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ARTENRAUB/103: Pflanzenschutzmittel - Auswirkungen auf Amphibien untersucht (aid)


aid-Newsletter Nr. 07 vom 13. Februar 2013

Pflanzenschutzmittel

Auswirkungen auf Amphibien untersucht



(aid) - Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf dem Feld ist offenbar eine bislang unterschätzte Bedrohung für Amphibien. In einer wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Koblenz-Landau starben 40 bis 100 Prozent der Frösche, wenn sie zugelassenen Präparaten in gängigen Dosierungen ausgesetzt wurden. Die Studie wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt. Die Wissenschaftler testeten sieben kommerziell erhältliche Pflanzenschutzmittel: vier Fungizide, zwei Herbizide und ein Insektizid.

Amphibien sind die weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltiere. Mögliche Ursachen sind eingewanderte Arten, eine erhöhte UV-Strahlung, die globale Klimaerwärmung, ansteckende Krankheiten und der Verlust des Lebensraums. Der Effekt von Pflanzenschutzmitteln auf den Rückgang der Bestände wurde bislang kaum beachtet, erklären die Experten. Dabei leben 32 der 75 in Europa vorkommenden Amphibienarten vorwiegend auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die feuchte Haut der Amphibien ist extrem durchlässig für Wasser, Luft sowie chemische Substanzen und bietet den Tieren kaum Schutz.

Für ihre Experimente haben die Umweltwissenschaftler insgesamt 150 Jungfrösche des Europäischen Grasfrosches (Rana temporaria) gefangen und auf feuchtem Boden jeweils drei unterschiedlichen Dosierungen der Pflanzenschutzmittel ausgesetzt. Sie übersprühten sie mit der auf der Verpackung empfohlenen Produktmenge, einer zehnfach verdünnten und gegebenenfalls einer zehnfach konzentrierten Lösung. Das Fazit: Je nach Präparat starben bei der empfohlenen Dosierung zwischen 40 und 100 Prozent der Jungfrösche innerhalb einer Stunde bis innerhalb einer Woche. Bei drei Produkten waren selbst bei der zehnfachen Verdünnung noch 40 Prozent der Tiere nach wenigen Tagen tot. Die Untersuchungen zeigten, dass für die Schädlichkeit nicht nur der Wirkstoff, sondern auch andere im Präparat enthaltene Stoffe eine Rolle spielen.

Bevor ein Pflanzenschutzmittel auf den Markt kommt, wird seine Sicherheit im Hinblick auf den Anwender, den Verbraucher und die Umwelt überprüft. Bei der Risikobewertung werden bislang jedoch nur Auswirkungen auf Vögel, Säugetiere und in Gewässern lebende Organismen wie Kaulquappen untersucht. Welchen Effekt die Substanzen auf an Land lebende Amphibien wie ausgewachsene und juvenile Frösche, Kröten und Molche haben, ist bislang kaum bekannt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bereits festgestellt, dass hier dringender Forschungsbedarf besteht.

Das Umweltbundesamt weist darauf hin, wie wichtig es ist, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter zu verringern, Lebensräume stärker zu vernetzen und Gewässerschutzstreifen anzulegen. Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.uni-koblenz-landau.de/landau/aktuelles/archiv-2013/amphibiensterben/view
aid-Heft "Vorsicht beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln", Bestell-Nr. 61-1042, Preis: 3,00 Euro, www.aid-medienshop.de

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Quelle:
aid-Newsletter 07 vom 13.2.2013
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
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53123 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2013