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FISCHEREI/159: Marine Stewardship Council-Label für nachhaltige Fischerei MSC in der Kritik (OceanCare)


OceanCare - Medienmitteilung, 24. Januar 2017

Das Marine Stewardship Council-Label für nachhaltige Fischerei (MSC) steht in der Kritik


Wädenswil, 24. Januar 2017. Wer regelmässig Fisch konsumiert, kennt das MSC-Label, das Konsumenten als Orientierungshilfe beim Einkauf dient. So zertifiziert das Label nur nachhaltig gefangenen Fisch. Dass bei so genannt nachhaltiger Fischerei Haie, Schildkröten, Vögel, Wale und Delphine als Beifang in den Netzen landen, ist bisher kaum bekannt. OceanCare und 52 weitere Tier- und Umweltschutzorganisationen haben dem Marine Stewardship Council einen ausführlichen Brief mit diversen Kritikpunkten vorgelegt. Auch gegen geplante Zertifizierungen, u.a. von einer spanischen Schwertfisch-Fangflotte mit grossem Hai-Beifang, legen die Organisationen Widerspruch ein.

Die Organisationen bemängeln in erster Linie die laxen Auflagen im Zertifizierungsprozess des MSC-Labels, wonach auch Fischereien zertifiziert werden, deren Netze immer wieder Beifang aus den Meeren holen, besonders Haie. So hat die Northwest Atlantic Canadian Swordfish Longline Fishery 2011 das MSC-Label erhalten, obwohl das Unternehmen pro Jahr nachweislich 35.000 gefährdete, stark bedrohte und potentiell gefährdete Haie tötet.

Weiter stehen auch Fischereien im Fokus, die nicht nur Fisch-, sondern auch Walfang betreiben. MSC-zertifizierte Betriebe in Norwegen und Island wie Hopen Fisk AS und HB Grandi sind in den kommerziellen Walfang und Handel mit Walfleisch involviert, obwohl seit 1986 weltweit ein Walfangverbot besteht. Dass Fischereien, die gegen ein international geltendes Abkommen zum Erhalt von Meerestieren verstossen, eine Zertifizierung für Nachhaltigkeit erhalten, kritisiert OceanCare scharf.

Nebst der Kritik an bestehenden MSC-Zertifizierungen legen die Organisationen auch Widerspruch gegen geplante Bescheinigungen unnachhaltiger Fischereien ein. Im Kreuzfeuer der Kritik steht unter anderem die spanische Schwertfisch-Fangflotte im Nord- und Südatlantik mit hohem Hai-Beifang. Trotz ihres Namens besteht diese Langleinen-Fischerei aus 75% Haien und nur gerade 15% Schwertfischen.

Ein dritter zentraler Aspekt betrifft das Tierwohl beim Fang. Für den Konsumenten ist eine Zertifizierung für nachhaltigen Fischfang irreführend, solange das Wohlergehen der gefangenen Tiere ausser Acht gelassen wird. Jeder Fisch, der unter dem MSC-Label auf den Teller kommt, ist einen qualvollen Erstickungstod gestorben.

Ganz grundsätzlich betont die Meeresschutzorganisation, dass die Überfischung der Meere trotz Label bereits Tatsache ist. Gemäss Welternährungsorganisation FAO sind 80% der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt oder stehen kurz davor. "Wer nachhaltig Fisch konsumieren möchte, verzichtet auf Meerfisch. Und auch einheimische Süsswasserfische sollten maximal einmal pro Monat auf dem Teller landen", rät Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare.


Brief an Marine Stewardship Council (MSC)
https://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2016/07/Brief_Fische_MSC_EN_2017.pdf

Mehr Informationen zum Fischkonsum
https://www.oceancare.org/de/unsere-arbeit/tierschutz/fische/fischkonsum/

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Quelle:
Medienmitteilung vom 24. Januar 2017
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Januar 2017

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