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GLOBAL/076: Brasilien - Kleine Initiativen springen in 'Rio+20'- Verhandlungslücke (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Juli 2012

Brasilien: Kleine Initiativen springen in 'Rio+20'-Verhandlungslücke



Rio de Janeiro, 5. Juli (IPS) - Nach dem enttäuschenden Ergebnis des Rio+20-Erdgipfels in Brasilien verschiebt sich der Fokus wieder mehr auf das Lokale und auf kleine Praxisprojekte. Im Amazonasgebiet investieren Entwicklungsorganisationen 50 Millionen Dollar in die Erhaltung des Ökosystems und die Lebenswelt der lokalen Bevölkerung.

Geldgeber sind die Nationale Entwicklungsbank für Wirtschaft und Soziales von Brasilien (BNDES) und die Stiftung 'Banco do Brasil'. Allein in diesem Jahr investieren sie zusammen zwölf Millionen Dollar in Projekte zum Artenschutz des Amazonas. 7,2 Millionen davon zahlt die Entwicklungsbank, 4,8 die Stiftung.

Ziel ist es, langlebige Produktionsketten und soziale Technologien zu entwickeln, die armen Gemeinschaften zugutekommen. Die Initiative richtet sich daher vor allem an Kleinbauern, die unter der Agrarreform des Staates leiden, und traditionelle Gemeinschaften. Der sogenannte Amazonas-Fonds soll der Ernährungssicherheit der Völker dienen, die im Amazonas leben und für ihren Lebensunterhalt auf den Wald angewiesen sind.

Mit 50 Millionen Dollar könne man viel erreichen. "Wir gehen davon aus, dass wir unser Geld gut einsetzen", sagt Eduardo Lins, Leiter der Sektion 'Solidarische Ökonomie' der Entwicklungsbank. "Das Geld kommt auf Umwegen wieder zu uns zurück, wenn die höheren Einkommen auch zu höheren Investitionen führen."


Projekte müssen auf eigenen Füßen stehen können

Zurzeit wird noch ermittelt, an welche Art von Projekten das Geld fließen soll. Eine Möglichkeit ist der Anbau im Amazonas wachsender Lebensmittel wie die Früchte der Kohlpalme, Kakao, Bananen, Guaraná und Maracuja. "Wir geben das Geld nur an nachhaltige Projekte, die letztlich auf ihren eigenen Füßen stehen können. Das ist die Logik, die hinter dem Programm steckt", sagt Lins.

Die Entwicklungsbank hat den sogenannten Amazonas-Fonds 2009 mit Spendengeldern gefüllt. Seitdem sind bereits rund 40 Millionen Dollar verteilt worden. Die Herausforderung sei, die Gelder gleichmäßig auf die neun im Amazonas liegenden Bundesstaaten zu verteilen. "Auf jeden Fall soll kein Staat mehr als 30 Prozent der Mittel erhalten." Neben Geld werde auch technische Unterstützung gegeben.

Unter den Begünstigten sind die Kayapó-Indigenen, die im Süden des Bundesstaates Pará und im Norden von Mato Grasso ansässig sind. Mit dem Geld haben sie im November 2011 den Kayapó-Fonds gegründet, den die Entwicklungsbank BNDES und die Stiftung Banco do Brasil kürzlich mit 8,6 Millionen Dollar gefüllt haben.


Verbesserung der Lebensqualität im Fokus

Mit dem Fond sollen nachhaltige Aktivitäten aus den eigenen Reihen finanziert werden, darunter die Wiederaufforstung und der Schutz der Artenvielfalt. "Wir arbeiten bereits seit drei Jahren an diesem Fonds", sagt Fabio Leite, Projektmitarbeiter des Brasilianischen Biodiversitätsfonds 'Funbio'.

"Der Fonds funktioniert nach einem Prinzip, das es bisher in Brasilien noch nicht gab. 'Endowment' heißt es auf Englisch." Er ist mit einer Geldeinlage ausgestattet, die nicht angetastet wird. Stattdessen werden nur die Zinsen genutzt, um die Aktivitäten zu finanzieren. "Unser Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern. Deshalb finanzieren wir Bildungs- und Gesundheitsprojekte", sagt Leite.

Der Fonds startete im Mai mit einer Einlage von rund 3,6 Millionen Dollar. In den kommenden fünf Jahren wollen die Organisatoren insgesamt zehn Millionen Dollar einsammeln. Als potenzielle Geldgeber wollen sich die Kayapó auch an die Regierungen europäischer Länder wenden, darunter Deutschland, Großbritannien, Italien und Norwegen. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.fundoamazonia.gov.br/FundoAmazonia/fam/site_es/Fundo/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101108

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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2012