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MELDUNG/300: Rostwasser bei S21 (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 25. Juli 2014

Der BUND zum Rostwasser bei S21

"Stuttgart 21": Rostwasser - die Öffentlichkeit fischt im Trüben



Bei den Vorbereitungsarbeiten für "Stuttgart 21" wurde mehrfach mit Rost verunreinigtes Wasser gefunden, zuletzt infolge eines LKW-Unfalls am 24. Juni. "Vor der Öffnung der Baugrube am 5. August müssen die Widersprüche und offenen Fragen bezüglich Rostwasser öffentlich, transparent und nachvollziehbar geklärt werden", fordert BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender, "die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht zu erfahren, was beim Abpumpen von geplanten 6,8 Milliarden Litern Grundwasser aus dem Stuttgarter Talgrund geschieht und was das für ihre Umwelt bedeutet."

Stuttgart. Am 5. August 2014 soll die erste große Baugrube für das Bahnprojekt "Stuttgart 21" im Mittleren Schlossgarten ausgehoben werden. Das dabei anfallende Grundwasser soll abgepumpt, filtriert und dann wieder über Infiltrationsbrunnen in den Untergrund eingeleitet werden. Große Wassermengen werden auch direkt in den Neckar geleitet. Bisher lief das Grundwassermanagement nur im Probebetrieb bzw. auf niedrigem Niveau.

Mitte April dieses Jahres haben besorgte Bürgerinnen und Bürger an öffentlich zugänglichen Stellen dem S21-Rohrsystem Wasser entnommen und von anerkannten Wasserlabors untersuchen lassen. Das Ergebnis war alarmierend - das unter Druck stehende Wasser enthielt hohe Eisenkonzentrationen.

"Eisenhaltiges Wasser führt zu sogenannter "Verockerung" von Lebensräumen - das ganze Erdreich und die Gewässer werden braun. Dabei kann die im Wasser lebende Tierwelt komplett vernichtet werden", erläutert BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender, "es ist ein Unding, dass Bahn und Behörden den Umwelt- und Naturschutz wieder einmal mit Füßen treten."

Da S21-Grundwasser auch direkt in den Neckar geleitet wird, können dort Fische vergiftet werden. Konzentrationen von 2 bis 3 Milligramm pro Liter (mg/l) an gelöstem Eisen können zu einem Totalausfall der Fischbrut führen - in den S21-Rohren wurden bis zu 140 mg/l gemessen.

Dahlbender erinnerte zudem daran, dass über Jahre hinweg immer betont wurde, wie wichtig der Grund- und Mineralwasserschutz bei "Stuttgart 21" sei. "Schon bei der ersten praktischen Bewährungsprobe tauchen alle zuständigen Ämter ab, die Öffentlichkeit fischt im Trüben", so die BUND-Landesvorsitzende.

Der Sachverhalt war noch im April von den Ingenieuren 22 dem Eisenbahn-Bundesamt sowie der Unteren und Oberen Wasserbehörde gemeldet worden. Mitte Mai und Anfang Juni antwortete Baubürgermeister Matthias Hahn als Chef der Unteren Wasserbehörde. Hahn berichtete, dass man die Bahn zur Überprüfung an 19 Einleitungsstellen veranlasst habe und diese Sichtprüfungen keinen Anfangsverdacht erkennen ließen. Darüber hinaus wurden Stichproben von 3 Infiltrationsbrunnen auf Eisen untersucht. Die Befunde waren angeblich ebenfalls unbedenklich.

Am 24.06.2014 hat jedoch ein LKW Teile der Tragekonstruktion der Grundwassermanagement-Leitungen an der Baustelle Jägerstraße umgerissen. Aus den offenen Rohrleitungen ist deutlich sichtbar stark mit Rost verunreinigtes Wasser ausgetreten. Entsprechende Bilder wurden in verschiedenen Medien veröffentlicht. Seither gab es für die Öffentlichkeit keine Antworten mehr auf die vielen offenen Fragen in dieser Sache.

Vor diesem Hintergrund fordert der BUND die Beantwortung folgender Fragen durch Bahn und Behörden:

  • Was ist die Ursache für die bisher eindeutig nachgewiesene Rostverschmutzung?
  • Hat die Untere Wasserbörde eigene Wasseranalysen durchgeführt?
  • Wenn ja, wie sehen die genauen Untersuchungsergebnisse aus?
  • Erfolgte die Probeentnahme unangemeldet?
  • Wurden die Leitungen vor den Probeentnahmen gespült?
  • Wohin wurde das Spülwasser entsorgt?
  • Wie ist der hohe Mineralgehalt des Pumpenwassers zu erklären?

"Sollte Korrosion der Wasserrohre aus Stahl die Ursache für das Rostwasser darstellen, fordert wir den Austausch der Rohre durch korrosionsbeständiges Material. Die unersetzbaren Mineralwasservorkommen in Stuttgart rechtfertigen diese Maßnahme", so Dahlbender. Ein Vergleich mit anderen Städten wie Berlin und München, wo bei Baumaßnahmen ebenfalls nicht korrosionsbeständige Rohre verwendet wurden, ist unzulässig, da es dort keine Heilquellenschutzgebiete gibt.

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Quelle:
Presseinformation, 25.07.2014
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2014