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ENERGIE/051: Dominica - Wärmekraft als 'grüne' Alternative, Regierung will CO2-Ausstoß halbieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Januar 2013

Dominica: Wärmekraft als 'grüne' Alternative - Regierung will CO2-Ausstoß halbieren

von Peter Richards



Roseau, 24. Januar (IPS) - Was eine Reise doch so alles bewirken kann. Bevor er die zu Frankreich gehörende Karibikinsel Guadeloupe besuchte, hatte Alfred Rolle Befürchtungen geäußert, dass geplante geothermische Bohrungen in dem Dorf Laduat am Rand der dominikanischen Hauptstadt Roseau der menschlichen Gesundheit schaden könnten.

Inzwischen ist er anderer Meinung. Zuvor hatte die Regierung des Staates Dominica alles auf eine Karte gesetzt und eine Delegation geleitet, die bei einem Besuch auf der französischen Insel die Arbeit des Bouillant-Wärmekraftwerks in Augenschein nahm.

"Wir haben mit den Menschen gesprochen, die in unmittelbarer Umgebung der Anlage leben. Sie haben bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht", sagte Rolle. Mit den Gasen und den Abwässern werde vorschriftsmäßig umgegangen, sei ihm versichert worden. Bei geothermischen Bohrungen werden tief in der Erde Treibhausgase freigesetzt, die allerdings schwächer sind als die Emissionen, die durch fossile Brennstoffe entstehen.

Dominica leitet derzeit eine Initiative von 25 kleinen Inselstaaten, die ihren CO2-Ausstoß in den nächsten 20 Jahren um sage und schreibe 45 Prozent reduzieren wollen. Ein so ehrgeiziges Ziel hat sich keines der reichen Industrieländer gesetzt.

Die neuen Erkenntnisse sind wichtig für die dominikanische Regierung von Ministerpräsident Roosevelt Skerrit, die Millionen US-Dollar in das Wärmekraftwerk investiert hat und glaubt, dass das Projekt ein Schlüssel für eine bessere sozio-ökonomische Entwicklung des Landes mit etwa 100.000 Einwohnern ist.

Nach Angaben von Energieminister Rayburn Blackmoore, der die Delegation leitete, plant die Regierung in der neuen Anlage mehr Sicherheitskontrollen als in dem 35 Jahre alten Kraftwerk in Guadeloupe. "Wir leben im Jahr 2013, und wir haben eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Umwelt zu schützen und gewisse Risiken zu verhindern."


Karibikstaaten setzen auf umweltfreundliche Energien

2009 hatte sich die Regierung in Roseau gemeinsam mit den Regionalräten von Guadeloupe und Martinique sowie den Energie- und Umweltbehörden der beiden benachbarten französischen Überseedepartements der Karibischen Geothermie-Initiative angeschlossen, um zu untersuchen, in welchem Umfang Wärmekraft auf den Inseln genutzt werden kann.

Bei diesen umfangreichen geologischen, geochemischen, geophysischen Untersuchungen und den damit verbundenen Umweltstudien kam laut der Regierung heraus, dass Dominica das größte Geothermie-Potenzial in der Karibik hat. Mit Unterstützung der Europäischen Union und der französischen Entwicklungsbehörde wurden drei Probebohrungen in Laudat und Wotten Waven im Roseau-Tal durchgeführt.

Regierungschef Skerrit erklärte vor dem Parlament, dass sein Kabinett ein Wärmekraftwerk mit einer Leistung von zehn bis 15 Megawatt bauen lassen wollte, um das Modell einer CO2-negativen Wirtschaft weiter voranzutreiben. Eine der Studien habe ergeben, dass ein solches Kraftwerk die Stromrechnungen um 45 bis 50 Prozent senken könnte, sagte er. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Anlage bereits 2014 in Betrieb genommen werden kann."

Die Regierung verkündete, dass sie ein Abkommen mit der 'Iceland Drilling Company' geschlossen habe, um zwei geothermische Bohrungen im Roseau-Tal zu Kosten von 6,7 Millionen Dollar vorzunehmen. Die Arbeiten sollen bis Juni 2013 anlaufen.

In den vergangenen Wochen haben sich Bewohner von Dörfern im Roseau-Tal jedoch in Gemeindeversammlungen beunruhigt über das Projekt geäußert. Ein Elektroingenieur sagte, dass er eine solche Initiative zwar immer unterstützt habe. Voraussetzung sei aber, dass Absprachen mit den Anrainern getroffen würden und eine unabhängige Umweltverträglichkeitsstudie vorliege.


Wärmekraft effizienter nutzbar als Solar- und Windenergie

"Fehlende Transparenz hat dazu geführt, dass sich die Menschen hier Sorgen machen", meinte Adenauer Douglas. Zugleich hob er hervor, dass durch Wärmekraft weniger schädliche Klimagase freigesetzt würden als durch fossile Brennstoffe. Wie Wasserkraft und anders als Wind- oder Solarenergie sei die Geothermie unter Berücksichtigung der Wartungszeit zu 90 Prozent verfügbar.

"Da Wärmekraft im eigenen Land gewonnen wird, reduziert sie unsere Abhängigkeit von importiertem Erdöl, wodurch der Staat Millionen Dollar sparen kann", erklärte der Ingenieur. "Da wir infolge der globalen Erderwärmung weiter unter dem Anstieg der Meeresspiegel, dem Ausbleichen von Korallen und immer heftigeren Wirbelstürmen leiden, müssen wir in Dominica weltweit die größten Fürsprecher für eine Reduzierung der Treibhausgase und eine alternative grüne Entwicklung sein." (Ende/IPS/ck/2013)


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http://www.ipsnews.net/2013/01/dominica-sees-geothermal-as-key-to-carbon-negative-economy/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2013