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EUROPA/215: Droht die EU-Energieeffizienzrichtlinie für Gebäude zu scheitern? (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 09.07.2009

Droht die EU-Energieeffizienzrichtlinie für Gebäude zu scheitern?


Zahlreiche Mitgliedstaaten wenden sich gegen Kernpunkte der Neufassung der EU-Richtlinie über die Energieeffizienz von Gebäuden. Auf einem Treffen der Arbeitsgruppe des EU-Energieministerrates diskutierten die Regierungsvertreter den Kommissionsvorschlag vom November letzten Jahres sowie die Änderungsanträge des EU-Parlaments, das Ende April abgestimmt hatte.

Viele EU-Regierungen sind beispielsweise dagegen, den Anwendungsbereich der Richtlinie auf alle Gebäude auszudehnen. Bisher greifen die Vorschriften erst ab einer Gesamtnutzfläche von über 1000 m² mit der Folge, dass nur etwa ein Viertel des Gebäudebestandes überhaupt Effizienzstandards nach größeren Renovierungen einhalten muss. Den Wunsch des Parlaments, dass ab 2019 nur noch Nullenergiehäuser gebaut werden, halten viele Mitgliedstaaten für unrealistisch.

Die Liste strittiger Punkte ist lang. Dennoch plant die Schwedische EU-Ratspräsidentschaft das Gesetz bis zum 7. Dezember unter Dach und Fach zu bringen. An diesem Tag trifft sich der EU-Energieministerrat. Auch über andere Vorschläge für Energieeffizienzgesetzte soll bis zu diesem Stichtag Einigung herrschen. Damit will die Schwedische Regierung ein Zeichen zu Beginn der Verhandlungen über ein globales Klimaabkommen in Kopenhagen setzen. Schweden hat sich für die Ratspräsidentschaft auf die Fahne geschrieben, die EU auf eine ökoeffiziente Wirtschaft umzustellen. Um die Regierungen auf diesen Kurs einzuschwören, veranstaltet sie zwischen dem 23. und 25. Juli in Schweden ein informelles Treffen der europäischen Energie- und Umweltminister. Basis hierfür liefert eine Studie, die das Umweltinstitut Stockholm im Auftrag der Regierung erstellt hat. Sie zeigt die Möglichkeiten für Europa auf, Vorreiter in der globalen Umstellung auf Ökoeffizienz zu werden.

Der Gebäudesektor ist dabei von zentraler Bedeutung, denn er bietet als größter Energieverbraucher in der EU ein enormes Potenzial, Energie einzusparen. Auf ihn entfallen 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und 36% der CO2-Emissionen. Wird die Gebäude-Richtlinie, wie von der Kommission vorgeschlagen, umgesetzt, ließen sich der Endenergieverbrauch bis 2020 um fünf bis sechs Prozent und die CO2-Emissionen um vier bis fünf Prozent verringern. Die Kommission schätzt, dass die Wirtschaft bei Investitionen von 8 Milliarden im Jahr bis 2020 jährlich 25 Milliarden Euro Energiekosten einsparen könnte und 450.000 direkte Arbeitsplätze im Baugewerbe entstehen würden. [mv]


Factsheet zur Gebäuderichtlinie
http://eu-koordination.de/PDF/2009-06_Gebaeuderichtlinie

Studie des "Stockholm Environment Institute:
http://www.sei.se/publications.html?task=view&catid=5&id=1241

A European Eco-Efficient Economy: Governing climate, energy and competitiveness Informationsseite der EU-Kommission
http://ec.europa.eu/energy/efficiency/buildings/buildings_en.htm

Index. Energieeffizienz, Klima


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 25/09, 09.07.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 09.07.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2009