Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

ATOM/845: Die Parolen der Atomindustrie (IPPNWforum)


IPPNWforum | 116 | 09
Mitteilungen der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

"Atomenergie schafft Arbeit." - Glauben Sie das wirklich?
Die Parolen der Atomindustrie

Von Henrik Paulitz


"Atomenergie schafft Arbeit." - "Atomenergie ist gut fürs Klima." - "Atomenergie ist billig." - "Atomenergie schafft Arbeit." - "Erneuerbare Energien müssen erst noch entwickelt werden." Das sind die Slogans der Atomindustrie, mit denen sie der Bevölkerung ihre schrottreifen Atommeiler schmackhaft machen will. Was ist von den Parolen zu halten?


*


In der deutschen Atomindustrie arbeiten nur noch etwa 30.000 Menschen. Zusätzliche Arbeitsplätze werden in der Atomindustrie nicht geschaffen. Die hoch-dynamische Erneuerbare-Energien-Branche hingegen hat in nur einem Jahr (2008) rund 30.000 Arbeitsplätze neu geschaffen. Nach Angaben der Bundesministerien für Umwelt und Wirtschaft arbeiten somit schon 280.000 Menschen in der Branche.

Perspektivisch können durch den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland über eine Million Arbeitsplätze entstehen. Das ist die richtige Antwort auf die Wirtschaftskrise.


Teurer Atomstrom

Atomkraftwerke sind vor allem gut für die Rendite der vier großen Atomkraftwerksbetreiber. RWE, E.On, EnBW und Vattenfall erhöhen ständig die Strompreise und machten im Jahr 2008 einen Rekord-Gewinn von fast 20 Milliarden Euro. Jeder Einwohner Deutschlands musste für diesen Gewinn etwa 240 Euro beisteuern.

Wichtige Kosten der Atomenergie wie für die Unfall-Haftung und für die Entsorgung des Atommülls werden auf andere verlagert. Die aktuellen Atommüll-Skandale zeigen: Letztlich kommen wir Steuerzahler mit Milliardenbeträgen für die von der Atomindustrie verursachten Folgekosten auf.


2% Atomenergie

Die so genannte "friedliche Nutzung der Atomenergie" wurde in den 1960er Jahren begonnen, erreichte ihren Höhepunkt etwa 1985 und ist seitdem rückläufig. Im Jahr 2008 ging weltweit nicht ein einziges Atomkraftwerk ans Netz. Die Atomenergie trägt heute nur zu rund 2% zur Gesamt-Energieversorgung der Menschheit bei. Warum eigentlich wird dieser 2%-Technik in der Politik noch eine so große Bedeutung beigemessen?


18% Erneuerbare Energien

Schon im Jahr 2006 deckten die Erneuerbaren Energien nach Angaben der deutschen Bundesregierung 18% des weltweiten Gesamt-Energiebedarfs. Und der weitere Ausbau geht unaufhörlich weiter und kommt mit großen Schritten voran. Die wachsende Konkurrenz um die knappen fossilen Energiequellen zwingt zum raschen Umstieg auf 100% Erneuerbare Energie.

Übrigens: Die bisher in Deutschland installierten Windenergieanlagen produzieren zeitweise schon mehr Strom als alle deutschen Atomkraftwerke zusammen. Hinzu kommt noch der Strom aus Photovoltaik- und Biogasanlagen.


Eine 2%-Technik löst keine Probleme

Mit ihrem 2%-Anteil löst die Atomenergie weder das Energie- noch das Klimaproblem. Auch der Zubau neuer Atomkraftwerke kann an diesem geringen Anteil kaum etwas ändern: Selbst eine Vervierfachung der Atomkraftwerkskapazität bis 2050 - wie von der Atomindustrie in den Raum gestellt - könnte nur mit 6% zur angestrebten Halbierung der CO2-Emissionen beitragen (Szenario der Internationalen Energie Agentur, Juni 2008).

Die einzige Alternative: Wir steigen um auf 100% Erneuerbare Energien. Ein solches Energiesystem ist nicht nur CO2-neutral, sondern inzwischen ausgereift und in kurzer Zeit realisierbar.


*


Quelle:
IPPNWforum | 116 | 09, April 2009, S. 15
Herausgeber:
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Anschrift der Redaktion:
IPPNWforum
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de

IPPNWforum erscheint jeden zweiten Monat.
Preis 3,50 Euro je Exemplar. Der Bezugspreis für
Mitglieder ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2009