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STADT/249: Kompromiß im Streit über Bebauungspläne für Teile des Mauerparks (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 155 - April/Mai 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Mehr Mauerpark und mehr Bebauung
BVV Berlin-Mitte billigt neues Konzept zum Mauerpark - Erweiterung um fast sechs Hektar

Von Jochen Mühlbauer


Der Streit über die Bebauungspläne für Teile des Mauerparks (siehe DER RABE RALF Dezember 09/Januar 10, Seite 6)[*] hat sich durch einen neuen Kompromissvorschlag entschärft. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Berlin-Mitte unterstützte am 18. März das veränderte Konzept von Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), den Mauerpark zwischen Prenzlauer Berg und Wedding um fast sechs Hektar zu erweitern. Dies kommt der Planung des Mauerpark-Architekten Gustav Lange von 1993 sehr nahe, der eine Fläche von insgesamt 14 Hektar für den Mauerpark vorsah.

An den Rändern des zukünftig größeren Parks wird es allerdings auch mehr Bebauung geben. Denn mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP beschloss das Bezirksparlament, dass der Grundstückseigentümer (Vivico) für eine Fläche nördlich des Gleimtunnels Baurecht erhalten soll, damit dort ein neues Wohnviertel entstehen kann. Südlich des Gleimtunnels sollen keine Wohn-, sondern nur Gewerbegebäude erlaubt sein, um Konflikte zwischen Anwohnern und Parknutzern auszuschließen.

Die Immobilienfirma Vivico hatte sich zuvor bereit erklärt, im Gegenzug dem Land Berlin die Flächen für die Erweiterung des Mauerparks kostenlos zu überlassen. Eine Wohnbebauung mitten durch den Mauerpark, wie sie noch im November 2009 geplant war, ist erfreulicherweise durch diesen Kompromiss zwischen Politikern und Anwohnern jetzt vom Tisch.

Erfolg für Bürgerinitiativen

Heiner Funken, Vorstandsmitglied des Bürgervereins Gleimviertel, kommentiert die jüngste Planung zur Erweiterung des Mauerparks vorsichtig optimistisch: "Erstmals kann es zu einem Kompromiss kommen und die Bebauung des Mauerparks verhindert werden. Die Bürgerinitiativen empfinden das als Erfolg", sagt Funken.

Allerdings gehen die Diskussionen rund um den Mauerpark weiter. Denn es gibt noch keine konkreten Pläne, wie eine Wohnsiedlung nördlich der Gleimstraße gestaltet werden soll. Bisher ist das Areal eine Brache. In den leeren Garagen treffen sich die Jugendlichen aus dem Weddinger Brunnenviertel. Im Sommer finden zwischen Ahornhain und Schrottplatz halblegale Elektro-Partys statt. Mittes Baustadtrat Gothe möchte, dass dort Hausprojekte von Baugruppen entstehen. Der Architekt Gustav Lange plädiert für den Bau von Studentenwohnheimen. Die Grünen legen Wert auf autofreies Leben, weil die Erschließung des Baugrundstücks problematisch ist.

Der Bürgerverein Gleimviertel kritisiert Art und Masse der vorgesehenen Bebauung nördlich des Gleimtunnels und wird die Entwicklung dieses Bebauungsplans kritisch begleiten. Über die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung soll der begonnene Dialog zwischen Politikern und Anwohnern in Sachen Mauerpark in den nächsten Monaten fortgesetzt werden.

www.gleimviertel.de
www.mauerpark-fertigstellen.de
www.mauerpark.info

[*] Anmerkung der SB-Redaktion:
im Schattenblick siehe unter Infopool → Umwelt → Fakten →
STADT/226: Streit über die Zukunft des Mauerparks in Prenzlauer Berg (DER RABE RALF)


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 155, April/Mai 2010, Seite 9
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2010