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LUFT/536: Schadstoffbelastung im Kieler Hafen gefährdet Gesundheit von Anwohnern und Touristen (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 11. Juni 2015

Feriensaison startet mit dicker Luft aus Fähr- und Kreuzfahrtschiffen

NABU: Luftschadstoffbelastung im Hafen von Kiel gefährdet Gesundheit von Anwohnern und Touristen


Kiel, 11. Juni 2015. Die Luftschadstoffbelastung durch Schiffe im Kieler Hafen gibt Messungen des NABU zufolge Anlass zur Sorge: Die Umweltschützer stellten an den Fähr- und Kreuzfahrtterminals trotz widriger Messbedingungen aufgrund von stark wechselnden Windverhältnissen eine hohe Konzentration an ultrafeinen Partikeln in der Atemluft fest. Diese lag teilweise bis zu 20-fach über dem ortsüblichen Niveau, der sogenannten Hintergrundbelastung, und ist auf die Verwendung von minderwertigem Kraftstoff sowie mangelnde Abgastechnik an Bord der Schiffe zurückzuführen.

Angesichts der wachsenden Zahl von Kreuzfahrtanläufen im Kieler Hafen warnte der NABU vor der zunehmenden Abgasbelastung durch den Schiffsverkehr und forderte Reeder und Hafenverwaltung auf, umgehend tätig zu werden.

Ingo Ludwichowski, Geschäftsführer des NABU Schleswig-Holstein: "Die boomende Kreuzfahrtindustrie sowie der ohnehin vorhandene Fährverkehr bescheren dieser Stadt ein zunehmendes Abgasproblem. Aus unserer Sicht stehen die Reeder klar in der Pflicht, alles zu unternehmen, um die Abgasbelastung für Anwohner und Touristen zu reduzieren." Der Seehafen Kiel selbst könne umweltfreundliche Schiffe gegenüber solchen mit vergleichsweise hohen Emissionen bevorzugen. So würden Anreize für die Reeder geschaffen, in moderne Abgastechnik sowie alternative Kraftstoffe und Antriebe zu investieren.

Dr. Axel Friedrich, Leiter der Luftschadstoffmessungen: "Die großen Motoren der Schiffe laufen auch während der Liegezeit im Hafen weiter und wirken daher wie kleine Kraftwerke, die ungefiltert große Mengen an Luftschadstoffen über der Stadt verteilen. Mit dem Unterschied, dass man dieses Verhalten keinem Kraftwerksbetreiber durchgehen lassen würde." Mit der Umstellung auf schwefelarmen Diesel und dem Einsatz von Partikelfiltern sowie Stickoxidkatalysatoren könnten weit über 90% der Schadstoffemissionen vermieden werden.

Der NABU hat mit Untersuchungen der Luftqualität bereits in mehreren deutschen Hafenstädten wie Hamburg und Warnemünde die extrem hohe Belastung der Atemluft durch Schiffsabgase belegt, an deren Folgen jedes Jahr rund 50.000 Menschen allein in Europa vorzeitig sterben. Vor allem Dieselruß und Stickoxide verursachen gravierende Erkrankungen des Herzkreislaufsystems wie Herzinfarkte sowie der Atemwege bis hin zu Krebs. Die WHO hat Dieselruß mittlerweile als ebenso krebserregend eingestuft wie Asbest.

Erst vergangene Woche haben Wissenschaftler der Universität Rostock und des Virtuellen Helmholtz Institutes HICE zudem erstmals die Auswirkungen von Schiffsabgasen auf menschliche Lungenzellen nachgewiesen. Die Studie bestätigte die Gefahr gravierender Gesundheitsschäden und nannte Partikelfilter für Schiffsmotoren in Kombination mit schwefelarmen Kraftstoffen als Lösung.

Mehr Informationen zu den Messungen unter
www.NABU.de/ships

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Quelle:
Presseinformation, 11.06.2015
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2015

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