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AFRIKA/021: Südafrika - Den Nebel melken, Nebelnetze sichern die dörfliche Wasserversorgung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. November 2010

Südafrika: Den Nebel melken - Nebelnetze sichern die dörfliche Wasserversorgung

Von Chester Makana


Limpopo, Südafrika, 11. November (IPS) - Es bedarf einiger erklärender Worte, dann ist das Geheimnis um die riesigen Netze gelüftet. Die in der kleinen Ortschaft Tshiavha im Norden Südafrikas in sechs Meter Höhe angebrachten Konstrukte sind Wasserfänger. Sie melken den Nebel, der sich in den Maschen zu Tropfen verflüssigt und dann über Ablaufrinnen in Wassertanks eingeleitet wird.

Vor der wundersamen Wasservermehrung war es für die Bewohner der Ortschaft in der Limpopo-Provinz nicht immer leicht, sich mit dem kostbaren Nass zu versorgen. Häufig blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich mit ihrem Vieh die gleiche Quelle zu teilen. "Wir wussten einfach nicht, dass man aus Nebel Trinkwasser herstellen kann", sagt Samson Malumedzha, der Leiter der örtlichen Schule. "Eine unglaubliche Entdeckung!"

Der Zugang zu sauberem Wasser hat dazu geführt, dass sich seine Schüler seltener mit Krankheitserregern infizieren. "Sie fehlen jetzt seltener", erläutert Malumedzha. "Durch das Projekt ist uns allen hier geholfen, und für unseren Schulgarten fällt ebenfalls Wasser ab."


Gesündere Kinder

Verunreinigtes Wasser gefährdet die Gesundheit von 54.000 Kindern, die in Limpopo zur Schule gehen. Ein Drittel der mehr als 4.200 Schulen sind betroffen, fanden Wissenschaftler der Universität von Pretoria heraus, die sich auf die Suche nach geeigneten Standorten für die Nebelnetze gemacht hatten.

Denn das Nebelmelken klappt nicht überall. Infrage kommen Regionen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und genügend Wind, der den Nebel in die Netze treibt. Tshiavha passt da genau ins Raster. Der Weiler profitiert von den Nebel produzierenden Winden, die sich über dem hunderte Kilometer entfernten Indischen Ozean bilden.

In Tshiavha gibt es kein reguläres Wassersystem. Für die Menschen vor Ort sind ist die Nebeltröpfchen-Auffangmethode somit eine wirkliche Bereicherung, wie Liesel Dyson von der Universität von Pretoria betont. Wissenschaftler der Hochschule und Kollegen von der Universität Südafrika hatten die Netze in dem Dorf gespannt.

Die Technologie hat zudem einige Reihe positiver Nebenwirkungen. So ist das Wasser, das sich in den Maschen der Netze verfängt, sauber. Es müssen also keine Energiequellen wie Holz angezapft werden, um es zu desinfizieren. Darüber hinaus ist das Konstrukt stabil und macht keine Investitionen in teure oder schwer zu beschaffende Ersatzteile erforderlich.

Die Dorfbewohner werden derzeit in die Wartung der Netze unterwiesen. Auch haben sich Freiwillige gemeldet, die ein weiteres Netz installieren wollen, um noch mehr Wasser sammeln zu können. "Das ist eine wirklich gute Initiative", meint die Vizeministerin für Wasser und Umwelt, Rejoice Mabudafhasi. "Wir werden dafür sorgen, dass sie auch von anderen genutzt werden kann." (Ende/IPS/kb/2010)


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http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=53521


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 11. November 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2010