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BODEN/172: Boden des Jahres 2015 - Pseudogley (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 189 - Dezember 2015/Januar 2016
Die Berliner Umweltzeitung

Rückblick ...
Boden des Jahres 2015: Pseudogley (Stauwasserboden)

von Jörg Parsiegla


Mit der seit 2005 in den deutschsprachigen Ländern einschließlich der Schweiz stattfindenden Aktion Boden des Jahres soll die Bedeutung des Bodens für die Menschen und seine Schutzwürdigkeit vermittelt werden. Sie wurde ursprünglich von der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft (DBG) und vom Bundesverband Boden (BVB) initiiert. Der Titel wird immer zum Internationalen Tag des Bodens am 5. Dezember für das Folgejahr vergeben.


Foto: By Vergelter at German Wikipedia [Public domain], via Wikimedia Commons

Pelosol-Pseudogley auf Löss, mit weit in die Stauschicht vordringender Tannenpfahlwurzel
Foto: By Vergelter at German Wikipedia [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Pseudogley ist in der deutschen und mitteleuropäischen Bodensystematik der wichtigste Typ aus der Klasse der Stauwasserböden. In diesen wird das im Boden versickernde Niederschlagswasser durch einen dichten Bodenbereich gestaut. Im Winter und Frühjahr und ist der Boden die meiste Zeit vernässt. Im Sommer und Herbst dagegen kann der Boden austrocknen.


Foto: By U. Burkhardt (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

Pseudogley (Ah-Sw-Skw-Sd) auf Keuperlösslehm im Dinkelberggebiet, Südschwarzwald
Foto: By U. Burkhardt (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

Der Wasserstau entsteht dadurch, dass ein plötzlich weniger gut wasserdurchlässiger Horizont im Bodenprofil vorliegt. Dieser Fall kann zum einen durch den Sedimentationsprozess in Form eines Schichtwechsels auftreten, zum anderen kann eine sogenannte Einlagerungsverdichtung vorliegen, bei der Tonpartikel im Bodenprofil nach unten verlagert werden (Lessivierung). In beiden Fällen verdrängt das sich stauende Wasser die Bodenluft aus den Poren, sodass reduzierende Bedingungen entstehen. Bei gleichzeitiger Oxidation von organischer Substanz werden EisenIII und ManganIV,III in ihre zweiwertigen Varianten umgewandelt. In reduzierter Form als Fe2+ bzw. Mn2+ sind sie in der Bodenlösung mobil und gelangen durch Diffusion auch ins Innere der Bodenaggregate. Hier widerum ist in mit Stauwasser gesättigten Horizonten oft noch Bodenluft eingeschlossen, so dass Eisen und Mangan erneut oxidieren und es zur Bildung von gebleichten Aggregataußenbereichen einerseits und rostfarbenen bis schwarzen Eisen- und Mangan(hydr)oxid-Flecken beziehungsweise -Konkretionen (sphärische Materialanreicherungen) im Aggregatinnern andererseits kommt. So entsteht die typische Sprenkelung oder Marmorierung des Bodens.

Pseudogleye sind in Mitteleuropa sowohl im Tiefland als auch in den Mittelgebirgen verbreitet. Sie sind typische Böden der Grundmoränen, in Deutschland findet man sie deshalb bevorzugt in den eher niederschlagsreichen und küstennahen Gebieten Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommerns. Ebenfalls häufig sind sie auf den Hochflächen der deutschen Mittelgebirge, wo Tone sowie Ton- und Schluffsteine anstehen, verbreitet.

Pseudogleye sind wegen ihrer Staunässe eher problematische Standorte und werden vornehmlich als Wiesen genutzt oder mit Wald besetzt. Letzterer sind oft schlechtwüchsig, weil die Wurzeln der Bäume die jahreszeitlich sauerstoffarmen Horizonte meiden und entsprechend nur flach wurzeln. Trotzdem können an Stau- beziehungsweise Wechselfeuchte angepasste Wälder sowohl stabil und ertragreich als auch ökologisch wertvoll sein. Sind Pseudogleye durch Einlagerungsverdichtung aus Parabraunerden oder Fahlerden entstandenen, geben sie auch brauchbare Ackerstandorte ab.

Stauwasserböden - obwohl witterungs-und klimasensibel - sind aufgrund ihrer extremen Standortbedingungen wertvoll als Lebensraum seltener Tierund Pflanzengemeinschaften. Als Puffer speichern sie Niederschlagswasser, das zeitverzögert verdunstet und in Trockenzeiten Flora und Fauna zugutekommt.


Weitere Informationen:
www.dbges.de/wb/media/BdJ/BdJ2015/Flyer_BdJ_2015final.pdf

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Quelle:
DER RABE RALF
26. Jahrgang, Nr. 189, Seite 26
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Januar 2016

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