Karlsruher Institut für Technologie - 09.09.2016
Wolkenphysik: Forscherin des KIT erhält ERC Starting Grant
Wolken haben wesentliche Bedeutung für Wetter und Klima: Ob sie als "Schutzschild" vor Sonneneinstrahlung kühlen oder aber umgekehrt zur Erwärmung beitragen, hängt von Höhe und Zusammensetzung ab. Die Untersuchung der thermodynamischen Wolkenphase - das heißt der Frage, ob Wolken aus Wasser, Eis oder beidem bestehen - ist Schwerpunkt der Forschung von Professorin Corinna Hoose am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ihr Ziel ist es, Simulationen mit Satellitenbeobachtungen zusammenzuführen und so Prozessverständnis und Vorhersagbarkeit zu verbessern. Dieses Vorhaben fördert der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) mit 1,5 Millionen Euro in einem Starting Grant.
Mit dem Grant, der als eine der begehrtesten Förderungen in Europa gilt, unterstützt der ERC wegweisende Projekte von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern.
Die Wolkenbildung beginnt mit Aerosolen, kleinsten Partikeln, die als Kondensationskerne dienen, an denen sich Wassertröpfchen bilden. Corinna Hoose interessiert sich in ihrer Forschung besonders für Mischphasenwolken. Das sind solche, in denen flüssiges Wasser und Eis gleichzeitig auftreten können und in denen die Aerosole als Eiskeime wirken. Mischphasenwolken lösen vermutlich die Mehrheit der Niederschläge aus. "Ob sich in Mischphasenwolken Eis bildet, hängt von sehr vielen mikrophysikalischen Faktoren und Prozessen ab - möglich ist sie im Prinzip zwischen 0 und -37 Grad Celsius", sagt die Wissenschaftlerin, die am KIT die Arbeitsgruppe Wolkenphysik leitet. Diese Prozesse besser zu verstehen und vorhersagbar zu machen, ist Ziel ihres Projekts "Closure of the Cloud Phase - C2Phase". Denn ob eine Wolke aus Eispartikeln, flüssigen Wassertropfen oder beidem besteht, hat bedeutenden Einfluss auf ihre Entwicklung und ihre Eigenschaften. So kann sich Vereisung auf das Rückstrahlvermögen der Wolke und damit auf die Erderwärmung auswirken. Wolken mit flüssigen Wassertropfen reflektieren die Sonneneinstrahlung dagegen stärker.
"Sobald sich das erste Eis gebildet hat, setzt sich die weitere Vereisung meist sehr schnell fort, sodass Wolken entweder überwiegend flüssig sind oder überwiegend aus Eis bestehen. Diese Verteilung der Wolkenphase lässt sich bislang in Wetter- und Klimamodellen aber noch nicht ausreichend simulieren", so Hoose. In "C2Phase" will sie deshalb neue hochauflösende Modelle mit der Satellitenbeobachtung kombinieren. Im Fokus stehen dabei die räumliche, zeitliche und temperaturabhängige Verteilung der Wolkenphase. "Wir wollen zeigen, dass der Prozess der Eisbildung inzwischen so gut in numerischen Modellen verstanden und beschrieben ist, dass eine Vorhersage der Verteilung der Wolkenphase unter unterschiedlichen Bedingungen - die sich aus dem Weltraum beobachten lassen - möglich wird." Corinna Hoose und ihr Team wollen dann auch untersuchen, wie sich die verbesserte Vorhersage für Wetter- und Klimamodelle einsetzen lässt. Räumlich wird sich die Forschung auf Europa beziehen, da hier mit dem Satelliteninstrument SEVIRI hochwertige Daten zur Verfügung stehen und über alle Jahreszeiten hinweg unterschiedliche Mischphasenwolken auftreten.
Weitere Informationen zur Forschung von Professorin Corinna Hoose:
http://www.imk-tro.kit.edu/14_1794.php
Zur Person
Corinna Hoose studierte zwischen 1999 und 2004 Physik an der damaligen
Universität Karlsruhe (TH), heute Karlsruher Institut für Technologie
(KIT). Ihr Diplom bestand sie 2004 mit Auszeichnung, parallel erwarb
sie den französischen Abschluss "Maîtrise de Physique" ebenfalls
mit Bestnote. Für ihre außerordentlichen Leistungen im
Austauschprogramm zwischen Karlsruhe und Grenoble erhielt sie 2003 den
Deutsch-Französischen Hochschulpreis. Zwischen 2005 und 2008
promovierte sie an der ETH Zürich zum Thema "Aerosol Processing and
its Effect on Mixed-Phase clouds in a Global Climate Model", für ihre
Dissertation wurde sie mit der Medaille der ETH ausgezeichnet.
Anschließend forschte sie bis 2010 als Postdoktorandin an der
Universität Oslo in Norwegen. Im Jahr 2010 kehrte Corinna Hoose ans
KIT zurück und leitet seitdem die Helmholtz-Nachwuchsgruppe "Aerosol
effects on cloud ice, precipitation and climate". Seit 2013 ist die
36-jährige Physikerin Professorin für Theoretische Meteorologie am
KIT.
Der Starting Grant 2016 ist die neunte Ausschreibung. Insgesamt gingen 2935 Anträge ein; nur 325 (11 Prozent) werden gefördert. Bei vergangenen Ausschreibungen waren insgesamt sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT erfolgreich.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.imk-tro.kit.edu/14_1794.php
http://www.klima-umwelt.kit.edu
Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news658773
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1173
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Karlsruher Institut für Technologie, Monika Landgraf, 09.09.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2016
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