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AKTION/089: RWE-Zentrale von Wissenschaftler:innen blockiert (Scientist Rebellion)


Scientist Rebellion Deutschland - Pressemitteilung, 13.01.2023, 09:45

Tausend Wissenschaftler*innen unterschreiben für zivilen Ungehorsam: Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen fordern ein Moratorium für Lützerath und blockieren den Eingang der RWE-Zentrale


Essen, 13.01.2022: Seit 7 Uhr morgens blockieren 20 Aktivist*innen von Extinction Rebellion und 7 Wissenschaftler*innen von Scientist Rebellion die Zentrale des deutschen Energiekonzerns RWE in Essen. 3 aktivist*innen haben sich an das Tor gekettet. Ihre Forderung: ein Moratorium für das Dorf Lützerath, das für die Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II geopfert werden soll. Die Zerstörung von Lützerath ist symbolisch für die Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die Politik.

Diese Aktion erfolgt kurz nach dem von Scientist Rebellion veröffentlichten offenen Brief, in dem die Erweiterung des Tagebaus verurteilt wird und der in nur drei Tagen tausend Unterschriften gesammelt hat. In dem Brief heißt es, dass die Räumung und Zerstörung des Dorfes Lützerath sofort gestoppt werden muss und dass ziviler Ungehorsam legitim und notwendig ist, um Lützerath zu verteidigen. Unter den Unterzeichnern befinden sich viele Professoren*innen und Autoren von IPCC-Berichten, darunter Prof. Wolfgang Cramer und Prof. Julia Steinberger.

Die heutige Aktion zeigt die Entschlossenheit der Wissenschaftler*innen, diesen Worten auch Taten folgen zu lassen. Diese Aktion kommt nicht von alleine: Wissenschaftler*innen waren während der Räumung in Lützerath und gestern waren sie Teil einer Aktion, die den legalen Weg der Demonstration für Keyenberg überschritt, um die Räumung von Lützerath zu blockieren.

In Lützerath sind zur Zeit 280 Millionen Tonnen CO2 in Form von Braunkohle im Boden vergraben. In dem offenen Brief heißt es: "[...] der von der Bundesregierung eingesetzte "Sachverständigenrat für Klimafragen" stellt fest, dass es eine "sehr große Lücke" zu den verschärften Zielen des Klimaschutzgesetzes gibt, dessen erlaubte Restemissionen mindestens 2 Grad Erderwärmung betragen (und auch nur dann, wenn es eingehalten würde)."

Das heißt, selbst wenn es physikalisch noch möglich wäre, hat sich die Bundesregierung schon jetzt für keinen gesellschaftlich und politisch plausiblen Weg entschieden, die im Pariser Klimaabkommen völkerrechtlich vereinbarte 1,5-Grad-Grenze zu unterschreiten.

Prof. Dr. Barbara Schramkowski" Professorin für Soziale Arbeit, sagt: "Aktuelle Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Aurora Energieforschung kommen bereits zu dem Ergebnis, dass es keinen Bedarf für den Abbau der Lützerather Kohle gibt. Es gibt keine evidenzbasierten politischen Maßnahmen, die diese Entscheidung rechtfertigen. Die Regierung stellt sich auf Kosten der Sicherheit der Menschen auf die Seite der fossilen Energiewirtschaft. Das ist kologisch und sozial nicht gerecht".

"Die Zerstörung von Lützerath, d.h. die Zerstörung der Heimat der Menschen und des fruchtbaren Bodens für den Profit, ist nicht nur völlig unzeitgemäß, sie zeigt auch, wie sehr die Politik Hand in Hand mit RWE unsere Zukunft missachtet", sagt Dr. Nana-Maria Grüning, Molekularbiologin.

Hintergrund

Scientist Rebellion

Wir sind Scientist Rebellion, Wissenschaftler*innen auf der ganzen Welt, die jetzt in den zivilen Widerstand treten. Alle anderen Versuche der Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten sind gescheitert. Wir haben Regierungen beraten, Artikel geschrieben, Interviews gegeben - all das hat nicht die notwendigen Veränderungen gebracht. Wir steuern weiter ungebremst auf den Klimakollaps zu. Die Emissionen sind 2021 auf ein Allzeithoch gestiegen.

Scientist Rebellion ist ein 2021 gegründeter Zusammenschluss von internationalen Wissenschaftler*innen und Akademiker*innen, die anlässlich des politischen Versagens in der Klimakrise zu zivilem Ungehorsam aufrufen. Die Wissenschaftler*innen sehen es als ihre Aufgabe, der Gesellschaft die physikalische Realität gegenüber der politischen und der von wirtschaftlichen Interessen geleiteten Fiktion zu verdeutlichen. Durch die eskalierende Klimakrise besteht die reale Möglichkeit einer globalen Katastrophe. Sie rufen mit ihren friedlichen Aktionen daher zur sofortigen Begrenzung der Klimakrise auf.

Climate Emergency Fund unterstützt uns bei Rekrutierung, Training, Strukturaufbau und Aufklärung.

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Quelle:
Scientist Rebellion Deutschland
Pressemitteilung, 13.01.2023, 09:45
Internet: scientistrebellion.com

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 13. Januar 2023

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