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LÄRM/100: Leisere Fahrzeuge - Entwurf für EU-Verordnung (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 13. Dezember 2011 / Emissionen

Leisere Fahrzeuge - Entwurf für EU-Verordnung


Die EU-Kommission hat einen Vorschlag für eine Neuregelung über den Geräuschpegel von Kraftfahrzeugen vorgelegt. Die Grenzwerte für den Lärmausstoß von leichten, mittelschweren und schweren Fahrzeugen sollen gesenkt werden.Umweltverbände fordern zusätzliche Reduktionsmaßnahmen.

Bereits 1996, als die EU-Kommission das Grünbuch über Lärmbelastung veröffentlichte, wurde der Anteil der Bevölkerung, der "untragbaren" Lärmpegeln ausgesetzt war, auf 20 Prozent geschätzt. Die Hälfte der Bevölkerung in Stadtgebieten sei durch Straßenverkehrslärm Geräuschpegeln von über 55 Dezibel (dB) ausgesetzt, was zu starken Gesundheitsbeeinträchtigungen führt.

Im Entwurf schlägt die EU-Kommission vor, die Grenzwerte für leichte und mittelschwere Fahrzeuge in zwei Schritten von jeweils 2 dB und für schwere Fahrzeuge in zwei Schritten von 1 dB (erster Schritt) und 2 dB (zweiter Schritt) gesenkt. Dies werde zu einer Senkung der Lärmbelastung um etwa 3 dB für den frei fließenden Verkehr und um bis zu 4 dB für den Gelegenheitsverkehr führen. Ein Viertel der Personen, die von Lärm betroffen sind, sollen davon profitieren. Der Vorschlag enthält außerdem neue Prüfverfahren für Typgenehmigung unter realen Verkehrsbedingungen und Mindestgeräuschpegel für Elektro- und Elektrohybridfahrzeuge.

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der europäische Dachverband Transport & Environment (T&E) forderten einen zusätzlichen dritten Schritt zur Reduktion von Verkehrslärm. Der jetzige Verordnungsentwurf lege die Werte auf längere Zeit fest, weshalb spürbare Verbesserungen eingeführt werden müssten. Angesichts der prognostizierten Verkehrszunahme würden die Lärmeinsparungen sonst langfristig schnell wieder zunichte gemacht. Besonders kritisch sehen die Verbände die "schwache Regulierung für den Lkw-Verkehr". Dieser sei für rund die Hälfte des Verkehrslärms verantwortlich, obwohl er nur drei Prozent der Fahrzeuge stelle. "Es ist unverständlich, warum im vorliegenden EU-Entwurf Lkw im Vergleich zu Pkw weniger reduzieren müssen. Zumal der erste Reduktionsschritt de facto zu keiner Veränderung führen würde", kritisierte der VCD-Verkehrslärmexperte Gregor Kolbe.

Nach Luftverschmutzung stellt Verkehrslärm laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das zweitgrößte Gesundheitsrisiko dar - mit schwerwiegenden Folgen wie Herzinfarkten und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Schlafstörungen und Stress. Der Studie zufolge sind 1,8 Prozent der Herzinfarkte in wirtschaftlich starken europäischen Ländern auf Verkehrslärm zurückzuführen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien die häufigste Todesursache in der EU und belasteten das Gesundheitsbudget mit etwa 40 Prozent. Eine 2008 erschienene Studie von T&E zeigte, dass Schienen- und Straßenlärm europaweit jedes Jahr für 50.000 tödlich verlaufende Herzinfarkte und 200.000 Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich sind (siehe EU-News 31.03.2011)(*). [jg]


(*) http://www.eu-koordination.de/umweltnews/news/emissionen/794-who-studie-laerm-zweitgroesstes-gesundheitsrisiko

Verordnungsvorschlag KOM(2011)856
http://ec.europa.eu/enterprise/sectors/automotive/files/com-2011-856_de.pdf

Reaktion VCD
http://www.vcd.org/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=926&cHash=6ed2ad6f737337e39910b9e97ab7e79d


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Quelle:
EU-News, 13.12.2011
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2011