Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ARTENSCHUTZ/067: Zweitgrößtes Korallenriff in Gefahr, Maßnahmen gegen Klimawandel ineffektiv (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. März 2012

Umwelt: Zweitgrößtes Korallenriff in Gefahr - Maßnahmen gegen Klimawandel ineffektiv

von Danilo Valladares


Guatemala-Stadt, 8. März (IPS) - Mit zunehmender Erderwärmung wächst der Druck auf die Korallenriffe. Wie wissenschaftliche Studien belegen, hat das Mesoamerikanische Riff, das zweitlängste Korallenriff der Welt, bereits irreversible Schäden erlitten. Alle Versuche, das biologisch und wirtschaftlich wichtige Ökosystem zu schützen, erwiesen sich bislang als unzureichend.

Die steigenden Temperaturen führen dazu, dass die Korallen immer stärker ausbleichen. "Im Grunde genommen bedeutet das für Korallen den Tod, da die Zooxanthellen verschwinden", sagte Juan Carlos Villagrán vom Guatemala-Büro der Umweltorganisation 'The Nature Conservancy' (TNC) im Gespräch mit IPS.

Zooxanthellen sind einzellige Algen, die in Symbiose mit diesen einzigartigen Ökosystemen leben. Sie geben den Korallen ihre Farbe, produzieren Zucker und Aminosäuren, durch die sich diese ernähren. Den Algen wiederum bieten die Riffe einen geschützten Raum, in dem sie mit Hilfe des Lichteinfalls durch Photosynthese wachsen können.

Korallen sind somit ein symbiotisches Gefüge, eine Kolonie aus Tausenden Polypen, die Kalkgerüste um sich bauen, indem sie Kalzium aus dem Meerwasser ziehen. Die Riffe entstehen, nachdem Generationen von Polypen ein Habitat für sich selbst sowie für viele andere Tier- und Pflanzenarten geschaffen haben.


Korallensterben bedroht Fischfang

"Wir beobachten, dass diese Ökosysteme immer schneller zerstört werden. Dies hat auch ernste wirtschaftliche Folgen", erklärte Villagrán. "Die Korallen unterstützen viele Arten, die wichtig für den kommerziellen Fischfang sind - Hummer, Schnecken, Zackenbarsche und Roter Schnapper."

Das Mesoamerikanische Riff ist nach dem 'Great Barrier Reef' vor der Küste Australiens das zweitgrößte Korallenriff der Welt. Es erstreckt sich über eine Länge von mehr als 1.000 Kilometern von der Nordspitze der mexikanischen Halbinsel Yucatán entlang der Küsten von Belize und Guatemala bis zu den honduranischen Bahia-Inseln.

Die guatemaltekischen Korallenriffe vor der Küste von Punta de Manabique und Sarstún sind dem Klimawandel ebenfalls nicht entkommen. "In Guatemala ebenso wie in anderen Ländern Zentralamerikas ist die problematische Lage der Küstengewässer trotz ihrer enormen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Bedeutung nie sehr ernst genommen worden", kritisierte Villagrán.

Aus einer von der Umweltorganisation 'Healthy Reefs/Iniciativa de Arrecifes Saludables' (HRI) vorgenommenen Bewertung geht hervor, dass der Anteil der gefährdeten Riffe von sechs Prozent 2008 auf 31 Prozent 2010 emporgeschnellt ist. Als größte Gefahren wurden die Küstenbebauung, Tourismus, Überfischung, ansteigende Meerestemperaturen und Hurrikane ausgemacht.

Der Untersuchung zufolge bleichten die Korallen des Mesoamerikanischen Riffs zwischen 1995 und 2010 in mehreren Jahren stark aus. "Die Folgen des Klimawandels entziehen sich der Kontrolle unserer Region und können von uns allein nicht behoben werden", sagte Mario Díaz vom Umweltministerium in Guatemala-Stadt.

Zentralamerika trage weniger als 0,5 Prozent zum weltweiten Ausstoß von Klimagasen bei, heißt es in der Studie 'Economics of Climate Change in Latin America and the Caribbean 2009' der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL). Die Region ist aber Wetterphänomenen besonders schutzlos ausgeliefert.


Anrainerstaaten engagieren sich nicht genug

Andererseits haben auch die Länder, die an das Riff angrenzen, dem CEPAL-Bericht zufolge zu wenig für den Umweltschutz getan. Die Anstrengungen der vier Staaten wurden auf einer Fünf-Punkte-Skala mit lediglich 2,7 Punkten bewertet, wie aus einer von HRI und dem 'World Ressources Institute' (WRI) 2011 durchgeführten Untersuchung hervorgeht. Auch die Unterstützung von Mexiko, Belize, Guatemala und Honduras für regionale und Umweltabkommen wurde als gering eingestuft.

In Honduras hätten sich die Auswirkungen der Meereserwärmung vor allem in den vergangenen 15 Jahren gezeigt, sagte Andrés Alegría von der Organisation Freunde des Roatan-Meeresparks. "Die Herausforderung besteht jetzt darin, die Riffe gesund zu halten, sodass sie sich auch dann noch erholen können, wenn noch größere Veränderungen auf sie zukommen." (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://www.healthyreefs.org/index.php/en/
http://www.nature.org/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=100281
http://ipsnews.net/2012/03/mesoamerican-coral-reef-on-the-way-to-becoming-a-marine-desert/

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 8. März 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2012