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STADT/411: Wie das Stadtgrün die Gesundheit schützt (TU Berlin)


TU berlin intern 6/16
Die Hochschulzeitung der Technischen Universität Berlin

Wie das Stadtgrün die Gesundheit schützt
Bericht über die nachhaltigen Ökosystemleistungen von Parks und Gärten in urbanen Räumen

Von Sybille Nitsche


Die Stadt der Zukunft muss viele Herausforderungen bewältigen. Stadtnatur ist dabei ein entscheidender Baustein zur Lösung komplexer Probleme. Der dritte Bericht des Projekts "Naturkapital Deutschland - TEEB-DE" widmet sich diesem Thema. Unter dem Titel "Ökosystemleistungen in der Stadt - Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen" machen die 130 Autorinnen und Autoren die Bandbreite städtischer Ökosystemleistungen sichtbar und veranschaulichen ihre gesellschaftliche Bedeutung. Zudem stellen sie Ansätze vor, wie solche Werte stärker in der Stadtentwicklung berücksichtigt werden können.

"Städtische Parks und Gärten fördern den sozialen Zusammenhalt", betont der Leiter des dritten TEEB-DE-Berichts, Prof. Dr. Ingo Kowarik von der TU Berlin, "sie führen Jung und Alt ebenso zusammen wie unterschiedliche Kulturen. Sie sind Orte des Austausches in der Nachbarschaft und fördern die Identifikation mit dem eigenen Viertel." Besonders für Kinder und Jugendliche böten sie oft die einzige Möglichkeit für Sport und Spiel. Durch Naturräume würden zudem Naturerfahrungen und -erlebnisse im direkten Wohnumfeld möglich. Sie trügen zur Sensibilisierung der Menschen für die Natur bei. Die vielfältige Natur in der Stadt habe damit eine immense Bedeutung für die Gesundheit und Lebensqualität in den Städten, so Ingo Kowarik, Leiter des Fachgebietes Ökosystemkunde/Pflanzenökologie. "Und sie spart Geld", ergänzt Prof. Dr. Bernd Hansjürgens, Chefökonom vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Natur in der Stadt hat eine große wirtschaftliche Relevanz. Vor allem können Gesundheitskosten eingespart werden. "Allein in Berlin sind etwa vier bis fünf Prozent aller Sterbefälle eines Jahres direkt auf Hitze zurückzuführen. Stadtnatur verbessert das Stadtklima und reduziert somit auch hitzebedingte Erkrankungs- und Sterberaten", sagt Kowarik.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Reduzierung von Stress. Allein die drei für das Gesundheitswesen teuersten Erkrankungen, für die Stress als Mitursache gilt - Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparates und psychische Erkrankungen -, verursachen in Deutschland jährlich mehr als 100 Milliarden Euro Krankheitskosten.

Auch durch Lärmminderung kann Stadtnatur zur Kostenreduzierung beitragen. Durch Lärmminderung von bis zu drei Dezibel durch entsiegelte Flächen im Straßenraum können gesellschaftliche Kosten erheblich gesenkt werden. Diese liegen pro Dezibel Lärmpegelanstieg zwischen zehn Euro (unter 70 Dezibel) und 16 Euro (über 70 Dezibel) pro betroffener Person und Jahr. Die Reduktion von Feinstaub ist ein weiteres Beispiel für die positiven Leistungen von Stadtnatur.

Die dem Bericht zugrunde liegende ökonomische Betrachtungsweise zeigt insbesondere die Synergieeffekte auf, die durch Kooperationen in verschiedenen Handlungsfeldern entstehen können.


www.naturkapital-teeb.de/publikationen/projekteigene-publikationen/bericht-3.html

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Quelle:
TU Berlin intern Nr. 6, Juni 2016, Seite 10
Herausgeber:
Stabstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni der TU Berlin,
Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin
Telefon: (030)314-2 29 19/-2 39 22; Telefax: (030)314-2 39 09
E-Mail: pressestelle@tu-berlin.de;
www.pressestelle.tu-berlin.de
 
Erscheinungsweise: monatlich, neunmal im Jahr/31. Jahrgang


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2016

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