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SCHADSTOFFE/241: Krebs und Unfruchtbarkeit durch hormonell wirksame Substanzen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Freitag, 11. Mai 2012 / Chemie & Nanotechnologie

EEA: Krebs und Unfruchtbarkeit durch hormonell wirksame Substanzen



Diabetes, Fettleibigkeit, neurologische Probleme, sinkende Fruchtbarkeit bei Männern und Krebs - all diese Krankheiten könnten durch Umwelthormone mitverursacht sein. Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat in einer Studie den Einfluss der auch als "endokrine Disruptoren" (EDCs) bezeichneten Stoffe auf Tiere, Menschen und die Umwelt untersucht.

"Die in den letzten Dekaden gesammelten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass Störungen im Hormonsystem ein reales Problem sind, mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Tierwelt und möglicherweie die Menschen. Es wäre klug, diese Chemikalien mit einem vorsorgenden Ansatz anzugehen, bis wir ihre Effekte besser verstanden haben.", sagte EEA-Direktorin Jacqueline McGlade.

Hormonell wirksame Substanzen (EDCs) finden sich in vielen Alltagsprodukten wie Nahrungsmitteln, Medikamenten, Pestiziden, Haushaltsreinigungsmitteln und Kosmetikprodukten wieder. Einige Studien belegen, dass besonders bei der Entwicklung im Mutterleib EDCs nachweislich negative Auswirkungen auf den Fötus und dessen wachsende Organe haben. Hier werden Verbindungen zu den fortschreitenden Störungen bei Männern (Unfruchtbarkeit, beeinträchtigte Fortpflanzungsfähigkeit bei inzwischen bis zu 40 Prozent der männlichen Bevölkerung, geringe Samenqualität) gezogen. Bei Frauen geben die wachsenden Raten von Brustkrebserkrankungen Anlass zur Sorge - künstliche Östrogene und östrogenähnlich wirkende Stoffe aus der Umwelt stehen in Verdacht, Krebs zu fördern. Schilddrüsenkrebs besonders bei Frauen, Kindern und Jugendlichen sind stark angestiegen, in Frankreich um 155 Prozent. Auch in der Tierwelt kommt es durch den Eintrag von EDCs zu nachteiligen Effekten sowohl bei Wirbeltieren (z.B. Polarbären) als auch bei Wirbellosen (Schnecken, Muscheln und Insekten).

Die Umwelthormone können die normale Entwicklung und das Funktionieren des natürlichen Hormonhaushaltes unterbrechen oder stören. Da Hormone für das Immunsystem, die Verdauung, das Herz-Kreislaufsystem und den Stoffwechsel eine große Rolle spielen, können durch Fehlfuntionen viele Krankheiten entstehen. Die Zahl der Erkrankungen in diesem Bereich ist in den letzten Jahrzehnten ähnlich stark angestiegen wie die Verwendung von Chemikalien. Die Forschung vermutet hier Zusammenhänge, auch wenn diese nicht in jedem Fall nachweisbar sind. [jg]

Weybridge+15 (1996-2011) report on endocrine disruptors [PDF, 2,8 MB, 116 Seiten, englisch]
http://www.eea.europa.eu/publications/the-impacts-of-endocrine-disrupters

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Quelle:
EU-News, 11.05.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2012