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ÖKOSYSTEME/133: Heuschrecken als Indikatoren für den Klimawandel - Promotionsvorhaben an der Uni Osnabrück (idw)


Universität Osnabrück - 17.07.2019

Heuschrecken als Indikatoren für den Klimawandel - Promotionsvorhaben an der Universität Osnabrück


OSNABRÜCK.- Die Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die Biodiversität im Grasland Mitteleuropas untersucht Franz Löffler von der Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie der Universität Osnabrück in seinem Promotionsvorhaben. Die dabei durch ein Promotionsstipendium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Studie nimmt vor allem die Ausbreitung von Heuschreckenarten in den Blick, um Empfehlungen für ein nachhaltiges Management zum Schutz der Biodiversität zu geben.

Durch den voranschreitenden globalen Temperaturanstieg steht der Einfluss des Klimawandels auf die Biodiversität zunehmend im wissenschaftlichen und naturschutzpolitischen Interesse. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass der Klimawandel zukünftig die Hauptursache für den weiteren Verlust der weltweiten Artenvielfalt sein wird. Durch die komplexe Wirkungsweise des Klimawandels im Zusammenspiel mit weiteren Gefährdungsfaktoren, werden weitreichende Anpassungsmaßnahmen seitens des Naturschutzes notwendig. Bisher fehlen jedoch für viele Artengruppen wissenschaftliche Grundlagen, wie sich klimatische Veränderungen auf Arten und deren Lebensräume auswirken. Es ist deshalb häufig unklar, welche Schutzmaßnahmen eingesetzt werden können, um die biologische Vielfalt in mitteleuropäischen Ökosystemen langfristig zu erhalten.

Während an kältere und feuchte Umweltbedingungen angepasste Tier- und Pflanzenarten durch den Klimawandel zunehmend gefährdet sind, hat der rezente Temperaturanstieg zur Ausbreitung wärmeliebender Arten in Mitteleuropa geführt. Die Ergebnisse einer neu publizierten Studie in der Fachzeitschrift Biological Conservation belegen, dass die Arealerweiterung einiger Heuschreckenarten in höhere Lagen zu Verschiebungen in Artgemeinschaften verschiedener Grasland-Ökosysteme geführt hat. Ein Forscherteam aus der Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie der Universität Osnabrück hat hierzu aktuelle Daten zum Vorkommen aller Heuschreckenarten auf fast 70 Grünlandflächen in der Eifel erhoben und mit historischen Daten aus dem Jahr 1994 verglichen. Die Autoren der Studie konnten dabei zeigen, dass die Ausbreitung wärmeliebender Heuschreckenarten in Lebensräumen mit einem guten Erhaltungszustand zu einer Zunahme der Heuschreckenartenvielfalt geführt hat, wohingegen im brachliegenden Feuchtgrasland keine Veränderung der mittleren Artenzahl festgestellt werden konnte.

Um zu quantifizieren in welchem Maße diese Veränderungen klimainduziert sind, haben die Autoren einen Temperatur-Index angewandt, der das Wärmebedürfnis der vorkommenden Arten abbildet. "Heuschrecken sind generell wärmeliebende Organismen. Die Verbreitung vieler Arten ist dementsprechend auf wärmebegünstigte Regionen Europas beschränkt. Der Anstieg im Community Temperature Index in unserer Studie ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass sich die Artgemeinschaften zu Gunsten wärmeliebender Arten verschoben haben", erläutert Arbeitsgruppenleiter apl. Prof. Thomas Fartmann.

Für weniger mobile Heuschreckenarten mit spezifischen Habitatansprüchen konnten in der Studie jedoch nur geringfügige Veränderungen festgestellt werden. Eine Ausbreitung dieser Arten ist in vielen Landschaften Mitteleuropas durch die starke Isolation ihrer Lebensräume nur eingeschränkt möglich. "Unsere Ergebnisse weisen nicht nur darauf hin, dass die globale Erwärmung aktuell zu einer Ausbreitung wärmeliebender Heuschreckenarten führt. Sie zeigen auch, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität maßgeblich von der Habitatqualität und der Vernetzung der Lebensräume abhängen. Damit Arten ihre Verbreitungsareale den klimatischen Veränderungen anpassen können, ist ein funktionierender Biotopverbund von essenzieller Bedeutung", betont Doktorand Franz Löffler. Da für einige Heuschreckenarten langfristig auch negative Bestandstrends prognostiziert werden, gilt es frühzeitig Maßnahmen zu etablieren, die die Anpassungskapazität der Grasland-Ökosysteme gegenüber dem Klimawandel erhöhen und dazu beitragen die Artenvielfalt im Grasland langfristig zu erhalten.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Osnabrück - 17.07.2019
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2019

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