Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressemitteilung - 4.10.2022
Deutsche Umwelthilfe schlägt Alarm:
Nach Landtagswahlen in Niedersachsen drohen neue Erdgasbohrungen in
der Nordsee
bull; DUH-Umfrage zeigt: Vor der anstehenden Landtagswahl in Niedersachen bekennen sich SPD, CDU und FDP zu neuen fossilen Förderplänen vor Borkum
bull; Pläne der Parteien gefährden das Klima, zerstören Teile des Ökosystems Wattenmeer und erhöhen das Erdbeben-Risiko
bull; Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "In Niedersachsen droht das fossile Zeitalter eine Renaissance zu erleben. Neben den LNG-Terminals stehen auch neue Erdgasbohrungen auf der Agenda. Die Wahl am Sonntag muss zur Klimawahl werden."
Berlin, 4.10.2022: Kurz vor der Landtagswahl in Niedersachsen am
kommenden Sonntag haben sich SPD, CDU und FDP für neue Erdgasbohrungen
in der Nordsee vor Borkum ausgesprochen. Dies zeigt eine Umfrage der
Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter den Spitzenkandidatinnen und
Spitzenkandidaten. Ein Datum für das Ende der bestehenden
Erdgasförderung in Niedersachsen wollte keine der drei genannten
Parteien nennen. Als Begründung für neue fossile Förderpläne führen
sie die aktuelle Gasknappheit an. Aus Sicht der DUH ist das absolute
Augenwischerei, da eine tatsächliche Förderung frühestens Ende 2024
starten könnte. Bis dahin müssen längst Maßnahmen wie der Ausbau
erneuerbarer Energien und Energieeinsparungen greifen, um fossile
Abhängigkeiten abzubauen und die Klimaziele nicht zusätzlich zu
gefährden. Bündnis 90/Die Grünen sowie DIE LINKE distanzieren sich von
geplanten Bohrungen vor Borkum und sprechen sich für einen Ausstieg
aus der bestehenden Erdgasförderung bis zu den Jahren 2035 und 2030
aus.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH:
"In Niedersachsen droht das fossile Zeitalter eine Renaissance zu erleben:
Neben den LNG-Terminals stehen auch neue Erdgasbohrungen auf der
Agenda. Die Wahl am Sonntag muss zur Klimawahl werden. Nur so kann die
erschreckende Sorglosigkeit einiger Parteien angesichts von
Rekordhitzen, Dürren und Überschwemmungen beendet werden. Und nicht
nur das Klima ist durch die Förderpläne vor Borkum bedroht. Schon
allein der Bau der Pipeline zum Transport des Gases, der
Stromleitungen und der Plattform werden 30 Hektar Wattenmeer
vernichten. Durch die Bohrungen besteht die Gefahr von Erdbeben und
Bodensenkungen im Wattenmeer. Lärm- und Lichtverschmutzung gefährden
zudem Flora und Fauna und beeinträchtigen die Fischwanderung. Der
sofortige Stopp dieses Projektes ist die einzige vernünftige Option."
Die Intensivierung heimischer Erdgasförderung wird vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges zunehmend von Unternehmen vorangetrieben. Das niederländische Unternehmen ONE Dyas B.V. will zusammen mit Hansa Hydrocarbons Ltd. und Neptune Germany B.V. Erdgasbohrungen im niedersächsischen Wattenmeer durchführen. Damit soll ab Ende 2024 grenzüberschreitend Erdgas in der Nordsee gefördert werden. Für die Energiesicherheit und die aktuelle Gasknappheit kommt dieses Vorhaben damit zu spät. Gegen eine Genehmigung auf niederländischer Seite hat die DUH mit der niederländischen Umweltorganisation Mobilisation for the Environment und der Bürgerinitiative Saubere Luft für Ostfriesland bereits Klage eingereicht.
Auch die Förderung von Erdgas auf niedersächsischem Festland steht zur Debatte. Hierfür müsste allerdings die hoch umstrittene Methode des unkonventionellen Frackings eingesetzt werden, die in Deutschland bisher verboten ist. In der Umfrage der DUH spricht sich allein die FDP dafür aus, das Verbot zu überdenken.
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH:
"Erfreulicherweise sprechen sich fast alle Parteien klar gegen
Fracking aus: Lediglich die FDP will die Zulassung von
unkonventionellem Fracking nicht ausschließen. Dabei leistet dieses
Verfahren ebenso wenig einen Beitrag zum bevorstehenden Winter wie die
Erdgasförderung im Wattenmeer. Im Gegenteil, sie birgt immense
Gefahren: Die Folge könnten giftige Stoffe in Böden und Gewässern,
Erdbeben sowie zusätzliche Methanemissionen sein. Das Verfahren selbst
verschwendet zudem wertvolle Ressourcen, wobei beispielsweise der hohe
Wasserbedarf den kompletten Wasserkreislauf einer Region belasten
kann. Egal, um welche fossile Förderung es geht: Durch die
kostspieligen und risikoreichen Förderverfahren werden wichtige
Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeinsparungen
verzögert."
Hintergrund:
Zur Landtagswahl in Niedersachsen hat die DUH im September 2022 eine
Umfrage unter den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten bezüglich ihrer
Positionen zur Erdgasförderung im eigenen Bundesland durchgeführt. Die
Antworten der CDU, SPD, FDP, Bündnis90/Die Grüne und DIE LINKE sollen
den Wählerinnen und Wählern transparent machen, wie die jeweiligen
Parteien die Energiewende im Land gestalten wollen - insbesondere im
Hinblick auf die künftige Erkundung und Förderung von Erdgas in der
Nordsee vor Borkum und zur Ausweitung von Fracking.
Link:
Ergebnisse der DUH-Umfrage unter den Spitzenkandidat*innen
https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/Thema_Gas/Ergebnisse_der_DUH-Umfrage_Landtagswahl_in_Niedersachsen_2022.pdf
*
Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 06.10.2022
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 7. Oktober 2022
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