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HOLZ/256: Holzverbrennung - eine Steinzeittechnologie (FUE Rundbrief)


Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 3/2013 Globalisierung und Freihandel - Pokerspiel mit ungewissem Ausgang

Holzverbrennung - eine Steinzeittechnologie
Stoffliche Holznutzung nicht immer klimaschonend

von László Maráz



Ist es nicht genial? Da engagieren sich Umweltverbände seit Jahrzehnten, um Wälder zu schützen und den Klimawandel zu verhindern: Gegen den Raubbau am Regenwald und für sparsame Papierverwendung; gegen neue Braunkohletagebaue und Fracking. Und dann werden sie von der Forst- und Holzwirtschaft rechts überholt: »Wer Bäume fällt, der schützt damit auch das Klima«.(1) Eine Win-Win-Situation wie aus dem Bilderbuch.


Wie das funktioniert, ist schnell erklärt: »Wer sein Wohnzimmer mit Parkett auslegt statt mit Laminat, tut etwas für den Klimaschutz. In den Dielen für ein 20 Quadratmeter großes Wohnzimmer etwa stecken 366 Kilogramm CO2 - das ist in etwa so viel, wie ein alter Ford Fiesta-Benziner auf 2.000 Kilometern ausstößt. Wer ein Holzhaus baut, bindet sogar den Jahres-CO2-Ausstoß einer vierköpfigen Familie.«(2) Leider wird bei solchen Angaben meist der teilweise erhebliche Aufwand für die Herstellung vieler Holzprodukte unterschlagen.


Holzverbrennung nicht »klimaneutral«
Auch das Verbrennen von Holz wird als Klimaschutzmaßnahme angepriesen. Die Erklärung hierfür scheint so plausibel dass sie selten hinterfragt wird: »Insgesamt wird aber nur so viel CO2 freigesetzt, wie vorher durch die Photosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen worden ist.«(3) Das gilt übrigens auch für alle fossilen Energieträger. Häufig werden die Emissionen aus der Bereitstellung des Holzes ebenso verschwiegen, wie die Emissionen von Methan und Kohlenmonoxid, die auch beim Heizen mit Holz entstehen.

Es kommt immer darauf an, mit welcher Option man den Vergleich anstellt: Wer Holz verheizt, kann durchaus auf fossile Alternativen wie Heizöl verzichten. Dass dieses dann als Dieselkraftstoff verfahren wird, sei hier nur am Rande erwähnt. Doch wer Holz verbrennt das auch stofflich verwendbar wäre, verhindert aus Klimaschutz-Sicht meist bessere Alternativen der Holzverwendung und handelt damit klimaschädlicher.


Stoffliche Holzverwendung - nur in Maßen sinnvoll
Die Herstellung langlebiger Holzprodukte die am Ende ihrer Gebrauchsdauer immer noch verbrannt werden können, ist meist klimafreundlicher als die Verbrennung des knappen Rohstoffes. Umweltfreundlicher sind Holzprodukte zum einen, weil ihre Herstellung in der Regel weniger Energie verbraucht als die Erzeugung von funktionsgleichen Produkten aus Stahl, Beton oder Kunststoffen. Zum anderen müssen langlebige Holzprodukte nicht so oft ersetzt werden, was ja den Energieaufwand für ihre Herstellung vermeidet. Problematisch ist dennoch, dass inzwischen versucht wird, die Klimaschutzwirkung der Holznutzung gegen den Schutz der biologischen Vielfalt auszuspielen. »Wer das Klima schützen will, muss seinen Wald bewirtschaften - also immer wieder Bäume fällen anstatt die Natur einfach sich selbst zu überlassen.«(4) Denn im Gegensatz zu forstlich genutzten Wäldern, in denen immer wieder Bäume gefällt werden, führe das Belassen von Totholz (Biotopholz!) und die »Stilllegung« von Waldflächen dazu, dass das Holz ungenutzt im Wald verrotten und damit Treibhausgase ausstoßen würde. Demgegenüber sei es doch sinnvoller, den Wald durch fortwährende Holzentnahme zu schnellerem Wachstum anzuregen. Mit dem Holz ließe sich Heizöl einsparen, außerdem würden große Mengen des Kohlenstoffs in den Holzprodukten gespeichert.

