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ENERGIE/068: Indien - Kochen mit der Kraft der Sonne, Bergregion Ladakh setzt auf Solarenergie (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Februar 2014

Indien: Kochen mit der Kraft der Sonne - Bergregion Ladakh setzt auf Solarenergie

von Athar Parvaiz


Bild: © Athar Parvaiz/IPS

Maulesel bringen Solarstromanlagen in entlegene Gebiete in Ladakh
Bild: © Athar Parvaiz/IPS

Leh, Indien, 27. Februar (IPS) - Surendar Mohan, der für das Jawahar-Novodiya-Vidyalya-Internat kocht, schaut dankbar zur Sonne, die ihre Strahlen in die kalte Hochgebirgslandschaft in Ladakh im Nordwesten Indiens schickt. "Früher mussten wir viele Solarkocher einsetzen, um klar zu kommen. Doch heute gibt es die großen Geräte, mit denen wir Unmengen an Reis, Hülsenfrüchten und Gemüse kochen können."

Die fünf verschiedenen Speisen, die sich auf jeweils einem der Riesenkocher zubereiten lassen, reichen für zu 600 Personen. "Die Arbeitsbelastung ist gesunken", freut sich Mohan. "Und die Qualität der Gerichte hat sich verbessert." 150 Kilo Reis, 100 Kilo Gemüse und 30 Kilo Hülsenfrüchte können nun zeitgleich gekocht werden, um mehr als 570 Schüler, Lehrer und andere Schulmitarbeiter zu sättigen.

"Das System ist nicht nur einfach zu bedienen, sondern liefert uns in der kalten Jahreszeit heißes Wasser, mit dem wir das Geschirr spülen können", berichtet die Küchenhilfe Tashi. Und die Schule selbst spart sehr viel Geld. Denn zuvor wurden pro Tag drei Gasflaschen verbraucht.

Jigmet Takpa, Projektleiter der unabhängigen Agentur zur Entwicklung erneuerbarer Energien in Ladakh (LREDA) beziffert die Ersparnis mit etwa 23.000 US-Dollar jährlich. LREDA hat in der Himalaja-Region im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir mehrere Solarkochvorrichtungen installiert.


Teure und schmutzige Energieträger werden verzichtbar

Seit Jahrzehnten greifen viele Bewohner des trockenen Hochgebirgsplateaus auf Dieselgeneratoren zurück, um Strom für ihr Licht zu erzeugen. Mit Kerosin und Brennholz wird gekocht oder Wasser erhitzt. "Abgesehen davon, dass dadurch die Umwelt belastet wird, ist der Transport von Diesel, Kerosin und Holz in die abgelegene Region Ladakh auch sehr teuer", so Shahid Wani, Umweltwissenschaftler an der Universität von Kaschmir.

In dem ehemaligen buddhistischen Königreich breitet sich das Netz aus Solaranlagen inzwischen immer weiter aus. Damit könnten nicht nur die Einwohner der Region, sondern auch andere Teile Indiens mit Energie versorgt werden, sagt Takpa. Ladakh ist reich an erneuerbaren Energieträgern und zählt zu den Gebieten der Welt, die für die Entwicklung von Solarprojekten am besten geeignet sind. "Ladakh ist eine kalte Wüste, wir haben keine Wälder. Das Holz kam immer aus Kaschmir, und Diesel und Kerosin wurden aus anderen Staaten Indiens geliefert, alles zu hohen Kosten."

Ein mit 87 Millionen Dollar vom indischen Ministerium für erneuerbare Energien finanziertes Solarprojekt hat aber rasch Veränderungen herbeigeführt. Die Bewohners Ladakhs zeigten sich interessiert, als sie erfuhren, dass der Staat mit Solarenergie betriebene Geräte zur Hälfte subventioniert.

"Auf jedem Quadratmeter können potenziell 1.200 Watt Solarstrom erzeugt werden. Damit liegen wir in ganz Indien an der Spitze", sagt Takpa. "An 320 Tagen im Jahr ist der Himmel hier wolkenlos. Die geringen Außentemperaturen in Ladakh steigern zudem die Effizienz der Solarpanelen."


Erzeugung von bis zu 400.000 MW Solarstrom angepeilt

Das 'Desert Bank'-Modell der indischen Regierung sei für die Region am besten geeignet, erklärt der Experte. Zwischen 2030 und 2050 sollen im Rahmen dieses Projekts auf dem Subkontinent 400.000 Megawatt Solarenergie produziert werden, ein Viertel davon in Ladakh.

"Bislang haben wir schon 137 kleine Solarkraftwerke in Betrieb genommen. Sie sind für Bewohner entlegener Dörfer, Klöster, Bildungseinrichtungen und Hospitäler bestimmt." Die Solarstrom-Initiative beginnt den Alltag der Menschen bereits unübersehbar zu verändern. Mehr als 40 Dörfer, die keinen Zugang zum Elektrizitätsnetz haben und bisher nicht verlässlich aus anderen Energiequellen versorgt werden konnten, nutzen inzwischen Solarstrom und Solarwassererhitzer.

In Leh, der Hauptstadt von Ladakh, verfügt bereits jeder Privathaushalt und jedes Hotel über Vorrichtungen, mit denen Wasser durch die Kraft der Sonne erhitzt werden kann. Und vor den meisten Häusern stehen Solarkocher. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/02/sun-smiles-cold-desert/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2014