Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

AFRIKA/044: Namibia - Ohne frühzeitige Anpassung wird das Land den Klimawandel nicht überleben (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. August 2011

Namibia: Ohne frühzeitige Anpassung wird das Land den Klimawandel nicht überleben

Von Marianne Pretorius


Windhuk, 18. August (IPS) - In Namibia ist die junge Generation aufgerufen, sich den Auswirkungen des radikalen Klimawandels zu stellen. Durch eine frühzeitige Anpassung an vorhersehbare klimatische Veränderungen soll sie dafür sorgen, dass sich das trockenste Land im südlichen Afrika trotz erwarteter Langzeitdürren, schwerer Überschwemmungen und sinkender Grundwasserspiegel wirtschaftlich behaupten kann.

"Wenn uns diese Anpassung nicht gelingt, wird die Armut im Land wachsen, und die Familieneinkommen sinken ebenso wie die Aussichten auf bezahlte Arbeit", warnte Ephraim Nekongo vom Jugendforum der nördlichen Region Oshana unlängst auf einer Klimakonferenz in Windhuk vor dem schlimmstmöglichen Szenario mit steigendem Meeresspiegel, gewaltigen Regenfluten, Wirbelstürmen, Hitzwellen und Luftverschmutzung.

Nach Schätzungen von Experten und technischen Beratern des 'Africa Adaption Project' (AAP), einer von der japanischen Regierung unterstützten Initiative des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) für 20 afrikanische Länder, werden in Namibia bis zu 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in umweltabhängigen Sektoren erwirtschaftet. Die Arbeitslosigkeit im Land liegt bei 50 Prozent.


Kleiner CO2-Emittent

Namibias für Umwelt und Tourismus zuständige Ministerin Netumbo Nandi-Ndaitwa, die an der Jugendkonferenz in der Hauptstadt teilnahm, betonte, auch wenn das Land mit seinen knapp 2,2 Millionen Menschen nur wenig zu den klimaschädlichen globalen CO2-Emissionen beitrage, sei Anpassung an den Klimawandel oberste Priorität.

"Die Regierung lässt bereits Klimaprojektionen untersuchen und hat sich verpflichtet, langfristig angelegte Präventivmaßnahmen zu entwickeln", berichtete sie und lobte Namibias junge Generation, dass sie dabei die Führung übernehme und in der erforderlichen Anpassung an den Klimawandel auch neue wirtschaftliche Chancen sehe.

Eines der von AAP finanzierten Programme ist das 'Urban Indigenous Poultry Project'. Der junge Farmer Nelson Haulamba, der sich daran beteiligt und es der Konferenz vorstellte, berichtete, das Pilotprojekt diene nicht nur der Anpassung an den Klimawandel, es schaffe auch zusätzliche Verdienstmöglichkeiten und werde zudem als landwirtschaftliche Informationsplattform genutzt.

Die Projektteilnehmer züchten eine besondere Geflügelart, das Boschveld-Huhn, eine Kreuzung aus drei einheimischen Geflügelsorten. "Es überlebt auch klimatisch unwirtliche Bedingungen, frisst alles, was die Natur ihm bietet und legt in Freilandhaltung recht ordentlich" lobte Haulamba das robuste Federvieh.

"Da Geflügel einen wichtigen Beitrag zu Namibias Nahrungsmittelversorgung leistet, müssen wir bei der Geflügelwirtschaft auf hohe Qualität achten", betonte der junge Experte. Angesichts der geringen Niederschlagsmengen, die zudem rasch verdunsten, und der überwiegend mageren Böden sei es zweckmäßig, dass sich Namibias Landwirte auf Viehzucht und weniger auf Ackerbau konzentrierten.


Ab 2020 wird das Wasser knapp

Johnson Ndokosho, der als technischer Berater für AAP Namibia arbeitet, berichtete der Konferenz, dem Land drohe ein akuter Wassermangel, wenn wie prognostiziert in neun Jahren die jährlich verfügbare Wassermenge auf unter 500 Kubikmeter pro Person zurückgehe.

"Wegen der geringeren Regenmengen und der in größerer Hitze stärkeren Verdunstung wird es nicht nur weniger Oberflächenwasser geben, auch die Grundwasservorräte lassen sich nicht mehr genügend auffüllen", warnte Ndokosho. "2020 wird der Wasserbedarf der namibischen Bevölkerung die vorhandenen Ressourcen übersteigen." Wegen der langen jährlichen Trockenperioden ist die Wasserversorgung in Namibia über viele Monate auf die Grundwasserressourcen angewiesen.


Steigende Küstengewässer

Längerfristig, so betonte Ndokosho, werde der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels weite Teile des besonders dicht besiedelten Cuvelai-Etosha-Beckens überfluten. In den nächsten 100 Jahren sei damit zu rechnen, dass das Wasser an Namibias Küsten um 30 bis 100 Zentimeter ansteigt.

Als Präventionsmaßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels und die Überschwemmung von Küstengebieten empfahl der Experte den Schutz von Feuchtgebieten und der Vegetation in den Mündungsgebieten der Wasserläufe sowie den nachhaltigen Ausbau der Strände.

Durch die Entwicklung weiterer landwirtschaftlicher Projekte, die neue Verdienstmöglichkeiten schaffen, könnten in Namibia die wirtschaftlichen Risiken des Klimawandels abgeschwächt werden, betonte Ndokosho. Um eine Energiekrise abzuwenden und die Nutzung des Baumbestands als Feuerholz einzuschränken müsse man in alternative Energien investieren, forderte er. Zunächst jedoch gelte es Informationsforen einzurichten, die umfassend über die Folgen des Klimawandels und die in der Landwirtschaft notwendigen Veränderungen aufklären. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.undp-adaptation.org/africaprogramme/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=56858

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. August 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. August 2011