Auch hier ist die Faktenlage nicht so einfach. So entsteht beispielsweise bei der Herstellung von Fertigparkett viel mehr Kohlendioxid, als im Produkt gespeichert bleibt. Auch andere Holzprodukte benötigen zu ihrer Herstellung viel Energie, was ihren Klimaschutzbeitrag teilweise massiv einschränkt. Einen Überblick vermittelt eine Studie des von-Thünen-Institutes,(5) die zum Beispiel bei Fertigparkett zum Ergebnis kommt, dass der Anteil an eingesetzter Energie etwa dem Zwölffachen des Energieinhalts des Produktes entspricht. Für andere Holzprodukte ist die Bilanz viel günstiger, doch liegen hochveredelte Holzprodukte und alle Holzwerkstoffe bei Energieeinsätzen, die mindestens der aus ihnen rückgewinnbaren Energie entsprechen oder über diese hinausgehen. Zwar hat die Herstellung anderer (nicht-Holz-) Baustoffe meist noch schlimmere Klimafolgen. Doch im Vergleich zur Alternative, die Holzvorräte im Wald zu erhöhen oder auf wenigen Prozent der Waldfläche den Holzeinschlag zu unterlassen, schneiden viele Holzerzeugnisse wohl nicht ganz so gut ab wie häufig behauptet wird. Die Empfehlung, für den Klimaschutz möglichst viel Holz zu verbauen erinnert denn auch an das Ansinnen, möglichst viele Energiesparlampen einzuschalten, um möglichst viel Energie zu sparen.


Holz statt Nationalparks?
Auch Naturschutzverbände begrüßen die Verwendung von Holz, das nicht nur ein erneuerbarer Rohstoff ist, sondern auch zahlreiche andere Vorzüge hat. Doch bei aller Umwelt- und Klimafreundlichkeit darf dies nicht dazu führen, dass andere wichtige Aufgaben vernachlässigt werden. So häufen sich die Versuche einiger Akteure, die Steigerung des Holzeinschlages und den zweifellos vorhandenen, aber doch nicht so gigantischen Klimanutzen der Holzverwendung als Vorwand zu benutzen, den Schutz der biologischen Vielfalt zu behindern. So kritisieren beispielsweise einige Interessenverbände der Holzwirtschaft die Bemühungen zur Einrichtung von Waldnationalparks.(6, 7) Die Botschaft lautet: Klimaschutz durch Holzverwendung.

Doch auch hier ist die Bilanzierung der Senken-Leistung von Wäldern und dem Holzproduktespeicher sehr umstritten. Ein Gutachten, das von GREENPEACE in Auftrag gegeben wurde kommt hier zu anderen Ergebnissen als die Gegner der Unterschutzstellung von Wäldern.(8) Wälder, die in Deutschland sich selbst überlassen werden, speichern über viele Jahrzehnte hinweg große Mengen an Kohlenstoff. Erst nach 200 oder noch mehr Jahren dürften geschützte Wälder in einem Zustand sein, in dem zusätzliches Wachstum stark nachlässt. Eine ökologische Waldnutzung erhöht die Vorräte an Holz und Biotophölzern und damit den Kohlenstoffspeicher.

Doch ganz gleich, ob die Unterschutzstellung von 5 Prozent der Waldfläche wegen der verringerten Holzernte aus Klimaschutzgründen geringfügig besser oder schlechter abschneiden würde als die Fortführung der Holzwirtschaft: Der Schutz der Biologischen Vielfalt bleibt mit der Umsetzung der Ziele der entsprechenden Nationalen Strategie eine wichtige Aufgabe. Sie kann und darf nicht anderen Interessen geopfert werden, auch nicht für einen zwar erfreulichen, aber vermutlich relativ bescheidenen Beitrag der Holzverwendung zum Klimaschutz. Vor allem dann nicht, wenn in fast allen anderen Bereichen die Maßnahmen, Klimaschutz zu fördern, unterbleiben und stattdessen neue Braunkohletagebaue propagiert werden, wie dies in Nordrhein-Westfalen und in Brandenburg derzeit geschieht, oder wenn Maßnahmen für sparsamere Autos oder gar eine Verkehrswende unterbleiben.


