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VERBAND/357: Gewerbegebietsflächen mitten im Wald - Rüge von Naturschutzverbänden (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 15. September 2009 - Naturschutz/Flächenverbrauch

Keine Gewerbegebietsflächen mitten im Wald

Naturschutzverbände rügen Fortschreibung des Arnsberger Regionalplans


Düsseldorf - In einer aktuellen Stellungnahme zur Fortschreibung des Regionalplans für den Oberbereich Siegen im Regierungsbezirk Arnsberg haben die anerkannten nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände BUND, NABU und LNU das Vorgehen der Bezirksregierung Arnsberg bei der Festsetzung der Gewerbegebietsfläche "Ostheldener Höhe" mitten im Wald bei Kreuztal gerügt. Trotz gravierender Bedenken aufgrund entgegenstehender Belange der Regionalplanung und Raumordnung habe die Bezirksregierung keine Alternativprüfung vorgenommen oder eingefordert. In ihrer Rüge wiesen die Naturschutzverbände insbesondere auf die erheblichen Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes hin, da Wald in großem Stil abgeholzt werden müsse, das Biotopverbundsystem entscheidend geschwächt und ein neuer Siedlungsansatz ohne städtebaulichen Zusammenhang sowie Verkehrsanbindung geschaffen würde. Die Naturschutzverbände forderten die Bezirksregierung daher auf, die Festsetzung der "Ostheldener Höhe" als Gewerbegebiet wieder rückgängig zu machen.

Zudem sei die nach Landschaftsgesetz zwingend vorgeschriebene Beteiligung der Naturschutzverbände und der Öffentlichkeit nicht erfolgt. "Hier geht es aber nicht nur um Verfahrens- und Formfehler, sondern hier wird zukünftiger Flächenverbrauch im großen Stil festgeschrieben, den wir angesichts des anhaltend hohen Flächenverbrauchs in NRW vehement kritisieren", erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Zumal im Falle der "Ostheldener Höhe" nicht nur die beiden zuständigen Fachbehörden des Landes, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz sowie der Landesbetrieb Wald und Holz, sondern auch das Umweltministerium selbst, die Bedenken der Naturschutzverbände geteilt hätten. "Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum die Bezirksregierung als untergeordnete Behörde trotz dieser massiven Bedenken diese Fläche nun im Regionalplan als Gewerbefläche ausgewiesen hat", so Tumbrinck weiter. Dies wäre nicht mehr vereinbar mit den Zielen der Landesregierung, Freiflächen in NRW zu schützen und den Flächenverbrauch zu reduzieren.

Überall im Land könne man zurzeit beobachten, dass wertvolle Freiflächen der Bebauung mit Gewerbegebieten oder Industrieanlagen zum Opfer fielen. So sollen in Waltrop die ehemaligen Dortmunder Rieselfelder einer riesigen Industrieansiedlung weichen, an der A2 bei Hamm-Bönen und an der A31 bei Reken sollen neue große Gewerbegebiete entstehen, meist als lang gezogene Logistikzentren geplant. Landesweit seien rund 1000 Hektar wertvollster Freiflächen betroffen. Und im Rahmen der Überarbeitung des Landesentwicklungsplans fordere die Wirtschaft unverblümt die Ausweisung weiterer Gewerbegebietsflächen. Paul Kröfges, Vorsitzender des BUND: "Wir erwarten von der Landesregierung daher, klar Stellung zu beziehen gegen die im Rahmen der Überarbeitung des Landesentwicklungsplans von der Wirtschaft vorgebrachten Forderungen nach mehr Gewerbegebietsflächen."

Für Mark vom Hofe, Vorsitzender der LNU, muss die Regierung mit ihrem vollmundigen Ansatz "Allianz für die Fläche" endlich Ernst machen. "Es reicht nicht, dass der Minister immer predigt, wir müssen den Flächenverbrauch drastisch herunterfahren, zugleich aber die zuständige Ministerin Thoben das genaue Gegenteil betreibt!" Nach wie vor gingen in NRW täglich circa 15 Hektar Freifläche verloren. Um diese Entwicklung zu stoppen, hatte Umweltminister Uhlenberg im Mai 2006 mit Vertretern aus der Wirtschaft, Verbänden, Kammern und Behörden die 'Allianz für die Fläche' gegründet. Bisher habe diese Allianz, so Mark vom Hofe, keine konkreten Verbesserungen für den Freiraumschutz erzielt. Vielmehr distanziere sich die Wirtschaft mit ihren jüngst vorgetragenen Forderungen deutlich von den Zielen der Landesregierung. Da müsse Minister Uhlenberg sich fragen lassen, inwiefern diese Allianz noch Sinn mache."


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 41/09, 15. September 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2009