen .(Bayern/Unterfranken) plant ein Landwirt den Bau einer Schweinemastanlage mit 4.300 Mastplätzen. Derzeit läuft ein Antragsverfahren beim Landratsamt Bad Kissingen.

Der Standort der geplanten Anlage liegt in der Schutzzone III der Bad Kissinger Brunnen ("Münnerstädter Thalbrunnen"), für die zur Zeit einneuer Schutzgebietsverordnungskatalog entsteht. Nach Informationen des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen ist dieser Schutzgebiets-katalog im Stadium der Planungsreife.

"Hinsichtlich der vorhandenen Belastung des Rohwassers mit Nitrat. aus landwirtschaftlichen Flächen muss berücksichtigt werden, dass durch die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes mit entsprechenden Auflagen in der Regel keine Sanierung erreicht werden kann. Dazu bedarf es in Unterfranken gesonderter Anstrengungen die sich meist auf das gesamte Einzugsgebiet erstrecken müssen."(Wasserbericht der Regierung von Unterfranken 2006).

Geplant ist, den Mastbetrieb durch einen eigenen Brunnen mit Trinkwasser zu versorgen. Beantragt ist eine Wasserentnahme von 50.000 cbm.

Laut Aussage eines Mitarbeiters des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen bei der Gemeinderatsitzung vom 25.02.10, Hr. Pitschka, Geologe des WWA, ist nicht auszuschließen, dass sich durch diese Entnahmemenge, die Fliesrichtung des Grundwassers verändert. Wie sich die Entnahmemenge auf die Versorgung der Gemeinde Rannungen (1.310 Einwohner), die derzeit 50.000 cbm/Jahr Wasser verbrauchen, könne laut Aussage von Hr. Pitschka. niemand vorhersagen. Auf weitere Fragen, ob evtl. die Rannunger Brunnen, durch die zusätzliche Entnahmemenge versiegen könnten, erklärte er, dass eine langfristige Prognose niemand treffen könne.

Wie auch die Entwicklung des benachbarten Brunnens der Gemeinde Maßbach "Im Lerchengrund" zeigt, betrug der Pegelstand im Brunnen 1 im Jahr 2005 62 m und ist auf 48 m im Jahr 2009 gefallen.

Der Pegelstand des Rannunger Brunnens 1 betrug im Jahr 2003 32m und fiel nach einem niederschlagsarmen Jahr 2004 auf 13,6 m. Im Jahr 2008 hatte sich der Pegel auf 22,5 m erholt, hat aber den Stand von 2003 auch derzeit noch nicht wieder erreicht. Wie sich die Verdoppelung der Wasserentnahme (50.000 cbm/Jahr für die Bewohner Rannungens und die beantragte Entnahme von ebenfalls 50.000 cbm/Jahr für den geplanten Maststall) auf unsere Wasserversorgung auswirkt, kann offensichtlich derzeit niemand vorhersagen,

Laut Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 21.01.2003, AZ: 59b-4446.0.2003/1 muss die gemeindeeigene Kläranlage geschlossen werden und mit einem hohen finanziellen Aufwand für die Gemeinde Rannungen ein Anschluss an den "Abwasserzweckverband Obere Werntalgemeinden" erfolgen, da eine Versickerung von gereinigtem Abwasser verhindert werden muss, da Rannungen in einem sogenannten Karstgebiet liegt und eine Versickerung unbedingt verhindert werden muss. In diesem Zusammenhang möchten wird darauf hinweisen, dass bei 4.300 Mastschweinen 6.000.000 l Gülle zusätzlich entstehen und ungeklärt auf eben diesem Karstgebiet ausgebracht werden

In der Gemeinde Rannungen und auch in umliegenden Ortschaften mussten bereits Erdaushubdeponien geschlossen werden, um eine Verunreinigung des Grundwassers zu verhindern und auszuschließen. Wie lässt sich so etwas mit 6.000.000 Liter Gülle zusätzlich, die, wie schon erwähnt, ja nicht geklärt werden, sondern pur auf die Felder ausgebracht werden würden, vereinbaren?

Laut Nitratbericht Bayern vom Bayerischen Landesamt für Umwelt 3/2008 liegt die Nitratbelastung im Rohwasser in Unterfranken bei 18 -21% aller Brunnen über 50 mg/1. Deshalb wurde die Region "Unterer Main" von der Regierung von Unterfranken als Nitratsanierungsprojektgebiet erklärt. Die Region Untermain umfasst neben dem Landkreis Aschaffenburg auch die Kreise Bad Kissingen und Schweinfurt!

Laut Angaben des Umweltbundesamtes ist die Qualität des Grundwassers von elementarer Bedeutung.

Ziel des Grundwasserschutzes: - vor Verunreinigung schützen - verunreinigte Vorkommen zu sanieren wobei explizit darauf hingewiesen wurde, dass der Hauptbelastungsfaktor, das Nitrat, aus der Landwirtschaft stammt.

Die Nitratkonzentration ist in erster Linie aus der landwirtschaftlichen Flächennutzung bei fehlender Verdünnung durch eine ausreichende Grundwasserneubildung zurückzuführen (Trinkwasserbericht 2006 Unterfranken).

Das Pilotprojekt "Maßnahmenplanung Grundwasser" des Bayerischen Landesamtes für Umwelt sieht unter anderem auf S.16 das Hauptaugenmerk auf der Bedeutung der Gülleausbringung in viehstarken Gebieten (Viehbestand von derzeit 0,47 Großvieheinheiten (GVE) je Hektar würde sich im Landkreis Bad Kissingen drastisch erhöhen).

Die Stickstoffeinträge in Unterfranken betragen zurzeit im Freiland 9,3 kg N/ha, im Wald 14,8 Kg N/ha.

Um die Zielsetzung der Nitratsanierung zu erreichen, wäre eine Reduktion von 27% erforderlich. Diese Zahlen stammen aus dem Waldzustandsbericht vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Laut Auswertung von Messdaten des Beweissicherungsverfahrens der Wassergewinnung im Thalgrund bei Münnerstadt (Auswertungsjahr 2008) der Stadtwerke Bad Kissingen hat sich die mittlere Niederschlagsmenge von 729 Liter/Jahr/qm auf 637 Liter/Jahr/qm im Kalenderjahr 2008 reduziert.

Des weiteren sind bei Wasserproben an den Grundwassermesspunkten GWM2 und GWM 4, die beide in der Nähe von Schweinemastbetrieben liegen, die maximalen Grenzwerte von 50 mg/l Nitratgehalt deutlich überschritten (siehe Anlage 11.5.3 des Beweissicherungsverfahrens 2008 der Stadtwerke Bad Kissingen, Münnerstädter Talgrund)

In der "Wasserschule Unterfranken" S. 2/15 ist festgehalten dass in Unterfranken meist sehr dünne Deckschichten im Grundwasser vorhanden sind und daher Nitrate und andere Verunreinigungen schneller ins Grundwasser gelangen können. Siehe hierzu auch unsere Ausführungen zum Karstgebiet/Schließung der gemeindeeigenen Kläranlage.

gez. Harald Klopf, Bürgerinitiative Rannungen gez. Helmut Schultheiß, Regionalreferent für Unterfranken

Autor: Helmut Schultheiß

Download:

PM-053-11-Schweinemast-contra-Trinkwasserschutz-Rannungen.pdf << zurück