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ARTENSCHUTZ/139: 'WildLeaks' für Wildlife-Whistleblower (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Februar 2014

Umwelt: 'WildLeaks' für Wildlife-Whistleblower

von Ramy Srour


Bild: © Malini Shankar/IPS

Elefanten auf Indiens Unionsterritorium Andamanen und Nikobaren
Bild: © Malini Shankar/IPS

Washington, 11. Februar (IPS) - Im Kampf gegen den illegalen Handel mit wildlebenden Arten haben Umweltorganisationen ein Online-Portal für Whistleblower ins Leben gerufen. Insider können fortan Hinweise, Schriftstücke, Fotos und Videos auf die Webseite 'WildLeaks' hochladen, ohne ihre Entdeckung fürchten zu müssen.

Schätzungen zufolge werden mit dem Schmuggel wildlebender Arten mehr als 17 Milliarden US-Dollar jährlich umgesetzt. An dem Geschäft verdienen nicht zuletzt terroristische Gruppen, vor allem in Afrika.

Die seit 6. Februar freigeschaltete Webseite wird von der 'Elephant Action League' (EAL) in den USA getragen. Mit der Verwaltung und Betreuung ist eine Gruppe ehemaliger Gesetzeshüter, Journalisten und Umweltschützer in aller Welt betraut.

"WildLeaks zielt darauf ab, die strafrechtliche Verfolgung von Schmugglern, korrupten Beamten und allen in Wildlife-Verbrechen involvierten Personen zu erleichtern", erläutert Andrea Crosta, EAL-Mitbegründer und treibende Kraft hinter der Initiative, im IPS-Gespräch.

Wer WildLeaks Hinweise oder Indizien zukommen lassen will, kann zwischen zwei Verschlüsselungswegen wählen, die auf der Tor-Technologie zur Anonymisierung von Verbindungsdaten basieren. Besser bekannt als 'Dark Net', unterdrückt die Sicherheitssoftware die IP-Adresse des Absenders und andere Informationen, die Rückschlüsse auf den Sender erlauben würden.

"Wir ermutigen Whistleblower dazu, vor allem diejenigen, die in repressiven Staaten leben, in denen eine freie Kommunikation nicht möglich ist und wo die örtlichen Behörden in die Wildlife-Delikte involviert sind, diesen vollständig anonymen Prozess zu nutzen", meint Crosta.

Der Name der neuen Initiative leitet sich von 'WikiLeaks' ab, der Gruppe, die als erste US-Geheimdokumente veröffentlicht hatte. Doch anders als ihr bekannter Vorläufer interessiert sich die neue Initiative weniger für geheime Regierungs- und Militärinformationen und hat auch nicht vor, ihre Erkenntnisse eins zu eins an die Medien weiterzuleiten.

Crosta zufolge soll das eingehende Material erst auf seine Glaubwürdigkeit hin untersucht und dann an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden wie Interpol weitergeleitet werden. Erst wenn sich diese Stellen als nicht kooperativ erweisen, sollen die Medien eingeschaltet werden.


Zwischen Öffentlichkeit und Strafverfolgungsbehörden eine Brücke bauen

"Wir legen großen Wert darauf zu betonen, dass wir eng mit den Behörden in aller Welt zusammenarbeiten wollen", meinte Crosta. "Uns geht es darum, zwischen Öffentlichkeit und Strafverfolgungsbehörden eine Brücke zu bauen."

Die WildLeaks-Initiative wurde nur wenige Tage vor der Londoner Konferenz über den illegalen Handel mit wildlebenden Arten gestartet. Auf der Konferenz vom 12. bis 13. Februar werden auf Einladung der britischen Regierung Staats- und Regierungschefs über die Mittel und Wege diskutieren, wie dem illegalen Wildlife-Handel und der Zerstörung von Wäldern beizukommen ist.

Die Bewegung zum Schutz wildlebender Arten hat in den letzten Monaten viel Unterstützung erhalten. So ließ die chinesische Regierung im Januar öffentlich eine größere Menge illegal gehandeltes Elfenbein zerstören, nachdem die USA im November mit gutem Beispiel vorangegangen war. Als erstes europäisches Land zertrümmerte Frankreich am 6. Februar drei Tonnen geschmuggeltes Elfenbein.


Jährlich 50.000 Elefanten abgeschlachtet

Allgemein wird davon ausgegangen, dass das illegale Geschäft mit wildlebenden Tieren und Pflanzen inzwischen mehr abwirft als der Handel mit Kleinwaffen, Gold, Diamanten und Öl. Der 'Environmental Investigation Agency' zufolge, einer in London angesiedelten internationalen Umweltgruppe, wird der Schmuggel für den Tod von jährlich mehr als 50.000 Elefanten und für eine auf 3.500 Stück geschrumpfte Population wildlebender asiatischer Tiger verantwortlich gemacht.

Im Januar hatte das 'Stimson Centre' in Washington in einem Bericht auf Verbindungen zwischen Wilderei und Terrorfinanzierung hingewiesen. "Es gibt ziemlich klare Hinweise dafür, dass Gruppen in der Zentralafrikanischen Republik, in Somalia und der Demokratischen Republik Kongo in Wildlife-Verbrechen verwickelt sind", meinte Varun Vira von der Sicherheitsfirma C4ADS bei der Vorstellung der Studie im letzten Monat.

Aktivisten und Wissenschaftler sind gleichermaßen davon überzeugt, dass die 'Al Shabaab' einen großen Teil ihrer Aktivitäten mit den Einkünften aus dem illegalen Elfenbeinhandel finanziert. (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/02/website-welcomes-wildlife-trafficking-whistleblowers/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2014