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EUROPA/571: Nach "Dieselgate" jetzt "Benzingate"? (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 27. Oktober 2016 / Verkehr

Nach "Dieselgate" jetzt "Benzingate"?


Geleakte Dokumente der EU-Kommission deuten drauf hin, dass Automobilhersteller und Regierungen von Mitgliedstaaten die neuen, strengeren Grenzwerte für Feinstaub, die ab September 2018 gelten sollen, aufweichen wollen.

Die unveröffentlichten Dokumente liegen der Nichtregierungsorganisation Transport & Environment (T&E) vor. Darin heißt es, dass alle neuzugelassenen Pkws mit Benzinmotor nach dem Vorschlag der Kommission ab 2018 nur noch halb so viele Feinstaubpartikel ausstoßen dürfen wie unter der derzeit gültigen Euro-6-Norm. Die Regierungen von Spanien und Schweden wollen die Bestimmungen um ein Jahr aufschieben und zusätzlich laxere Grenzwerte zulassen. Die Automobilindustrie spricht sich sogar für eine Erhöhung der erlaubten Feinstaubemissionen um 300 Prozent gegenüber dem festgelegten Richtwert der Kommission aus.

Im Besonderen sind Motoren mit Benzindirekteinspritzung betroffen. Sie produzieren bei der Verbrennung ultrakleine Partikel, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Manche der Schwebeteilchen sind so klein, dass sie von der Lunge direkt ins Blut gelangen. Nach Einschätzung von T&E können die Autobauer das Abgasproblem ganz einfach mit einem 25 Euro teuren Filter beheben. Aber viele Konzerne wollen darauf verzichten - aus Kostengründen.

Die Mitgliedstaaten werden am Ende des Jahres über den Vorschlag der Kommission für eine neue Abgasrichtlinie abstimmen. Diese sieht vor, neben strengeren Regeln für Feinstaub auch striktere Abgastests unter realen Bedingungen auf der Straße (Real Driving Emissions, RDE) einzuführen. [aw]


T&E Bericht (engl.)
https://www.transportenvironment.org/press/governments-and-carmakers-paving-way-`petrolgate'-scandal-leaked-documents-reveal

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Quelle:
EU-News, 27.10.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
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E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Oktober 2016

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