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AFRIKA/024: Tansania - Der "Mpingo" darf nicht aussterben, Hoffnung für kostbarsten Baum der Welt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. November 2010

Tansania: Der 'Mpingo' darf nicht aussterben - Für kostbarsten Baum der Welt besteht Hoffnung

Von Denis Ganthanju


Moshi, Tansania, 23. November (IPS/IFEJ*) - Vor der malerischen Kulisse des schneebedeckten, von der glühenden Tropensonne beschienenen Kilimandscharo-Gipfels fängt eine Gruppe von Frauen aus dem tansanischen Dorf Mijongweni plötzlich zu singen an. In ihrer Sprache Suaheli preisen sie das Leben im Einklang mit der Natur und den Schutz der Umwelt für die nächsten Generationen.

Tansania ist eines der letzten Länder, in denen noch der seltene Afrikanische Grenadillbaum (Dalbergia melanoxylon) zu finden ist. Der bei Einheimischen auch unter dem Namen 'Mpingo' bekannte Hartholzbaum ist im Süden Äthiopiens und in Kenia nicht mehr zu finden. Derzeit wächst er noch in Tansania und im Norden Mosambiks. Tansania besitzt große Flächen an Naturwald und Savannen.

Weltweit wird der Baum vor allem von Musikinstrumentenbauern geschätzt, die daraus Flöten, Klarinetten und Oboen fertigen. Die Qualität ist so hervorragend, dass der Mpingo derzeit der international am höchsten gehandelte Hartholzlieferant ist. Ein Kubikmeter Holz wird für bis zu 25.000 US-Dollar verkauft.

Auch wenn der Grenadillbaum nicht zu den bedrohten Arten gezählt wird, ist er durch den anhaltenden Raubbau in seinem Fortbestand gefährdet. Beobachter warnen davor, dass er im Laufe einer Generation ausgerottet wird, sollte nichts zu seinem Schutz unternommen werden.

Der tansanische Botaniker Sebastian Chuwa aus der nördlichen Stadt Moshi wollte nicht länger tatenlos zusehen. Er gründete die Bürgerbewegung 'Mali Hai' (auf Suaheli: lebende Ressourcen), die Dorfgemeinschaften zum aktiven Umweltschutz und zum Pflanzen neuer Bäume bewegen will.


Baum erst nach 50 bis 70 Jahren ausgewachsen

"Der Mpingo ist auch deshalb in Gefahr, weil er erst nach 50 bis 70 Jahren ausgewachsen ist", erklärt Chuwa. Der Einschlag habe inzwischen ein alarmierendes Ausmaß angenommen.

Der tansanische Botaniker Sebastian Chuwa - Bild: © Denis Gathanju/IPS

Der tansanische Botaniker Sebastian Chuwa
Bild: © Denis Gathanju/IPS

Auch nachdem das Umweltministerium des ostafrikanischen Staates ein Exportverbot für das Grenadillholz erlassen hat, werden die Bäume noch in großem Stil gefällt. Besonders gravierend ist der Raubbau im bis vor kurzem noch unzugänglichen Süden Tansanias. Die Zahl der erhaltenen Grenadillbäume wird in Tansania und Mosambik auf insgesamt lediglich knapp drei Millionen geschätzt.

Chuwa berichtete, dass er begann, die Samen des Baumes zu sammeln und sie in Moshi im Rahmen eines Pflanzprogramms auszusäen. Der Texaner James Harris und seine Frau Bette Stockbauer, die Kunstobjekte aus Holz schafft, sammelten in den USA Geld für den Erhalt des Mpingo, nachdem sie über das Fernsehen von Chuwas Arbeit erfahren hatten. Das Ehepaar gründete das 'African Blackwood Conservation Project', das Chuwa maßgeblich bei Aufbau einer Baumschule half.

"Der Mpingo kann auch mit sehr wenig Wasser überleben. Seine winzigen Blätter schützen ihn vor Austrocknung", erklärt der Botaniker. "Wenn sich erst einmal die Wurzeln ausgebildet haben, kann der Baum auch bei wenig Regen oder sogar Dürre groß werden." Auf Landgütern könne er ohne großen Zusatzaufwand gemeinsam mit Mais, Kaffee und Bananen angepflanzt werden, berichtet Chuwa. Außerdem binde er Stickstoff im Boden. Vielen Angehörigen des Chagga-Volkes, die an den Hängen des Kilimandscharo leben, gelte er überdies als Glücksbringer.

Mit Unterstützung der lokalen Frauengruppe 'Faraja' (Hoffnung) konnte Chuwa zunächst 50.000 Mpingo-Setzlinge pflanzen. Die Frauen wollen die Bäume zu natürlichen Dächern in ihren Dörfern machen. Wie die Gruppenleiterin Yusta Tarimu erklärt, setzte sie mit zehn Helferinnen im vergangenen Jahr etwa 35.000 junge Bäumchen in die Erde. In diesem Jahr sollen weitere 100.000 in den Nachbardörfern gepflanzt werden. Vor allem in den ausgedorrten Gebieten südlich von Moshi will Tarimu den Baumbestand weiter erhöhen.

Auch afrikanische Holzschnitzer vom Volk der Makonde freuen sich über den Schutz für den Grenadillbaum. Sie verdienen gut an dem Kunsthandwerk, das bei Touristen sehr gefragt ist. Die meisten Schnitzer geben ihre Fertigkeiten an ihre Kinder weiter, so dass sich ihre Kunst über viele Generationen erhalten hat. "Das Holz ist wegen seiner natürlich glänzenden Oberfläche sehr anziehend", meint der Holzschnitzer Aloyse Mrema. "Deshalb sind die Preise auch höher als bei anderen Hölzern."


Holzschnitzer sichern sich nachwachsende Rohstoffe

Von Chuwa erhielten die Schnitzer, die jährlich etwa 1.500 Grenadillbäume fällen, bereits rund 3.000 Setzlinge, die sie in der Nähe ihrer Werkstätten anpflanzten. "Ich möchte erreichen, dass sie nächstes Jahr 10.000 Bäume pflanzen", meint Chuwa zuversichtlich.

Auch Schulkinder beteiligen sich aktiv an dem Pflanzprogramm und werben in ihren Dörfern als 'Umweltbotschafter' erfolgreich für den Erhalt des Mpingo. Beobachtern zufolge haben die Kampagnen viele Bauern dafür sensibilisiert, sich selbst an dem Schutz für den Baum zu beteiligen.

Chuwa hat erreicht, dass die Kibosho-Gemeinschaft am Fuß des Kilimandscharo bisher mehr als eine Million Bäume gepflanzt hat. Dies sei äußerst wichtig für den Erhalt des gefährdeten Klimandscharo-Ökosystems, sagt Chuwa, der für seinen Einsatz bereits internationale Preise erhalten hat. Umweltforscher warnen davor, dass die Schneekappe des 5.893 Meter hohen Berges spätestens 2020 verschwunden sein wird. (Ende/IPS/ck//2010)


* Dieser Beitrag ist Teil einer Serie von IPS und der 'International Federation of Environmental Journalists' (IFEJ) zum Thema nachhaltige Entwicklung.

Links:
http://www.blackwoodconservation.org/
http://www.ifej.org
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=53626


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. November 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2010