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GLOBAL/005: Regierungen der größten Biodiversitäts-Konvention müssen jetzt aktiv werden (CEEweb)


CEEweb für Biodiversität - Pressemitteilung, 18. Oktober 2010

Regierungen der größten Biodiversitäts-Konvention müssen jetzt aktiv werden um den Verlust von biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2020 zu stoppen


Budapest, Ungarn - Die 10. Vertragsstaatenkonferenz (COP 10) des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) findet vom 18. bis 29. Oktober in Nagoya/Japan statt. Es wird eines der bislang wichtigsten Treffen dieser Konvention sein. Da die 2010-Biodiversitätsziele des Abkommens nicht erreicht werden konnten, soll in diesem Jahr eine neue internationale Strategie für den Zeitraum bis 2020 verabschiedet werden. Das osteuropäische Netzwerk CEEweb (CEEweb for Biodiversity) hat bei den Vorbereitungen für die CBD COP 10 in besonderer Weise mitgewirkt, indem es Empfehlungen für die F0rmulierung von Biodiversitätspolitik ausgesprochen hat.

Zunehmende Bevölkerungszahlen und ein entsprechend steigendes Konsumniveau führen zu einem Rückgang an biologischer Vielfalt und zu einer immer geringeren Kapazität der Natur, Güter und Dienstleistungen in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen. Für das menschliche Wohl sind die verschiedenen Ökosystemleistungen jedoch von essentieller Bedeutung. Daher ist auch der Schutz der Artenvielfalt so entscheidend. Vor diesem Hintergrund haben sich die Vertragsstaaten der CBD im April 2002 dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2010 einen signifikanten Rückgang der gegenwärtigen Rate des Biodiversitätsverlusts auf globaler, regionaler und nationaler Ebene zu erreichen und so zur Minderung der weltweiten Armut und zum Wohle allen Lebens beizutragen. Basierend auf den Biodiversitätszielen 2010 erklärte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, UNEP) das Jahr 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität, mit dem Ziel, Bewusstsein für das Problem des Artenverlusts zu schaffen und den Umweltschutz zu fördern. Leider wird es nicht gelingen, die Biodiversitätsziele 2010 zu erreichen, so dass die Artenvielfalt weiterhin global schwindet. Die Vertragsstaaten der CBD sollten die Konferenz in Nagoya daher nutzen, eine neue ehrgeizige Strategie für die kommende Dekade zu verabschieden, die wirklich dabei helfen kann, den Verlust biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2020 zu stoppen.


Ein Paradigmenwechsel im der internationalen Biodiversitätspolitik ist gefragt

Der fehlende Erfolg bei der Umsetzung der 2010 Biodiversitätsziele beruht auf einem zu starken Fokus auf sektorielle Problembehebung und damit auf end-of-pipe Lösungen, die Umweltprobleme nicht aktiv angehen, sondern diese in Zeit und Raum ausdehnen und so verschwimmen lassen. Ohne auf zugrundliegende Ursachen einzugehen, kann der auf die Umwelt einwirkende Druck, der unter anderem für den Verlust der Biodiversität verantwortlich ist, nicht genommen werden. Solange die Übernutzung natürlicher Ressourcen anhält, die Umweltverschmutzung ungehindert voranschreitet und Konsum und Produktion unaufhörlich weiter zunehmen, wird das Erreichen der Ziele der CBD unrealistisch bleiben. Aus diesem Grunde ist ein Paradigmenwechsel in der internationalen Umweltpolitik gefordert, der die grundlegenden Ursachen in Angriff nimmt.


