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ARTENRAUB/023: Antarktis-Pinguinen geht die Nahrung aus - Zwei Arten gefährdet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. April 2011

Umwelt: Antarktis-Pinguinen geht die Nahrung aus - Zwei Arten gefährdet

Von Jim Lobe


Washington, 12. April (IPS) - In der Antarktis sind die Bestände zweier Pinguinarten in den vergangenen 30 Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Wissenschaftler führten den Schwund zunächst auf die Meereisschmelze im Zuge des Klimawandels zurück. Doch offenbar ist das nur indirekt der Fall. Hauptursache ist der Verlust ihrer Lieblingsspeise, dem Arktischen Krill.

Die Dichte der garnelenartigen Krebstiere im Polarmeer ist in den letzten 30 Jahren um 80 Prozent zurückgegangen, fanden Forscher der US-amerikanischen 'National Academy of Science' (PNAS) in einer neuen Studie heraus. Da sich der Antarktische Krill nur in wirklich kalten Wintern fortpflanzen kann, gehen die Bestände der im Meereis lebenden Phytoplanktonfresser kontinuierlich zurück.

Die Bestände der Adelie- und der Zügelpinguine haben in den vergangenen zehn Jahren um 2,9 Prozent respektive 4,3 Prozent abgenommen. Diese wissenschaftliche Erkenntnis brachte die PNAS-Wissenschaftler von der sogenannten Meereis-Hyptothese ab. Ihr zufolge hätte die Meereisschmelze vor allem die Adeliepinguine treffen müssen, die das Meereis-Habitat als Winterlager bevorzugen. Die Population der Zügelpinguine, die sich eher im offenen Meer zu Hause fühlen, hätte sich hingegen erholt.

Jungtiere leiden besonders unter dem Verlust der Krill-Biomasse. Dem Bericht zufolge überlebten Mitte der 1970er Jahre etwa 50 Prozent von ihnen ihr erstes Lebensjahr. Inzwischen sind es nur noch zehn Prozent.

Die Antarktis gehört inzwischen zu den Ökoystemen der Welt, die sich am schnellsten erwärmen. So sind die Winterlufttemperaturen seit den 1970er Jahren fünf bis sechs Grad gestiegen. Die Erwärmung hat sowohl die Ausdehnung als auch die Dauer des winterlichen Meereises verringert, auf das Phytoplankton und dadurch Krill und auch die Pinguine am Ende der Nahrungskette angewiesen sind. "Setzt sich die Erwärmung weiter fort, wird das Wintereis aus vielen Teilen der Region verschwinden und den Krill- und Pinguinschwund verschlimmern", so die PNAS-Studie.

Der Rückgang der Krillschwärme ist jedoch nicht allein die Folge der Meereisschmelze. Dem neuen Bericht zufolge haben auch kommerzielle Fischerei mit ihren seit fast 40 Jahren eingesetzten Trawlern und die Erholung der Wal- und Robbenbestände daran einen Anteil. Tatsächlich sorgte die Jagd auf Wale und Robben dafür, dass sich die Pinguinbestände aufgrund der somit reichlich vorhandenen Nahrung zwischen den 1930er bis 1970er Jahren vergrößerten.

"Anders als andere Krill-fressende Antarktis-Bewohner werden die Pinguine nicht von den Menschen gejagt", erläutert Wayne Trivelpiece, der Chefautor der Studie und Meeresvogelforscher der Forschungsabeilung für antarktische Ökoysteme am 'National Oceanic and Atmospheric Administration's (NOAA). "Wenn wir einen großen Rückgang ihrer Populationen beobachten, wissen wir, dass es ein viel größeres ökologisches Problem geben muss. Immerhin beziehen sie ihre Nahrung vollständig aus dem Meer." (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.pnas.org/content/early/2011/04/06/1016560108
http://www.lenfestocean.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55223

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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2011