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FISCHEREI/185: Adria bleibt leergefischtestes Meer (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 14.11.2018 / Wasser & Meere

WWF: Adria bleibt leergefischtestes Meer


Sardinen und Sardellen geht es weiter an den Kragen: Das EU-Parlament hat am Dienstag den "Mehrjahresplan für kleine pelagische Bestände im Adriatischen Meer und für die Fischereien, die diese Bestände befischen" angenommen. Die knapp ausgefallene Entscheidung (345 Ja-Stimmen, 295 Nein-Stimmen, 24 Enthaltungen) betrifft besonders Italien, Kroatien und Slowenien.

Der Plan sieht eine laut WWF "magere Reduzierung" der Fänge von Sardinen und Sardellen um jährlich 4 Prozent zwischen 2020 und 2022 vor. Dabei hatten die Vereinten Nationen auf internationaler Ebene nach Angaben der Umweltorganisation vor einem Monat eine Art Notreduzierung um mindestens 5 Prozent vorgeschlagen, um den Zusammenbruch der Fischbestände zu verhindern. Allerdings liegen beide Vorschläge weit unter der wissenschaftlichen Empfehlung, die Fangmengen dieser Arten sofort um 10 beziehungsweise 25 Prozent zu reduzieren. Immerhin legt der Plan spezifische Fangfristen für die verschiedenen Bestände, Schiffe und Fanggeräte fest, um die Laich- und Aufwuchsgebiete zu schützen. Von zeitweiser Stilllegung betroffene Fischereien können beim Europäischen Meeres- und Fischereifonds finanzielle Hilfen beantragen.

Samantha Burgess, beim WWF Europabüro zuständig für Meerespolitik, kommentierte das "äußerst enttäuschende Ergebnis" so: "Dies hätte die Chance des Europäischen Parlaments sein können, mit der Wiederherstellung des Mittelmeers zu beginnen - der am stärksten überfischten Region der Welt." Die Europaabgeordneten seien aber wohl mehr an kurzfristigen Gewinnen der Industrie interessiert als an der Bewahrung der Fischbestände und der Verringerung der negativen Auswirkungen der Fischerei auf die Umwelt im Mittelmeerraum. Die Europäische Kommission sollte den Plan nach Meinung des WWF vollständig zurückziehen, da es Unsinn sei, über Maßnahmen zu diskutieren, die keine positiven Aussichten für die Nachhaltigkeit der Region und ihrer FischerInnen bringen.

Drei Jahre nach Inkrafttreten soll der Mehrjahresplan für die Adria evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden. Doch zuvor muss der EU-Fischereiministerrat eine Entscheidung treffen. [jg]


Pressemitteilung EU-Parlament und angenommener Text
http://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20181106IPR18322/adriatic-sea-meps-adopt-multiannual-plan-for-fisheries
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P8-TA-2018-0445+0+DOC+XML+V0//EN&language=EN

Reaktion WWF
https://www.dnr.de/typo3/www.wwf.eu/media_centre/?uNewsID=338210

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Quelle:
EU-News, 14.11.2018
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2018

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