Das Verbrennen von Holz ist nicht klimaneutral!
Es sollte nur das Holz energetisch genutzt werden, das anderweitig nicht verwertbar ist. Wer zu viel Holz aus dem Wald holt oder durch Holzverbrennung dessen stoffliche Nutzung verhindert, schadet auch dem Klimaschutz. Darum muss die Verbrennung dieses knappen Rohstoffes begrenzt werden.


Holz möglichst stofflich verwenden statt es zu verbrennen
Im Vergleich zur Holzverbrennung spart die stoffliche Verwendung viele Emissionen ein, und zwar vor allem durch den Ersatz von energieintensiven Baustoffen wie Beton, Stahl oder Kunststoffen. Doch auch der Energiebedarf für die Herstellung der Holzprodukte kann erheblich sein. Langlebige Produkte sind darum besser, weil sie nicht so häufig ersetzt werden müssen.


Eine zu intensive Holznutzung verringert die Kohlenstoffvorräte der Wälder
Der Abbau von Holz- und Humusvorräten ist bei intensiver Holznutzung auch für den Klimaschutz schädlich. Die damit verbundene Verringerung des Kohlenstoffspeichers Wald wird durch die geringe zusätzliche Speicherung von Kohlenstoff in Holzprodukten nicht ausgeglichen.


Klimaschutz und Schutz der Biologischen Vielfalt nicht gegeneinander ausspielen
Beide Ziele ergänzen und bedingen sich gegenseitig. Wälder dürfen nicht auf ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher reduziert werden. Wo durch die Schaffung von Schutzgebieten die Erzeugung von Holz verringert wird, müssen wir entsprechende Mengen durch sparsamere und effizientere Verwendung einsparen, damit nicht andere Wälder für unseren Holzverbrauch zerstört werden. Zum Beispiel mit sparsameren Holzöfen, Wärmedämmung und der Halbierung des Papierverbrauches.


Nutzung fossiler Energieträger einschränken
Wir müssen die Ausbeutung und Verbrennung von Öl, Kohle und Erdgas drastisch reduzieren, denn schon mit der Nutzung der heute bekannten Vorräte würde es zu einer dramatischen Klimakatastrophe kommen. Andernfalls bleibt Brennholz ebenso wie andere Bioenergieträger nur eine zusätzliche Energiequelle.


Autor László Maráz koordiniert die Verbände- und Dialogplattform »Waldbiodiversität lebensraumtypisch erhalten, fördern, entwickeln und vernetzen« beim Forum Umwelt und Entwicklung.


(1) http://www.rga-online.de/rga_106_1103620502-_Wer-Baeume-faellt-schuetzt-damit-auchdas-Klima.html

(2) http://www.rga-online.de/rga_106_1103620502-_Wer-Baeume-faellt-schuetzt-damit-auchdas-Klima.html

(3) http://www.klima-sucht-schutz.de/mitmachen/beitrag/article/holz-feuer-wieviel-co2-entsteht.html

(4) http://www.rga-online.de/rga_106_1103620502-_Wer-Baeume-faellt-schuetzt-damit-auchdas-Klima.html

(5) http://www.holzundklima.de/projekte/oekobilanzen-holz/docs/Rueter-Diederichs_2012_OekoHolzBauDat.pdf

(6) http://www.rohholzverbraucher.de/sites/aktuelles_pressemitteilungen.php

(7) http://www.saegeindustrie.de/sites/pressemitteilungen.php

(8) http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/waelder/20130527Klima-Wald-Studie.pdf


Das Forum Umwelt & Entwicklung wurde 1992 nach der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung gegründet und koordiniert die Aktivitäten der deutschen NRO in internationalen Politikprozessen zu nachhaltiger Entwicklung. Rechtsträger ist der Deutsche Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V.

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Quelle:
Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 3/2013, Seite 24-25
Herausgeber: Projektstelle Umwelt & Entwicklung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2013