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SCHÄDLING/024: Rosskastanien leiden wieder unter der Miniermotte (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 16. August 2010

NABU: Rosskastanien leiden wieder unter der Miniermotte

Rosskastanien leiden wieder unter der Miniermotte. Landesweit haben viele Rosskastanien kaum noch Blätter, die verbliebenen sind ausgetrocknet und welk. Was kann man tun?


Neumünster / Plön - 16. September 2010: Die Kastanienminiermotte ist ein auf die Blätter der Rosskastanie spezialisierter Kleinschmetterling, der sich innerhalb weniger Jahre in weiten Teilen Europas verbreitet hat. Die Larven des gerade einmal fünf Millimeter großen Falters "schädigen" die Bäume, indem sie Jahr für Jahr kleine Gänge, éMinenæ genannt, durch die Blätter fressen, so dass diese sich nicht erst im Herbst, sondern bereits im frühen Sommer rotbraun verfärben können. Die Bäume sterben durch den Larvenfraß allein nicht ab, allerdings können durch eine unzureichende Bewässerung, Streusalz und Imissionen stark beeinträchtigte Bäume dadurch weiter geschwächt werden. Das Problem mit der Kastanienmiermotte ist daher vor allem ästhetischer Art. Über weitergehende Schädigungen der Bäume durch die Motte selbst gibt es keine Langzeiterkenntnisse.

Pro Jahr treten in Schleswig-Holstein in Abhängigkeit von der Witterung meist drei Generationen der kleinen Motte auf. Die Puppen der letzten Generation eines Jahres überwintern am Boden und in den herab gefallenen Blättern und schlüpfen im folgenden Jahr - der Zyklus beginnt von Neuem. Die kleinen Falter fliegen jeweils etwa drei Wochen lang. Man findet sie häufig am dem Wind abgewandten sonnigen Stamm und auf der Blattoberseite im unteren Kronenbereich der Bäume. Die weiblichen Motten legen durchschnittlich 30 Eier einzeln auf der Blattoberseite ab. Nach zwei Wochen schlüpfen die Junglarven und minieren etwa drei Wochen, bevor sie sich verpuppen. Nach einer Puppenruhe von zwei bis drei Wochen schlüpfen die neuen Falter aus den Minen. Interessanterweise werden vor allem die weissblühende Rosskastanien befallen. Rotblühende Rosskastanien werden zwar angeflogen und mit Eiern belegt, die jedoch schlüpfenden Junglarven sterben aber meisten ab. Der Grund ist nicht bekannt.

Die Herkunft des kleinen Schmetterlings ist unsicher. Experten vermuten, dass die Miniermotte ursprünglich aus Asien stammt. In Europa wurde sie erstmals 1986 in Mazedonien nachgewiesen, in Deutschland 1992 im Raum Passau. Offenbar waren Pkws und Lkws maßgeblich an der Ausbreitung beteiligt, da zu Beginn auffällig viele Kastanien auf Autobahnparkplätzen befallen waren. Heute ist der Schmetterling flächendeckend in Schleswig-Holstein und Deutschland verbreitet.

Da die Kastanienminiermotte erst seit relativ kurzer Zeit in Mitteleuropa heimisch ist, konnten sich noch keine Fressfeinde auf diese Art spezialisieren. Blau- und Kohlmeisen sowie anderen Insekten fressende Vögel werden sich aber vermutlich in der Zukunft für diese neue Nahrungsquelle interessieren, und auch die natürlichen Gegenspieler u.a. aus den Gruppen der parasitischen Wespen (z.B. Erzwespen) werden irgendwann nachziehen.


Was ist zu tun?

Die Bekämpfung der Kastanienminiermotte gestaltet sich schwierig: Der Einsatz chemischer Insektizide verbietet sich aus Umwelt- und gesundheitlichen Gründen von selbst. Versuche mit ökologisch weniger problematischen Entwicklungshemmern waren nur kurz von Erfolg gekrönt und haben sich als nicht effektiv erwiesen. Fallen mit Sexuallockstoffen sind zwar für den Nachweis der Motte geeignet, nicht aber für eine großflächige Verminderung des Bestandes. Auch die gezielte Zucht und Aussetzungen von Schlupfwespen als natürliche Feinde war nicht erfolgreich.

Wichtigste Maßnahme gegen die Motte bleibt das Absammeln des Laubes im Herbst, damit die Motten-Puppen der dritten Generation nicht überwintern können. Untersuchungen des Berliner Pflanzenschutzamtes weisen darauf hin, dass ein konsequentes Beseitigen des Laubes den Befall im Frühjahr zwar nicht verhindern, aber deutlich senken kann. Eine Kompostierung des Laubes im Garten reicht für ein Abtöten der Puppen nicht aus: der klassische kleine, kubikmetergroße Kompostplatz im Garten erreicht in der Regel nicht die notwendigen Temperaturen, um die widerstandsfähigen Überwinterungsstadien der Kleinschmetterlinge zu vernichten. Ein Thermoschnellkomposter würde funktionieren, stößt meist aber wegen der großen Laubmengen schnell an die Grenze seines Fassungsvermögens. Nur wer einen entsprechend großen Garten zur Verfügung hat, kann mit Erde abgedeckte Hügelmieten anlegen, die entsprechend hohe Temperaturen erreichen.

Der NABU empfiehlt die Entsorgung des gesammelten Kastanienlaubes über die Biotonnen bzw. über zusätzliche Grünabfallsäcke, die in der Regel bei der Abfallwirtschaft zu erwerben sind. Damit gelangen die Blätter in Großkompostierungsanlagen. Auch die eigene Anlieferung der abgesammelten Kastanienblätter auf den Kompostplätzen der Kreise ist sinnvoll, da dort ebenfalls entsprechend hohe Temperaturen erreicht werden. Nähere Informationen erteilen die Kreisverwaltungen.


Der Kormoran braucht Freunde! - www.Kormoranfreunde.de

NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" - www.gartenvoegel-sh.de


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Quelle:
Presseinformation, 16. August 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2010