Wie CEEweb zu einem Paradigmenwechsel beitragen möchte

CEEweb hat klare Empfehlungen dafür formuliert, wie Biodiversitätsziele erreicht werden können. Unserer Auffassung nach sollte die CBD durchdacht die Ursachen angehen, die für den Druck verantwortlich sind, der auf Ökosysteme und Biodiversität wirkt. Dazu gehören unter anderem wenig nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster. Diese Muster, festgelegt durch gegenwärtige sozio-ökomische Systeme, verhindern, dass der Verlust des Naturerbes ausgeglichen werden kann. Produkte und Dienstleistungen mit hohem Energiebedarf können florieren, da der Zugang zu natürlichen Ressourcen und Rohstoffen im Gegensatz zu Humankapital billiger und unbegrenzt ist. Geht man noch einen Schritt weiter, zeigt sich, dass sozio-ökonomische Systeme auf den Werten der Gesellschaft aufbauen. In unserem heutigen Wertesystem ist der Glaube an materiellen Besitz und das kontinuierliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts sehr viel etablierter, als andere Werte, wie beispielsweise eine gesunde Umwelt, das Streben nach Glück oder Sicherheit. Im Licht dieser komplexen Beziehungen setzt sich CEEweb ein für einen gestärkten politischen Willen, die Auswirkungen des derzeitigen Konsumverhaltens auf das Weltnaturerbe zu verringern.

Es ist von enormer Bedeutung, die neue Strategie der Biodiversitäts-Konvention zu verbessern. Um bei diesem wichtigen Vorhaben zu unterstützen, organisierte CEEweb zwei Treffen Pan- Europäischer Mitglieder. Das erste Treffen fand im September 2009 in Liège, Belgien, statt. Das zweite Treffen wurde im Juli 2010 in Gabala, Aserbaidschan, gehalten. Das Hauptanliegen der Treffen bestand darin, Ideen über eine effektivere Formulierung und Umsetzung internationaler Umwelt- und Biodiversitätspolitik auszutauschen und deren Beitrag zu den Millenniums-Entwicklungszielen (Millennium Development Goals, MDGs) zu diskutieren.


Über CEEweb for Biodiversity

CEEweb for Biodiversity (CEEweb für Biodiversität) ist eine Dachorganisation von und für Nichtregierungsorganisationen in Zentral- und Osteuropa. CEEweb's Mission ist der Erhalt der Biodiversität durch die Förderung von nachhaltiger Entwicklung.


Das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt

Bei der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro 1992 wurde das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (Convention for Biodiversity, CDB) als eines von drei völkerrechtlichen Abkommen zur Unterzeichnung ausgelegt. Die Biodiversitäts-Konvention ist ein internationales Abkommen, welches das Ziel verfolgt, biologische Vielfalt zu schützen, nachhaltig zu nutzen und die Gewinne und Vorteile gerecht aufzuteilen. Mit 193 Vertragsstaaten ist die CBD eines der größten völkerrechtlichen Übereinkommen weltweit. Unter Einsatz von wissenschaftlichen Untersuchungen, der Entwicklung von praktischem Handwerkszeug, Anreizmechanismen und Prozessen, dem Transfer von Technologien und Good Practice sowie der aktiven und umfassenden Einbeziehung von relevanten Interessensgruppen, einschließlich indigener und lokaler Bevölkerung, Jugend, NROs, Frauen und der Wirtschaft, versucht die Biodiversitäts-Konvention allen Gefahren, die Biodiversität und Ökosystemleistungen bedrohen (dazu zählt beispielsweise der Klimawandel), zu begegnen. Das ständige Sekretariat der CDB ist in Montreal, Kanada.


Die Millenniumsentwicklungsziele

Im September 2000, rückblickend auf einem Jahrzehnt voll großer Konferenzen und Gipfel der Vereinten Nationen, kamen führende Politiker aus aller Welt im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York zusammen, wo sie die Millenniums-Erklärung verabschiedeten. Die Nationen verschrieben sich darin einer neuen globalen Partnerschaft mit dem übergeordneten Ziel, extreme Armut bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Der Maßnahmenkatalog mit konkreten Ziel- und Zeitvorgaben wurde als Millenniumsziele bekannt. Bis zum Jahr 2015 versprachen alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen folgende Ziele zu erreichen:

1. Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
2. Primärschulbildung für alle
3. Gleichstellung der Geschlechter und eine Stärkung der Rolle der Frauen
4. Senkung von Kindersterblichkeit
5. Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
7. Bewahrung ökologischer Nachhaltigkeit
8. Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung


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Quelle:
Pressemitteilung
CEEweb for Biodiversity
Tel: ++36 1 398 0135
Internet: www.ceeweb.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2010